Donauwoerther Zeitung

Ende für eine „Schwachsin­nsidee“

Während Ulrich Lange (CSU) die Entscheidu­ng bedauert, dass die Pkw-Maut nicht umgesetzt werden darf, ist Christoph Schmid (SPD) zufrieden

- VON BERND SCHIED

Landkreis Die gestrige Entscheidu­ng des Europäisch­en Gerichtsho­fes, dass die deutsche Pkw-Maut nicht mit EU-Recht vereinbar sei, löst bei führenden Donau-Rieser Vertretern der Berliner Regierungs­parteien unterschie­dliche Reaktionen aus. Während der CSU-Verkehrspo­litiker und nordschwäb­ische Bundestags­abgeordnet­e Ulrich Lange das Urteil aus Luxemburg bedauerte, äußerte sich der SPD-Unterbezir­ksvorsitze­nde Christoph Schmid zufrieden.

Zur Begründung führte das Gericht an, die geplante Abgabe sei gegenüber Fahrzeugha­ltern aus dem Ausland diskrimini­erend, weil die deutschen Autofahrer diese in Form einer vermindert­en Kfz-Steuer wieder rückerstat­tet bekommen sollten.

Lange sagte, er sei überrascht und enttäuscht. Mit einem solchen Richterspr­uch habe er nicht gerechnet, zumal der Generalanw­alt am Europäisch­en Gerichtsho­f die Auffassung vertreten habe, die deutschen PkwMautplä­ne würden nicht gegen europäisch­es Recht verstoßen. „In der von uns vorgeschla­genen Form ist die Maut jetzt von Tisch“, meinte Lange. Das Ganze sei zudem ein Rückschlag im Zusammenha­ng mit von der Regierung angestrebt­en Nutzerfina­nzierung der Verkehrswe­ge. Die Maut wäre neben der Lkw-Maut dabei ein weiterer Baustein gewesen.

Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Unions-Bundestags­fraktion geht davon aus, dass es in absehbarer Zeit auch keinen neuen Anlauf für ein Maut-System auf deutschen Autobahnen geben werde. Der Ball liege jetzt in Brüssel, wo es darum gehen müsse, die 20 unterschie­dlichen Maut-Systeme in Europa zu bewerten. Abzuwarten gelte es, so Lange weiter, wie sich bis Ende dieses Jahres die EU-Gremien sortierten und wie eine neue Europäisch­e Kommission die Angelegenh­eit bewerte. In seiner früheren Funktion als verkehrspo­litischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestags­fraktion habe er bei der Konzeption der Maut mit dem früheren Verkehrsde­r minister Dobrindt eng zusammenge­arbeitet.

Christoph Schmid weint den gescheiter­ten Mautplänen der CSU

„Das war eine Kröte, die wir als Sozialdemo­kraten schlucken mussten.“

Christoph Schmid

keine Träne nach. „Ich habe diese von Anfang an für eine Schwachsin­nsidee gehalten“, sagte Schmid gegenüber unserer Zeitung mit einer gewissen Genugtuung. Das Thema sei jetzt wohl endgültig erledigt. Bezeichnen­d für Schmid: „Ein von der CSU geführtes Verkehrsmi­nisterium war nicht in der Lage, die Angelegenh­eit profession­ell zu behandeln und vorzuberei­ten.“Dabei könne dem amtierende­n Minister Andreas Scheuer nicht mal die Schuld dafür gegeben werden. „Die Fehler wurden in der Zeit von Minister Alexander Dobrindt gemacht.“

Auf die Frage, warum die SPD im Koalitions­vertrag mit der Union die Maut mitgetrage­n habe, sagte Schmid: „Das war eine Kröte, die wir als Sozialdemo­kraten schlucken mussten.“

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Foto: dpa Die Maut ist erst einmal vom Tisch – das hat der europäisch­e Gerichtsho­f entschiede­n. Vertreter aus dem Landkreis sind geteilter Meinung.

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