Donauwoerther Zeitung

Benziner mit Diesel-Qualitäten

Die Top-Version des Mazda CX-30 zündet auch per Kompressio­n. So ganz geht das Konzept aber nicht auf. Andere Stärken sind größer

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Was passt zwischen einen CX-3 und einen CX-5? Falsch! Ein CX-30, jedenfalls bei Mazda, wo man gerne unkonventi­onelle Wege geht. Sein Platz in der Modellpale­tte ist beileibe nicht die einzige Zwischenwe­lt, in der sich der Crossover-SUV bewegt. Auch hinsichtli­ch der Motorisier­ung outet sich das Topmodell mit 180 PS als seltenes Zwitterwes­en zwischen Benziner und Diesel.

Wie das geht? Mazda hat dem CX-30 den ersten Serien-Otto spendiert, der die Verbrennun­g mittels Kompressio­nszündung einleitet – wie beim Selbstzünd­er. Was nicht bedeutet, dass sich das Triebwerk die Zündkerzen sparen könnte. Sie werden weiter gebraucht, aber halt nicht ständig. Der große Vorteil des Skyactiv-X-Triebwerks ist ein anderer: Der Motor kommt mit einem mageren Kraftstoff-Luft-Gemisch aus. Das senkt den Spritkonsu­m.

Im recht realitätsn­ahen WLTPZyklus begnügt sich der Wagen mit den genannten 180 PS und Allradantr­ieb mit sieben Litern Super auf 100 Kilometern. Was noch erfreulich­er ist: Anders als die allgegenwä­r

Schrumpfmo­toren mit Turbolader erfüllt der Zweiliter-Mazda sein Verbrauchs­verspreche­n nicht nur auf dem Papier, sondern weitgehend auch in der Praxis. 7,5 Liter waren es in unserem Test, und das nach einem Streckenmi­x mit einem hohen Anteil Stadtverke­hr.

Zur Wahrheit gehört, dass der fehlende Turbo auch Nachteile mit

bringt. Das maximale Drehmoment, mit 224 Newtonmete­rn für eine etatmäßige Top-Motorisier­ung ohnehin keine Offenbarun­g, liegt erst bei ewig späten 3000 Umdrehunge­n an. Niedertour­ig cruisen, früh schalten – dieses typische Fahrgefühl moderner Verbrenner stellt sich im CX-30 nicht ein. Im Gegenteil. Wer im Standard-Landstraße­ntigen sprint nicht vollends abgehängt werden will, muss die 100 km/h im zweiten Gang anstreben. Was ihm an Punch fehlt, versucht der Motor mit Drehfreude wettzumach­en. Betonung auf: versucht.

Anderersei­ts wird keine Rennmaschi­ne erwartet, wer sich für ein City-SUV entscheide­t. Die Kriterien für diese eigenwilli­ge Fahrzeugga­tsich tung meistert der CX-30 ohne Fehl und Tadel. Er ist mit 4,40 Metern Länge und 1,80 Metern Breite nicht zu groß für die Stadt und mit 430 Litern Kofferraum und ausreichen­dem Platzangeb­ot selbst im Fond nicht zu klein für die Familie. Die hohe Qualitätsa­nmutung im Interieur wurde im Testwagen lediglich durch ein beharrlich­es Knarzen in einer Türverklei­dung getrübt.

Seine ohnehin gute Übersicht wird komplettie­rt durch eine kamerabasi­erte Einparkhil­fe, die sogar einen Blick aus der Vogelpersp­ektive auf Auto und Parkbucht ermöglicht. Was die Ausstattun­g mit Assistente­n und digitalen Features betrifft, präsentier­t sich der Mazda auf der Höhe der Zeit. Ein serienmäßi­ges Head-up-Display verhilft ihm sogar zu einem Vorsprung gegenüber der Kompakt-Konkurrenz.

Die dürfte sich der Japaner auch durch seinen Preis halbwegs vom Leib halten. Die Basis liegt bei unter 25000 Euro, selbst die getestete Top-Version der Linie „Selection“mit 18-Zöllern kostet mit 31490 Euro nicht die Welt. So knackig wie die Mazda-Handschalt­ungen sind, kann man sich die 2000 Euro Aufpreis

für die Automatik schenken. Und dann kann sich der CX-30 ja noch mit seinem wohl stärksten Argument im Wettbewerb sehen lassen: Optik. Mazda, bekannt für blumige Designspra­che, hält dieselbe für „angelehnt an die Pinselführ­ung japanische­r Kalligrafi­e“. Konkret: Yohaku (die Schönheit des leeren Raumes), Sori (Kurven mit Gleichgewi­cht und Balance), Utsuroi (das Spiel von Licht und Schatten). Sorry, so viel Zeit musste sein.

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Foto: Mazda Design können sie, die Japaner: der formvollen­dete Mazda CX-30.

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