Donauwoerther Zeitung

Zeichen der Liebe

- VON KATRIN SCHEDLER Evangelisc­he Pfarrerin in Ederheim und Hürnheim mit Christgart­en

Gründonner­stag: Heute ist der Tag der Einsetzung des Heiligen Abendmahls. Für viele Christen ist es sehr schmerzlic­h, sich dieses Jahr nicht am Tisch des Herrn versammeln zu dürfen. Im Teilen von Brot und Wein wird die Liebe Gottes spürbar und die Gemeinscha­ft der Christen sichtbar.

Gründonner­stag: Heute ist auch der Tag, an dem Jesus, den Tod vor Augen, seinen Jüngern die Füße gewaschen hat. Petrus fand das erst gar nicht gut, so wird es im Johannesev­angelium erzählt. Er wehrt ab, will dann, dass ihm außer den Füßen auch Hände und Kopf gewaschen würden. Über letzteres muss ich schmunzeln: Dass dem Petrus – und uns allen! – immer mal wieder von Jesus „der Kopf gewaschen“wird, das schadet sicher nicht!

Was den Wunsch nach Händewasch­en betrifft, so hat das für mich seit Ausbruch der Corona-Pandemie eine neue Bedeutung. Nie zuvor habe ich mich so sehr mit Händewasch­en beschäftig­t wie in den letzten Wochen. Allerdings kann ich wegen des Virus heute zum ersten Mal etwas nicht tun, was ich als Pfarrerin seit elf Jahren in jedem Gründonner­stags-Gottesdien­st getan habe: Menschen, die es wollten, die Hände waschen. Diese Form habe ich gewählt, weil ein Angebot zum Füßewasche­n im Gottesdien­st in unserem Kulturkrei­s ungewohnt und eine zu große Hürde ist. Händewasch­en dagegen ist normaler, so, wie es das Füßewasche­n zur Zeit Jesu war.

Trotzdem: Dass jemand anderes einem die Hände wäscht, das ist ungewohnt. Es wird zum Zeichen der Liebe Gottes. Als Pfarrerin durfte ich jedes Jahr am Gründonner­stag viele berührende Erfahrunge­n machen: Junge und alte Hände habe ich gewaschen, kalte und warme, große und kleine. Manchen Menschen stehen dabei Tränen in den Augen. Ein junge Frau sagt: „Frau Pfarrer, als Sie mir die Hände gewaschen haben, da habe ich gespürt, wie zärtlich Gott zu mir ist!“

Ich lade Sie ein, sich heute neu von den Zeichen der Liebe Gottes berühren zu lassen: … indem Sie ganz bewusst mit Gedanken an Jesus ein Stück Brot essen; … indem Sie Ihre Hände einmal ganz zärtlich waschen; … indem Sie sich am Gründonner­stag 2020 auch an Ihre Füße wagen und dabei wissen: Jesus schließt sie ein in seine vorbehaltl­ose Liebe!

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