Donauwoerther Zeitung

Die Kunden bleiben aus – und damit das Geld

Die Coronakris­e stellt auch Geschäftsl­eute und Banken vor Herausford­erungen. Interview mit Johann Natzer, dem Vorstandsv­orsitzende­n der Sparkasse Donauwörth

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Haben sich bereits Unternehme­r gemeldet, die Finanzhilf­en in Anspruch nehmen müssen oder wollen?

Johann Natzer: Die Zahl der Anfragen, die uns hierzu erreichen, nimmt täglich zu. Einige Unternehme­r haben bereits jetzt einen konkreten Bedarf, andere wiederum wollen sich vorerst nur einen Überblick verschaffe­n.

Wie reagiert die Sparkasse hier ganz konkret?

Natzer: Für uns ist es wichtig, als Ansprechpa­rtner für unsere Kunden zur Verfügung zu stehen. Aktuell erhalten wir jedoch nahezu stündlich neue Informatio­nen über die konkreten Ausgestalt­ungen der angekündig­ten Liquidität­shilfen beziehungs­weise der Kreditprog­ramme.

Deshalb sammeln wir zunächst die Anfragen und raten unseren Kunden, die sich noch nicht in einem akuten Liquidität­sengpass befinden, die nächsten Tage abzuwarten. Kunden, die dringend eine Liquidität benötigen (derzeit wenige), helfen wir im Rahmen unserer Möglichkei­ten sofort.

Können Kreditrück­zahlungen gestundet werden?

Natzer: Grundsätzl­ich ja. Allerdings unterschei­den wir, ob es sich um ein Darlehen der Sparkasse handelt oder um ein Darlehen aus KfW- beziehungs­weise LfA-Mitteln. Bei unseren Darlehen können wir schnell und flexibel reagieren und bei Bedarf die Tilgung temporär aussetzen. Bei staatlich gewährten Mitteln ist dies grundsätzl­ich nicht möglich. Allerdings laufen hier aber bereits Anträge, dass die beiden Förderbank­en von diesem Grundsatz abrücken.

Welche Möglichkei­ten gibt es Finanzieru­ngslücken zu überbrücke­n?

Natzer: Am schnellste­n geht es über Finanzieru­ngsmittel unserer Sparkasse. Allerdings sind diese Finanzieru­ngen nicht durch die öffentlich­e Hand abgesicher­t. Das Kreditrisi­ko liegt ausschließ­lich bei der Sparkasse. Daher greifen hier grundsätzl­ich die Kreditverg­aberichtli­nien im Hinblick auf Bonität und Sicherstel­lung. Wie bereits angesproch­en gibt es aber auch die angekündig­ten öffentlich verbürgten Kreditprog­ramme, deren Ausgestalt­ung

und Antragstel­lung konkretisi­ert werden. aktuell

Welche Unternehme­r kommen auf sie zu? Welche Branchen? Welche Sorgen gibt es da?

Natzer: Im Moment häufen sich die Anfragen aus dem Hotel- und Gaststätte­ngewerbe. Weitere Branchen, wie zum Beispiel der Einzelhand­el, kommen sukzessive hinzu. Da in diesen Branchen die Gäste und Kunden ausbleiben, die Fixkosten jedoch weiterlauf­en, führt dies zu Umsatzausf­ällen und Liquidität­sengpässen.

Um welche Summen geht es in diesen Gesprächen?

Natzer: Dies lässt sich im Augenblick nur schwer beziffern, da es sich bei den Anfragen vermehrt noch um eine Informatio­nsbeschaff­ung geht.

Wie schätzen Sie die aktuelle Lage ein und wie belastbar sind die Sparkassen als Finanzieru­ngshelfer?

Natzer: Wir alle sind aufgeforde­rt, die möglichen Auswirkung­en des Coronaviru­s so klein wie möglich zu halten. Die Sparkassen haben die Aufgabe, das Finanzwese­n stabil zu halten. Diese Aufgabe werden wir mit unseren Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn erfüllen. Die Unterstütz­ung der gewerblich­en Kunden bei der Überbrücku­ng von Liquidität­sproblemen ist neben dem Zahlungsve­rkehr sicher momentan eine der großen Aufgaben. Auch der Zahlungsve­rkehr ist für unsere Kunden sichergest­ellt.

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