Der Auferstandene will uns begegnen
EV. PFARRER JOHANNES HEIDECKER
Das gibt es nicht! Das glaub ich nicht! Das kann überhaupt nicht sein! Wenn ich ihn nicht mit eigenen Augen gesehen, mit eigenen Händen berührt habe, glaube ich nicht, dass Jesus lebt!
Es ist einer aus dem engsten Freundeskreis Jesu, der so redet. Thomas heißt er, der „ungläubige Thomas“wird er genannt. Seine Geschichte wird im Evangelium morgen erzählt, Johannes hat sie uns überliefert (Johannes 20, 19-29): Am Abend des Ostersonntags erscheint Jesus seinen Jüngern. Sie sind in einem Haus beieinander und haben die Türen versperrt. Sie haben Angst vor der Obrigkeit, sie haben Angst, als Jünger Jesu nach dessen Tod nun auch selber angeklagt zu werden. Plötzlich ist der auferstandene Jesus in ihrer Mitte. Er begrüßt sie „Friede sei mit Euch!“Sie erschrecken, dann erkennen sie ihn, ihre Angst weicht der Freude. Jesus spricht zu ihnen. Sein Heiliger Geist wird lebendig in ihnen. Sie bekommen neuen Lebensmut. Thomas, einer von ihnen, ist nicht dabei. Als er zu den Freunden stößt, erzählen sie ihm voller Begeisterung, was sie erlebt und erfahren haben. Und er reagiert wie beschrieben: „Das gibt es nicht!“Johannes berichtet dann weiter: Nach acht Tagen, also am Sonntag darauf, sind wieder alle beieinander, diesmal ist auch Thomas dabei. Wieder tritt Jesus in ihre Mitte, begrüßt sie und wendet sich dem Thomas zu: „Schau mich an, fasse mich an, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“
Ich gestehe: Mir ist der Thomas sehr sympathisch! Er hat seinen eigenen Kopf, er will nachvollziehen können, was man ihm sagt. Er will verstehen. Er will begreifen – im Wortsinn. Und ich bin dankbar, dass Jesus ihn versteht und so sein lässt. Er lässt sich „be-greifen“. Er begegnet dem Thomas so, wie der es braucht. Genau das ist meine Hoffnung für mich und für uns: Jesus will uns begegnen. So begegnen, wie wir ihn „er-fassen“, wie wir ihn „wahr-nehmen“können. Schön finde ich den Hinweis: „Acht Tage später“: An einem Sonntag war Jesus auferstanden. An einem Sonntag begegnet er dem Thomas. Und am Sonntag will er uns begegnen – das feiern wir in unseren Gottesdiensten! Momentan nur zu Hause und unterstützt durch Fernsehen, Radio oder Lesegottesdienste – und auch da gilt: Der Auferstandene will uns begegnen. Durch sein Wort, durch seinen Heiligen Geist. Machen wir uns bereit! Erwarten wir ihn! Laden wir ihn ein! Das ist möglich, denn Jesus lebt. Er ist wahrhaftig auferstanden!