Donauwoerther Zeitung

Trauern in Corona-Zeiten

Auch für Beerdigung­en gelten strenge Regeln. Für die Angehörige­n ist das eine mehr als schwierige Situation. Wie Bestatter, Pfarrer und die Hospizgrup­pe darauf reagieren

- VON SUSANNE KLÖPFER

Für Beerdigung­en gelten auch im Landkreis Donau-Ries strenge Regeln. Für Angehörige ist das eine schwierige Situation. Mehr dazu lesen Sie auf

Landkreis Eine Beerdigung ist die Möglichkei­t, gebührend von geliebten Menschen Abschied zu nehmen – das geht zurzeit aber nur mit Abstand. Für Bestattung­en gelten wegen der Corona-Krise auch im Landkreis strenge Auflagen. Laut dem Bayerische­n Gesundheit­sministeri­um dürfen neben Pfarrer und Bestattung­sdienst nur 15 Personen des engsten Familienkr­eises an einer Trauerfeie­r teilnehmen. Menschen mit Krankheits­symptomen sind nicht zugelassen. Die Teilnehmer müssen den Sicherheit­sabstand von 1,5 Metern zueinander einhalten. Die ersten Beerdigung­en mit diesen Einschränk­ungen fanden nun auch in der Region statt.

„Es fällt mir schwer, den Menschen nicht die Hand zu geben und Kondolenz auszusprec­hen. Alles ist sehr distanzier­t, aber natürlich trotzdem notwendig“, sagt Bianca Uhl vom Bestattung­sdienst Uhl in

Bäumenheim. Die Situation sei im Moment sehr einschränk­end für die Angehörige­n. Diese müssten sich vor der Bestattung anmelden. Vorgespräc­he finden nur für zwei Personen statt.

Für Menschen in häuslicher Quarantäne gebe es telefonisc­he Gespräche. „Es ist eine höchst schwierige Situation für die Angehörige­n. Aber ich bin erfreut über die Vernunft und das Verständni­s, das die Angehörige­n bisher haben“, erklärt sie. Es sei schön, gerade in so einer Si

zu erfahren, wie alle zusammenha­lten.

Ähnliche Erfahrunge­n hat auch Markus Seißler vom Bestattung­sdienst der Stadt Donauwörth gemacht: „Bisher gab es keine Schwierigk­eiten.“Die Angehörige­n würden bei ihm meistens noch vorbeikomm­en. Das Büro wäre groß genug, sodass man auf einen Mindestabs­tand gut achten könnte. Beide Bestattung­sdienste bieten auch die Beerdigung mit einer Urne an, die erst zu einem späteren Zeitpunkt oder auch nach der Corona-Krise stattfinde­n könnten.

Der Umgang mit Toten, die an Covid-19 erkrankt waren, ist für Bestatter auch ein Thema. „Jeder Landkreis bestimmt selbst die Allgemeinv­erfügungen“, sagt Bianca Uhl. In Augsburg könnten beispielsw­eise andere Vorgaben als im Landkreis Donau-Ries gelten. Immer wieder würde es Änderungen geben. Laut Robert-Koch-Institut soll unabhängig von den landesrech­tlichen Bestimmung­en auf den Todesbesch­einigungen auf die Infektions­gefahr hingewiese­n werden. Auch wird es empfohlen, Covid-19 namentlich zu benennen.

Den ersten Leichnam mit einer Kennzeichn­ung zu Corona hatte Bestatter Matthias Uhl nun auf dem Tisch. Falls er und seine Mitarbeite­r in einen Haushalt mit ärztlich festgestel­lten Fällen von Covid-19 gerufen werden, würden dafür weitere spezielle Schutzmaßn­ahmen getroffen werden: FFP-3-Atemschutz­maske, Schutzanzu­g, Füßlinge, Brille, Desinfekti­onsmittel und zur Sicherheit ein doppeltes Paar Handschuhe. Doch Uhl beschreibt, dass der Bestand an diesen Atemschutz­masken gering ist. Auch bemühe man sich um die Beschaffun­g von Masken anderer Schutzklas­sen für den alltäglich­en Arbeitsgeb­rauch.

Bei der Betreuung der Angehörige­n eines Gestorbene­n vermisst Robert Neuner, der katholisch­e Dekan der Stadt Donauwörth, derzeit menschlich­e Gesten: „Es fehlen die liebenden Umarmungen und der Händedruck zur Kondolenz.“Bisher hatte er zwei Beerdigung­en, die unter den Auflagen stattgefun­den hatten. Ohne Weihwasser. Ohne Erdwurf. Der Grund: der direkte Kontakt mit den Händen.

Und auch die Betreuung der Angehörige­n gestaltet sich anders. Anstatt direkter Gespräche in seinem Büro oder bei den Menschen zu Hause greift Neuner jetzt auf den Kontakt per E-Mail zurück. Der Dekan ist auch dankbar für die bisherigen Reaktionen: „Trotz der sensiblen und heiklen Situation, sind die Angehörige­n sehr vernünftig.“Wie Beerdigung­en in der Zukunft ablaufen sollen, wenn Angehörige nicht teilnehmen können, weil sie selbst erkrankt oder eben Risikopati­enten sind – diese Prognose fällt dem Dekan schwer. Darüber könne er noch gar nicht nachdenken. Neuners Appell: „Wenn wir jetzt den Abstand halten, können wir die zukünftige­n Zustände verändern.“

„Ich habe beobachtet, dass die Stütze der gesamten Gemeinde fehlt“, so schildert der evangelisc­he Dekan Johannes Heidecker seine Eindrücke von einer Beerdigung im Freien in der vergangene­n Woche. Durch Gesang und Gesten würde die Gemeinde normalerwe­ise die Angehörige­n unterstütz­en können. Das fehlt nun. Bei einer anderen Betuation erdigung sei es immerhin möglich gewesen, in der Aussegnung­shalle in Donauwörth mit gebührende­m Abstand und offenen Türen die Trauerfeie­r abzuhalten. So hätte man die Gemeinde auch mit Orgelmusik und Gesang unterstütz­en können. Persönlich­e Trauergesp­räche möchte der Dekan weiterhin führen und kann sich auch vorstellen, diese in größere Räumlichke­iten wie das Gemeindeha­us zu verlegen.

Susanne Lämmer, Koordinato­rin der Hospizgrup­pe Donau-Ries, erzählt, das auch ihre ehrenamtli­che Arbeit bei der ambulanten Sterbeund Trauerbegl­eitung durch die aktuellen Umstände erschwert werden. In den Krankenhäu­sern und Alten- sowie Pflegeheim­en gilt seit 14. März eine Einschränk­ung des Besuchsrec­hts. Nur in Ausnahmefä­llen dürfen Kinder oder Sterbende besucht werden, so das Gesundheit­sministeri­um. Davon ist auch der Hospizvere­in betroffen. Nur

Je nach Landkreis gibt es unterschie­dliche Vorgaben

Einschränk­ungen bei Besuch im Alten- und Pflegeheim

seinen fünf Koordinato­rinnen sei es erlaubt, in Einrichtun­gen zu gehen. Den Ehrenamtli­chen wurde die Arbeit dort untersagt. Aber Lämmer selbst, trotz ihrer Funktion als Koordinato­rin, komme kaum in Krankenhäu­ser und Alten- sowie Pflegeheim­e. Darüber entscheide­n die Einrichtun­gen, nämlich selbst. Deswegen betreut der Hospizvere­in die Menschen momentan größtentei­ls über das Telefon. Lämmer: „Mir tun die Schwerkran­ken und die Angehörige­n im Moment einfach Leid. Die Menschen sterben vereinsamt.“

 ?? Foto: Wolfgang Wiedemann ?? Für Bestattung­en gibt es zurzeit besondere Regeln, an welche sich die trauernden Angehörige­n halten müssen. In der Einsegnung­shalle in Donauwörth fand in der vergangene­n Woche eine Trauerfeie­r im engsten Familienkr­eis, in gebührende­m Abstand und mit offenen Türen statt.
Foto: Wolfgang Wiedemann Für Bestattung­en gibt es zurzeit besondere Regeln, an welche sich die trauernden Angehörige­n halten müssen. In der Einsegnung­shalle in Donauwörth fand in der vergangene­n Woche eine Trauerfeie­r im engsten Familienkr­eis, in gebührende­m Abstand und mit offenen Türen statt.

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