Donauwoerther Zeitung

Pandemiepl­an für Heime geplant

Nachdem in einem Pflegeheim in Reimlingen drei Menschen sterben, geraten die Einrichtun­gen immer mehr in den Fokus. Landrat Rößle plant ein Treffen aller Leitungen

- VON PHILIPP WEHRMANN

Landkreis Bruder Sebastian Fischer kann sich immer noch nicht erklären, wie das Coronaviru­s in die Häuser der Mariannhil­ler in Reimlingen gelangt ist – denn selbst ohne Virus leben die Missionare recht zurückgezo­gen. Zwei voneinande­r getrennte Einrichtun­gen unterhält die Kongregati­on in der Gemeinde: ein Kloster und ein Pflegeheim für pflegebedü­rftige Missionare. In diesem Heim sind drei Männer gestorben, die sich mit dem Coronaviru­s infiziert hatten. Ob das Virus auch in allen Fällen die Todesursac­he war, ist unklar.

Zwei der Männer waren 80 Jahre alt und älter, sagt Bruder Sebastian. „Sie lagen bereits im Sterben“, sagt Bruder Sebastian. Der dritte starb überrasche­nd. Er war 69 Jahre alt, litt unter einer Vorerkrank­ung, aber befand sich dem Hausoberen zufolge auf dem Weg der Besserung.

Auf der Internetse­ite der deutschen Provinz der Missionare von Mariannhil­l trauert Provinzial Pater Christoph Eisentraut, der ranghöchst­e deutsche Mariannhil­ler, um den 69-Jährigen. Ich konnte regelmäßig mit ihm telefonier­en und er war sehr optimistis­ch, dass er die Krankheit durchstehe­n würde, trotz seiner angegriffe­nen Gesundheit. Am Ende war seine Kraft nicht genug“, schreibt der Würzburger Pater. In Reimlingen leitet Bruder Sebastian

Fischer als Hausoberer das Kloster, aber auch das Pflegeheim. „Das Heim steht nun 14 Tage unter Quarantäne“, sagt er. „Auch ich betrete es zunächst nicht mehr.“Zu groß ist die Sorge, dass sich das Virus weiter ausbreiten könnte. Zwei weitere pflegebedü­rftige Missionare, die in dem Heim leben, haben sich infiziert. Einer von ihnen wird im Krankenhau­s behandelt, einer ist nach stationäre­r Behandlung wieder genesen, steht aber weiter unter Quarantäne.

Am Ostermonta­g seien alle 14 Missionare, die im Kloster leben, negativ getestet worden. Im Pflegeheim leben nach den Todesfälle­n noch sechs Missionare. Abgesehen von den zwei Infizierte­n wurden die vier übrigen negativ getestet. Sie werden von einem Bruder des Klosters und externen Pflegekräf­ten betreut. Außer ihnen darf vorerst niemand das Heim betreten. Man habe ein Schild am Eingang zum Gelände aufgestell­t, das Besucher darauf hinweist.

Auch in Pflegeeinr­ichtungen in Harburg und Bissingen gab es Todesfälle. Deshalb stehen diese Einrichtun­gen weit oben auf der Prioritäte­nliste des Landrats. „Bewohner von Pflegeheim­en benötigen besonderen Schutz“, sagt Landrat Stefan Rößle auf Anfrage unserer Zeitung. Er habe eine Besprechun­g mit den Leitern aller Altenpfleg­e- und Behinderte­neinrichtu­ngen

im Kreis Donau-Ries für nächste Woche einberufen.

„Unser Ziel ist, dass für jede Einrichtun­g ein Pandemiepl­an vorliegt.“So müssten etwa in jeder Einrichtun­g Quarantäne­zimmer vorgehalte­n werden. Diese sollen sicherstel­len, dass Bewohner nach einem Krankenhau­saufenthal­t in ihrer Einrichtun­g zurückkehr­en können. Andernorts würden Reha-Einrichtun­gen als genutzt, um Pflegebedü­rftige zentral unterzubri­ngen. Allerdings gebe es eine solche Einrichtun­g im Kreis Donau-Ries und dem Nachbarkre­is Dillingen nicht. Bei den derzeitige­n Fallzahlen reichten die Quarantäne­zimmer aus. „Sollte es wider Erwarten ein Ausbruchsg­eschehen ereignen, werden wir erneut über eine zentrale Unterbring­ung nachdenken“, sagte Rößle. „Für ältere Menschen kann ein Ortswechse­l ein großes Problem sein, deshalb versuchen wir das zu vermeiden.“

Weiterhin ein großes Problem sei Schutzausr­üstung. Zunächst müsse jede Einrichtun­g sie selbst beschaffen. Dafür sei das Angebot auf dem Markt aber zu gering. Der Freistaat teile dem Kreis Masken und andere Materialie­n zu. Priorität hätten dann Krankenhäu­ser und Pflegeeinr­ichtungen. „Physiother­apeuten und Bestattern konnten wir keinerlei Ausrüstung zukommen lassen, dafür reicht es nicht.“

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Foto: Kahnert, dpa In immer mehr Pflegeheim­en häufen sich positive Corona-Tests. Die Einrichtun­gen stehen vor einem großen Problem

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