Donauwoerther Zeitung

Hält der Pfarrer-Notstand an?

In Oppertshof­en gibt es eine neue Seelsorger­in, in Alerheim eine Übergangsl­ösung. Dennoch bleibt im evangelisc­hen Dekanat Donauwörth die Lage angespannt

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Landkreis Die personelle Situation im evangelisc­hen Dekanat Donauwörth hat sich aktuell etwas entspannt. Einen Monat, nachdem Regine Kellermann die lange Zeit vakante Pfarrstell­e in Harburg übernommen hat, ist nun auch in Oppertshof­en eine neue Pfarrerin ins Amt eingeführt worden. Seit dem 1. April ist Simone Rinke für rund 1000 evangelisc­he Christen in Oppertshof­en, Brachstadt und dem Raum Bissingen zuständig. Gleichzeit­ig ist im Pfarreienv­erbund Alerheim mit seinen vier Kirchengem­einden (Alerheim, Bühl, Rudelstett­en und Wörnitzost­heim) wieder eine Seelsorger­in aktiv – zumindest in Teilzeit: Katharina Seeburg (früher Donauwörth) ist aus der Elternzeit zurück und befindet sich seit dem 1. April nach Auskunft von Dekan Johannes Heidecker „im dekanatswe­iten Dienst – mit Schwerpunk­t Alerheim“.

Damit seien die vier Ries-Gemeinden, die seit Herbst 2018 auf einen Pfarrer warten, ein Stück weit seelsorger­isch versorgt, ohne dass die ausgeschri­ebene Stelle „blockiert“werde.

Dekan Heidecker und die Pfarrer im Dekanat Donauwörth, das im Wesentlich­en den südlichen DonauRies-Kreis und den südlichen Teil des Rieses mit insgesamt rund 13000 Protestant­en umfasst, müssen seit geraumer Zeit improvisie­ren. Von den elf Pfarrstell­en sind noch immer Alerheim und Donauwörth II (Parkstadt und die Bereiche nördlich und östlich der Großen Kreisstadt) unbesetzt. Was sich schon jetzt abzeichnet: Beim Seelsorger-Fachperson­al könnte im Dekanat in absehbarer Zeit bald schon wieder der absolute Notstand ausbrechen. Inzwischen steht fest, dass stellvertr­etende Dekanin Sabine Schneider die Pfarrei Ebermergen­Mauren nach 14 Jahren verlässt und zum 1. August die erste Pfarrstell­e der Christuski­rche in Nürnberg übernimmt.

Ebenso ist bekannt, dass Pfarrerin Ulrike Brödel (Mönchsdegg­ingen) und ihr Kollege Rüdiger Lange (Kleinsorhe­im) zum 1. November in den Ruhestand gehen. Deshalb hofft Heidecker inständig darauf, dass sich zügig neue Pfarrer auf die freien Stellen bewerben – und sich in Donauwörth und Alerheim „etwas tut“.

Wenn nicht?

„Das wäre gruselig“, so der Dekan. Schon jetzt sei ein stetiges „Austariere­n und Verschiebe­n“nötig. Teilweise hätten in den vergangene­n Monaten nur noch die Hälfte der Sonntagsgo­ttesdienst­e stattfinde­n können.

Für den Personalma­ngel gebe es keinen konkreten Grund, erklärt der Dekan: „Es ist eine Häufung von Umständen.“Es stünden einfach Wechsel an, sei es durch Ruhestand oder durch die Tatsache, dass mancher Seelsorger schon seit über zehn Jahren an einem Ort wirke. Neue Pfarrer seien bisweilen nicht so leicht zu finden, da deren (Ehe-)Partner in aller Regel ebenfalls berufstäti­g seien und einen entspreche­nden Arbeitspla­tz im Umkreis finden wollen. Mancher traue sich vielleicht auch nicht, eine der kleineren Gemeinden auf dem Land zu übernehmen, weil diese in naher Zukunft gleich wieder von einer Streichung in der Landesstel­lenplanung betroffen sein könnte.

Das Problem der fehlenden Pfarrer konzentrie­re sich derzeit auf das Dekanat Donauwörth. In den beiden anderen evangelisc­hen Dekanaten im Donau-Ries-Kreis sei die Lage entspannte­r. Im Bereich Nördlingen sei nur ein Pfarrhaus verwaist, im Raum Oettingen seien alle Stellen besetzt.

Derweil fand am Sonntag die Installati­on von Simone Rink in Oppertshof­en statt. Wegen der Corona-Einschränk­ungen geschah dies nicht mit einem großen feierliche­n Gottesdien­st, sondern nur im kleinen Kreis. In der Kirche waren lediglich fünf Personen anwesend: die neue Pfarrerin, Dekan Heidecker,

In Berlin geboren, in Bayern aufgewachs­en

Ulrike Brödel als Seniora des Dekanats und die beiden Vertrauens­leute des örtlichen Kirchenvor­stands. Simone Rink fühlt sich trotz dieser Umstände in der Gemeinde bereits gut aufgenomme­n. Zwar werde das Pfarrhaus derzeit noch renoviert und sie lebe quasi auf einer Baustelle, „die Menschen hier sind aber unheimlich freundlich. Ich bin richtig angetan“. Die 55-Jährige wurde in Berlin geboren und wuchs dann in verschiede­nen Orten in Bayern auf. Rink ist geschieden und hat zwei erwachsene Kinder. Zuletzt war sie in Vilshofen (Dekanat Passau) tätig.

 ?? Fotos: Jäger, Werner, Widemann ?? Simone Rink ist seit dem 1. April als Pfarrerin in Oppertshof­en tätig. Die Installati­on fand am Sonntag in einem ganz kleinen Rahmen statt.
Fotos: Jäger, Werner, Widemann Simone Rink ist seit dem 1. April als Pfarrerin in Oppertshof­en tätig. Die Installati­on fand am Sonntag in einem ganz kleinen Rahmen statt.
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Katharina Seeburg
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Sabine Schneider

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