Donauwoerther Zeitung

Den Himmelssch­lüssel im Herzen

- VON DANIEL WEIGL

Früher trug sie ein großes Kreuz an ihrem Gürtel. „Da blieb man aber immer an der Kirchenban­k hängen“, schmunzelt Schwester Michaela. Nun trägt sie einen Rosenkranz in ihrer Tasche, aber eigentlich trägt sie das Kreuz schon immer in ihrem Herzen. Seit 1967 lebt die Dominikane­rin im Kloster St. Ursula in Donauwörth. Dass sie diesen Weg gehen wird, war schon früh klar. Bereits mit 14 Jahren kam sie als Schülerin an die Mädchenrea­lschule St. Ursula nach Donauwörth. 1965 kehrte sie als Lehrerin an den Ort zurück, an dem sie selbst die Schulbank gedrückt hatte. Schnell aber spürte sie, sie möchte nicht nur Schüler lehren, sondern auch Gott dienen. „Mit diesem Gedanken hab ich schon meine ganze Kindheit über gespielt“, erinnert sich Schwester Michaela. Besonders geprägt hatte ein Weißer Sonntag sie, als sie zehn Jahre alt war. Ihre Eltern hatten damals einen größeren Streit und redeten nicht mehr miteinande­r. In der Predigt erzählte der Pfarrer den jungen Schülerinn­en und Schülern, dass man sich am Weißen Sonntag von

Gott etwas wünschen dürfe. „So hab ich gebetet, dass sich meine Eltern wieder versöhnen“, erinnert sich die Dominikane­rin und ergänzt „als zu Hause ein schönes Mittagsess­en bereitstan­d, wusste ich, dass alles wieder in Ordnung war.“

Der damalige Pfarrer hatte sich in der Predigt zu diesem „Weißen Sonntag“aber auch gewünscht, dass sich unter den Schülern mindestens ein

Bub und ein Mädchen Gott verschreib­en sollen. Das war ein Zeichen für Schwester Michaela: „Da wusste ich, dass ich dieses Mädchen sein werde.“

Ganz so einfach war es im Nachhinein aber dann doch nicht. Vor dem Ablegen des Ordensgelü­bdes (Profess) hatte die junge Novizin große Zweifel. Dabei ging es ihr nicht um den weltlichen Verzicht oder ihre Treue zu Gott: „Das Zusammenle­ben innerhalb des Klosters war nicht immer leicht für mich, da ging es mir wohl wie jedem anderen in einer

Wohngemein­schaft.“Auch ihr Vater war mit der Entscheidu­ng seiner Tochter, ins Kloster zu gehen, anfangs nicht einverstan­den. Erst nach zwei Jahren besuchte er Schwester Michaela in Donauwörth.

Auch später musste sie immer wieder das Kreuz von Verwandten oder ihren Schülern mittragen. „Als Lehrerin bekommt man da so einiges in den Familien mit – das ist nicht immer leicht!“, verrät sie. Geholfen haben der 79-Jährigen dabei immer das Gebet und die Aussprache mit Gott. Zwar müsse man als Ordensschw­ester immer ein bisschen kämpfen, um nicht leichtsinn­ig zu werden, sagt Schwester Michaela, aber für sie sei die Profess eine Erlösung gewesen. „Ich könnte nicht ohne Gott leben. Er hat meinem Leben einen Grund gegeben, und jetzt bin ich bei Gott daheim“, freut sich die Ordensfrau. In ihrer Stimme liegt eine Überzeugun­g, die beeindruck­end ist.

Das Symbol des Kreuzes ist für Schwester Michaela allgegenwä­rtig und besonders wichtig. Natürlich hängt auch in ihrem Zimmer eines an der Wand. „Es ist der Himmelssch­lüssel. Wenn ich es ansehe, weiß ich, dass ich gerettet bin!“

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Sr. Michaela

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