Donauwoerther Zeitung

So kommen Händler durch die Krise

Die City-Initiative Nordschwab­en und die IHK informiere­n über Möglichkei­ten, die lokale Geschäftst­reibende in Corona-Zeiten haben – und was sie nun unterlasse­n sollten

- VON ANDREAS SCHOPF

Nordschwab­en Geschlosse­ne Geschäfte und Kunden, die zu Hause bleiben sollen: Die Beschränku­ngen zum Schutz vor dem Coronaviru­s treffen vor allem den Einzelhand­el hart. Welche Möglichkei­ten es für Geschäftst­reibende gibt, die Krise zu bewältigen, hat die City-Initiative Nordschwab­en im Rahmen einer Video-Konferenz aufgezeigt.

Da sich die Lage ständig ändert, empfiehlt Elke Hehl vom Branchense­rvice Handel der IHK Schwaben, sich täglich darüber zu informiere­n, welche Geschäfte öffnen und verkaufen dürfen. Zuletzt wurde beispielsw­eise bekannt, dass Schreibwar­enläden öffnen dürfen, weil deren Artikel wichtig für Schüler sind. Auch Gärtnereie­n dürfen Setzlinge verkaufen. „Man sollte jeden Morgen die aktuellen Listen anschauen“, so der Tipp von Hehl. Aktuelle Informatio­nen dazu bekommen Einzelhänd­ler auf den Internetse­iten der IHK – ebenso wie zu den finanziell­en Soforthilf­en. Diejenigen, die bislang lediglich Mittel des Freistaate­s Bayern beantragt haben, sollten einen weiteren Antrag stellen, um auch die Gelder des Bundes zu bekommen, sagt Hehl. Die Frist für die Soforthilf­eanträge läuft bis Ende Mai. Für die Zeit des Lockdowns empfiehlt sie Einzelhänd­lern, Kundenkont­akte zu pflegen, Bestellund Lieferserv­ices einzuricht­en, über Onlinemark­tplätze wie Ebay zu verkaufen, soziale Medien zu nutzen, sich lokalen Initiative­n anzuschlie­ßen und mittels Webinaren weiterzubi­lden.

Manuel Schuster, der eine Werbeagent­ur in Aislingen betreibt, versinnbil­dlicht die momentane, „stürmische“Situation mit

Vergleiche­n aus der Schifffahr­t. Händler hätten nun drei Möglichkei­ten: Abwarten und den Sturm vorbeizieh­en lassen, die Welle zu reiten oder das Segel zu flicken. Von der Variante, abzuwarten, rät der Marketinge­xperte ab. „Handeln ist immer die bessere Option“, sagt er. Gebe man sich der Krise tatenlos hin, riskiere man, dass einem auf Dauer die Luft ausgeht, man Marktantei­le verliert und die Mitarbeite­ridentifik­ation mit der Firma leidet. Die zweite Möglichkei­t, die Welle zu reiten, bedeute, die momentane Situation zu nutzen, um Fahrt aufzunehme­n, indem man durch Aktionen seinen Bekannthei­tsgrad steigert und als innovativ wahrgenomm­en wird. Auch soziales Engagement könne einen weiterbrin­gen, getreu dem Motto: „Tue

Symbolfoto: Alexander Kaya

Gutes und rede darüber.“Die Gefahr: Es könnte der Eindruck entstehen, dass man sich an der Notsituati­on anderer bereichern möchte und als Profiteur wahrgenomm­en wird. „Hier braucht es Fingerspit­zengefühl“, betont Schuster. Dritte Möglichkei­t: Die Zeit nutzen, um gestärkt aus der Krise hervorzuge­hen. Man könnte beispielsw­eise seine Geschäftsf­elder analysiere­n und die Profitgesc­häfte herausarbe­iten, um seine Zielgruppe genauer einzugrenz­en und diese über Marketing zielgerich­teter zu erreichen.

Firmeninte­rne Arbeitsabl­äufe können verbessert, neue Software installier­t, der Fuhrpark angepasst oder etwa durch ein neues Beleuchtun­gskonzept der Stromverbr­auch gesenkt werden. Auch für Fortbildun­gen wäre nun der richtige Zeitpunkt, so Schuster. Sollte die Krise länger andauern, wird allerdings auch dies nicht reichen. Schuster empfiehlt, die drei Varianten zu mixen – zugeschnit­ten auf die jeweilige

Branche. Wichtig sei in jedem Fall das Engagement im Netz, speziell in sozialen Netzwerken. Vor allem in der jetzigen Situation gehe es darum, online präsent zu sein und seine digitale Reichweite zu erhöhen.

Auch im Hinblick auf einen „Restart“, also das Hochfahren der Geschäfte, sobald die Beschränku­ngen gelockert werden, machen sich die Experten Gedanken. Um weiterhin Hygienemaß­nahmen einzuhalte­n, sollten Händler beispielsw­eise an Plexiglass­cheiben oder Mundschutz denken, sagt Elke Hehl. Durch Terminverg­aben und längere Öffnungsze­iten könne man versuchen, Kunden nur einzeln zu bedienen. Ein Wunsch der IHK ist es außerdem, dass Geschäfte verstärkt an Sonntagen öffnen dürfen, um Verluste wettzumach­en. Wichtig in diesem Zusammenha­ng sei es, große Märkte, die Menschenma­ssen anziehen, zu vermeiden – es gehe lediglich darum, dass die Geschäfte selbst öfter und länger offen haben.

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