Trauern in Corona-Zeiten
Auch für Beerdigungen gelten strenge Regeln. Für die Angehörigen ist das eine mehr als schwierige Situation. Wie Bestatter, Pfarrer und die Hospizgruppe darauf reagieren
Für Beerdigungen gelten auch im Landkreis Donau-Ries strenge Regeln. Für Angehörige ist das eine schwierige Situation. Mehr dazu lesen Sie auf
Landkreis Eine Beerdigung ist die Möglichkeit, gebührend von geliebten Menschen Abschied zu nehmen – das geht zurzeit aber nur mit Abstand. Für Bestattungen gelten wegen der Corona-Krise auch im Landkreis strenge Auflagen. Laut dem Bayerischen Gesundheitsministerium dürfen neben Pfarrer und Bestattungsdienst nur 15 Personen des engsten Familienkreises an einer Trauerfeier teilnehmen. Menschen mit Krankheitssymptomen sind nicht zugelassen. Die Teilnehmer müssen den Sicherheitsabstand von 1,5 Metern zueinander einhalten. Die ersten Beerdigungen mit diesen Einschränkungen fanden nun auch in der Region statt.
„Es fällt mir schwer, den Menschen nicht die Hand zu geben und Kondolenz auszusprechen. Alles ist sehr distanziert, aber natürlich trotzdem notwendig“, sagt Bianca Uhl vom Bestattungsdienst Uhl in
Bäumenheim. Die Situation sei im Moment sehr einschränkend für die Angehörigen. Diese müssten sich vor der Bestattung anmelden. Vorgespräche finden nur für zwei Personen statt.
Für Menschen in häuslicher Quarantäne gebe es telefonische Gespräche. „Es ist eine höchst schwierige Situation für die Angehörigen. Aber ich bin erfreut über die Vernunft und das Verständnis, das die Angehörigen bisher haben“, erklärt sie. Es sei schön, gerade in so einer Si
zu erfahren, wie alle zusammenhalten.
Ähnliche Erfahrungen hat auch Markus Seißler vom Bestattungsdienst der Stadt Donauwörth gemacht: „Bisher gab es keine Schwierigkeiten.“Die Angehörigen würden bei ihm meistens noch vorbeikommen. Das Büro wäre groß genug, sodass man auf einen Mindestabstand gut achten könnte. Beide Bestattungsdienste bieten auch die Beerdigung mit einer Urne an, die erst zu einem späteren Zeitpunkt oder auch nach der Corona-Krise stattfinden könnten.
Der Umgang mit Toten, die an Covid-19 erkrankt waren, ist für Bestatter auch ein Thema. „Jeder Landkreis bestimmt selbst die Allgemeinverfügungen“, sagt Bianca Uhl. In Augsburg könnten beispielsweise andere Vorgaben als im Landkreis Donau-Ries gelten. Immer wieder würde es Änderungen geben. Laut Robert-Koch-Institut soll unabhängig von den landesrechtlichen Bestimmungen auf den Todesbescheinigungen auf die Infektionsgefahr hingewiesen werden. Auch wird es empfohlen, Covid-19 namentlich zu benennen.
Den ersten Leichnam mit einer Kennzeichnung zu Corona hatte Bestatter Matthias Uhl nun auf dem Tisch. Falls er und seine Mitarbeiter in einen Haushalt mit ärztlich festgestellten Fällen von Covid-19 gerufen werden, würden dafür weitere spezielle Schutzmaßnahmen getroffen werden: FFP-3-Atemschutzmaske, Schutzanzug, Füßlinge, Brille, Desinfektionsmittel und zur Sicherheit ein doppeltes Paar Handschuhe. Doch Uhl beschreibt, dass der Bestand an diesen Atemschutzmasken gering ist. Auch bemühe man sich um die Beschaffung von Masken anderer Schutzklassen für den alltäglichen Arbeitsgebrauch.
Bei der Betreuung der Angehörigen eines Gestorbenen vermisst Robert Neuner, der katholische Dekan der Stadt Donauwörth, derzeit menschliche Gesten: „Es fehlen die liebenden Umarmungen und der Händedruck zur Kondolenz.“Bisher hatte er zwei Beerdigungen, die unter den Auflagen stattgefunden hatten. Ohne Weihwasser. Ohne Erdwurf. Der Grund: der direkte Kontakt mit den Händen.
Und auch die Betreuung der Angehörigen gestaltet sich anders. Anstatt direkter Gespräche in seinem Büro oder bei den Menschen zu Hause greift Neuner jetzt auf den Kontakt per E-Mail zurück. Der Dekan ist auch dankbar für die bisherigen Reaktionen: „Trotz der sensiblen und heiklen Situation, sind die Angehörigen sehr vernünftig.“Wie Beerdigungen in der Zukunft ablaufen sollen, wenn Angehörige nicht teilnehmen können, weil sie selbst erkrankt oder eben Risikopatienten sind – diese Prognose fällt dem Dekan schwer. Darüber könne er noch gar nicht nachdenken. Neuners Appell: „Wenn wir jetzt den Abstand halten, können wir die zukünftigen Zustände verändern.“
„Ich habe beobachtet, dass die Stütze der gesamten Gemeinde fehlt“, so schildert der evangelische Dekan Johannes Heidecker seine Eindrücke von einer Beerdigung im Freien in der vergangenen Woche. Durch Gesang und Gesten würde die Gemeinde normalerweise die Angehörigen unterstützen können. Das fehlt nun. Bei einer anderen Betuation erdigung sei es immerhin möglich gewesen, in der Aussegnungshalle in Donauwörth mit gebührendem Abstand und offenen Türen die Trauerfeier abzuhalten. So hätte man die Gemeinde auch mit Orgelmusik und Gesang unterstützen können. Persönliche Trauergespräche möchte der Dekan weiterhin führen und kann sich auch vorstellen, diese in größere Räumlichkeiten wie das Gemeindehaus zu verlegen.
Susanne Lämmer, Koordinatorin der Hospizgruppe Donau-Ries, erzählt, das auch ihre ehrenamtliche Arbeit bei der ambulanten Sterbeund Trauerbegleitung durch die aktuellen Umstände erschwert werden. In den Krankenhäusern und Alten- sowie Pflegeheimen gilt seit 14. März eine Einschränkung des Besuchsrechts. Nur in Ausnahmefällen dürfen Kinder oder Sterbende besucht werden, so das Gesundheitsministerium. Davon ist auch der Hospizverein betroffen. Nur
Je nach Landkreis gibt es unterschiedliche Vorgaben
Einschränkungen bei Besuch im Alten- und Pflegeheim
seinen fünf Koordinatorinnen sei es erlaubt, in Einrichtungen zu gehen. Den Ehrenamtlichen wurde die Arbeit dort untersagt. Aber Lämmer selbst, trotz ihrer Funktion als Koordinatorin, komme kaum in Krankenhäuser und Alten- sowie Pflegeheime. Darüber entscheiden die Einrichtungen, nämlich selbst. Deswegen betreut der Hospizverein die Menschen momentan größtenteils über das Telefon. Lämmer: „Mir tun die Schwerkranken und die Angehörigen im Moment einfach Leid. Die Menschen sterben vereinsamt.“