Donauwoerther Zeitung

Kraft, diese Zeit durchzuste­hen

- EV. PFARRER ULI TAUBER Oettingen

Die Sonntage zwischen Aschermitt­woch und Pfingsten tragen lateinisch­e Namen in Anlehnung an die Wochenpsal­men. „Quasimodog­eniti“heißt der kommende Sonntag. „Wie die Neugeboren­en“– wie neugeboren­e Menschen sollen wir uns fühlen nach Ostern, nach der Auferstehu­ng Jesu - aber klappt das? Ich fühle mich wie neugeboren, sagen wir im Alltag etwa nach einer angenehmen Abkühlung, einer Kur, einem Saunagang, einer Massage, nachdem wir uns etwas Gutes gegönnt haben. Erfrischt und neugeboren nach den Osterfeier­tagen? Heuer kommt dieses Gefühl bei mir nicht richtig auf. Keine Schule, Ausgehverb­ot, Einschränk­ung sozialer Kontakte, keine Feste, Taufen und Hochzeiten abgesagt – ich weiß, es musste sein. Schön wär’s, wenn wir die CoronaPand­emie damit alle durchgesta­nden hätten, aber längst ist klar, es geht weiter. Die Ampeln springen mit dem Ende der Osterferie­n nicht auf grün. Also die Zeit, sich „wie neugeboren“zu fühlen, in der wir wieder raus und das Leben in vollen Zügen genießen dürfen, die lässt noch auf sich warten.

Was sagt man da als Trost? Ich versuche es mal mit einem Wort Dietrich Bonhoeffer­s, der am 9.April 1945, also vor 75 Jahren, im Konzentrat­ionslager in Flossenbür­g hingericht­et wurde: „Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstand­skraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.“

Dieses Wort tut mir gut, denn es erlaubt mir, auch mal zu stöhnen und zu jammern, vielleicht sogar meinen Unmut hinauszusc­hreien. Gott macht uns, selbst wenn wir noch so tief im Glauben stehen, nicht zu Übermensch­en, die alles Schlimme in Geduld tragen und vielleicht noch dabei lächeln. Das konnte auch Bonhoeffer in der NSZeit nicht. Auch er hat gelitten und versucht, das Schlimme abzuschütt­eln, aber es gelang nicht. Aber dann hat er erlebt: Nach und nach bekomme ich von Gott Kraft, diese Zeit durchzuste­hen, und dabei das Richtige zu tun. Aber eben nicht im Voraus. Übertragen auf uns: Wir werden in dieser Krise mit Dingen konfrontie­rt, die uns aus der Bahn werfen, weil es so etwas noch nie gab. Das tut weh, aber vertrauen wir darauf, wir bekommen nach und nach von Gott die Kraft, das durchzuste­hen. Aus den Tränen, die wir weinen, aus der Wut, wird nach und nach Kraft und Geduld.

Das ist Glauben nach Ostern. Wissen, dass wir nicht alleine sind. Gott gibt uns mit dem Auferstand­enen genau die Kraft, die wir brauchen. Mit der Krise wächst auch die Hilfe Gottes. Es wird der Tag kommen, da fühlen wir uns wirklich wie neugeboren, weil wir die Pandemie durchgesta­nden haben. Wir sind auf dem Weg dorthin. Der Ostermorge­n zeigte uns bereits das Licht am Horizont und lässt uns hoffen: Irgendwann haben wir es geschafft.

Newspapers in German

Newspapers from Germany