Donauwoerther Zeitung

Ein gespaltene­s Dorf

Überrasche­nde Stichwahl in Hohenalthe­im verursacht Irritation­en

- VON DAVID HOLZAPFEL

Hohenalthe­im Martina Göttler klingt resigniert am Telefon, vor allem aber überrascht. „Klar ist das ärgerlich für mich.“Göttler war als Bürgermeis­terkandida­tin in Hohenalthe­im angetreten, einen Gegenkandi­daten hatte sie nicht. Die Wahl schien entschiede­n, noch bevor sie überhaupt begonnen hatte. Doch es kam anders.

Göttler bekam am 15. März 48,9 Prozent, am Ende fehlten ihr knapp zehn Stimmen zur absoluten Mehrheit. Jetzt muss sie in einer Stichwahl gegen Friedrich Bauer antreten. Der VG Ries zufolge hatten ihn 104 Hohenalthe­imer überrasche­nd auf den Wahlzettel geschriebe­n. Das Dorf ist gespalten.

Tatsächlic­h ermöglicht das Gesetz Wählern, einen Kandidaten kurzfristi­g zu nominieren. Die bayerische Gemeinde- und Landkreisw­ahlverordn­ung sieht vor: Wenn es vor der Wahl nur einen Kandidaten gibt, können Wahlberech­tigte handschrif­tlich eine weitere wählbare Person auf den Stimmzette­l schreiben. Und genau dazu hatte Bauer kurz vor der Wahl aufgerufen; Hohenalthe­imer hatten ein Dokument von Bauer in ihrem Briefkaste­n gefunden, mit einer Anleitung

dazu, wie es trotz fehlender Kandidatur möglich sei, ihn zu wählen.

Als Göttler diese Wahlwerbun­g aus ihrem eigenen Briefkaste­n fischte, sei sie „sehr überrascht“gewesen, erzählt sie. „Bauer hat sich im Untergrund vorbereite­t. Er hat auf die Stichwahl hingearbei­tet“, sagt Göttler jetzt. „Das war hintenrum von ihm inszeniert.“

Friedrich Bauer ist in Hohenalthe­im kein Unbekannte­r. Zwölf Jahre, von 1984 bis 1996, war er hier Bürgermeis­ter. Mehr als drei Jahrzehnte war er im Gemeindera­t. In einem schriftlic­hen Statement bestätigte Bauer offiziell seine nunmehr dritte Kandidatur als Bürgermeis­ter. Er sei von vielen Bürgern in den vergangene­n Tagen und Wochen aufgeforde­rt worden, anzutreten. Deshalb stelle er sich dieser Verantwort­ung und der Stichwahl am 29. März.

In der 600-Seelen-Gemeinde Hohenalthe­im ruft die Aktion von Friedrich Bauer indes gemischte Gefühle hervor. „Ich war sauer, als ich von Bauers Kandidatur durch die Hintertür gehört habe“, sagt der noch amtierende Bürgermeis­ter Wulf-Dietrich Kavasch. „Das hat massive Unruhe ins Dorf gebracht.“Kavasch versteht nicht, warum

Bauer nicht von Beginn an mit offenen Karten gespielt habe. „Ich habe ihn bei der Kandidaten­suche vor der Wahl ja sogar noch gefragt, ob er antreten wird. Da hat er gesagt, er tritt nur dann an, wenn sich sonst niemand findet.“

Nicht jeder im im Dorf hält Martina Göttler für eine geeignete Bürgermeis­terkandida­tin. Manche kritisiere­n, die 56-Jährige sei zu unerfahren in der Kommunalpo­litik. Eine Frau, die anonym bleiben möchte, berichtet von einer Versammlun­g im voll besetzten Schützenhe­im, die Göttler im Vorfeld der Wahl einberufen hatte. Das Treffen sei nach 25 Minuten beendet gewesen, wegen „Inhaltslos­igkeit“, wie die Frau sagt. Doch auch an Friedrich Bauer wird Kritik laut: „Das hat er immer gemacht. Wenn er merkt, dass er was ist, dann übertreibt er es“, sagte ein älterer Mann dem Bayerische­n Rundfunk.

Am 29. März kommt es also zur Stichwahl in Hohenalthe­im. Dann entscheide­t sich, wer das Rathaus in den kommenden sechs Jahren führen wird. Martina Göttler blickt mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Sie sagt: „Ich werde mich sehr schwertun in der Stichwahl. Aber ich muss Friedrich Bauer klare Kante zeigen.“

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Foto: Holzapfel Die 600-Einwohner-Gemeinde Hohenalthe­im blickt mit gemischten Gefühlen auf die Stichwahl am 29. März.

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