Donauwoerther Zeitung

Das Warten auf den Anpfiff geht weiter

Wie die Trainer in den unterklass­igen Ligen ihre Mannschaft­en fit halten und was derzeit die größte Herausford­erung für die Übungsleit­er ist

- VON THOMAS UNFLATH UND DANIEL WEIGL

Landkreis Der Ball ruht in der Bundesliga, und auch auf den Amateurplä­tzen der Region herrscht gähnende Leere. Wie es weitergeht, weiß in Corona-Zeiten so recht keiner. Wird die Saison annulliert oder einfach zu einem späteren Zeitpunkt fortgesetz­t – und wenn ja, wann? Speziell auch für die Trainer und Verantwort­lichen in den unteren Spielklass­en ist dies eine besondere Herausford­erung. Am vergangene­n Freitag schlug der Bayerische Fußball-Verband (BFV) mit Präsident Rainer Koch vor: Zumindest bis 31. August werde pausiert, dann solle die aktuelle Spielzeit – wenn möglich – fortgesetz­t werden. Über das Wochenende lief die Abstimmung und 68 Prozent der teilnehmen­den Vereine votierten für die BFV-Idee. Wir sprachen mit einigen Klubvertre­tern aus der Region über die aktuelle Situation.

Mit elf Punkten Vorsprung auf Verfolger SpVgg Deiningen hat der TSV Wemding als Spitzenrei­ter in der Kreisklass­e Nord I überwinter­t. Aus der erhofften Meisterfei­er zu Ostern ist aufgrund des Corona-Ausstands nichts geworden. „Wir sind schon etwas betrübt, würden gerne spielen und den Aufstieg perfekt machen. Doch leider sind uns nun die Füße gebunden“, bedauern Spartenlei­ter Andreas Meister und sein Stellvertr­eter Werner Steger. Generell sei man aber entspannt und in stetiger Verbindung mit dem BFV. Auch der TSV habe dem Vorschlag zugestimmt, die Saison ab September fortzusetz­en. Nicht nur die Einnahmen aus Tickets und Sportheimb­ewirtung würden derzeit fehlen, sondern auch „unser gesellscha­ftlicher Betrieb mit Spielern und Fans“, betonen die beiden Verantwort­lichen.

TSV-Trainer Karl Schreitmül­ler berichtet aus dem Mannschaft­sleben: „Die Stimmung im Team war gut, wir haben uns sehr auf das

Frühjahr gefreut.“Momentan beschäftig­en sich seine Schützling­e sportlich individuel­l, regelmäßig gibt es einen Austausch untereinan­der.

Ähnlich handhabt es man bei der SG Flotzheim/Fünfstette­n, die als Dritter der Kreisklass­e nun eigentlich noch gegen Deiningen um Relegation­splatz zwei kämpfen wollte. Trainer Jens Meckert sagt: „Wir wissen ja nicht sicher, wann es weitergeht. Die Jungs können sich selbst gut einschätze­n. Der eine geht lieber laufen, der andere macht eher Krafttrain­ing.“Das Thema Fußball sei Meckert eigener Auskunft nach derzeit jedoch „vollkommen egal“. Zunächst müssten alle gesund bleiben oder werden – dann könnte man auch wieder über Freizeitak­tivitäten sprechen.

Für den erfahrenen Trainer ist klar: „Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Es ist immer noch unser Hobby.“Trotz der neuen BFV-Pläne glaube er nicht daran, dass in diesem Kalenderja­hr noch Fußball in gewohnter Form gespielt werden könne. Es sei aber schön, zu sehen, dass sich viele Personen nun mehr Zeit für Familie und Freunde nehmen würden – wenn auch nur telefonisc­h. Die Corona-Situation wirkt sich für Meckert auch anderweiti­g aus: „Was ist mit geplanten Vereinswec­hseln im Sommer? Was ist mit Jugendlich­en, die in eine andere Altersstuf­e wechseln sollen?“Egal, wie die Entscheidu­ngen der Verbandsve­rtreter auch ausfallen, für Meckert ist klar: „Man wird es niemandem recht machen können.“

Mit gerade zwei Punkten aus 17 Spielen ist der TSV Bäumenheim abgeschlag­enes Schlusslic­ht der Kreisklass­e Nord II. Mit dem Ende 2019 verpflicht­eten Trainer Ilhan Sönmez kam in der Vorbereitu­ng neuer Schwung ins Team, so Abteilungs­leiter Tobias Wagner. Ohne persönlich­en Kontakt untereinan­der sei diese Stimmung nun aber schwer aufrecht zu erhalten. Kommunikat­ion erfolge zumeist über die interne WhatsApp-Gruppe. Die Motivation stimme auf jeden Fall, weiß Wagner. Manche Spieler wie Pascal Ruider oder Neuzugang Tolga Yildiz „spulen so viele Kilometer ab, als ginge es um die Vorbereitu­ng auf einen Marathon“, schmunzelt der Abteilungs­leiter. „Wir nehmen es wie es kommt“, meint er zur möglichen Fortsetzun­g der Saison.

Mit der Arbeit von Sönmez sei man derzeit sehr zufrieden, deswegen sei ein längeres Engagement über den Sommer hinaus denkbar. Noch gebe es aber keine Entscheidu­ng. Die Zuschauere­innahmen würden dem TSV zwar fehlen, allerdings fallen auch Kosten wie Getränke für die Spieler oder Schiedsric­htergebühr­en derzeit weg. Das geschlosse­ne Sportheim sei laut Wagner für den Verein wie auch die Pächterin ein Problem. Er zeigt sich aber zuversicht­lich, zusammen eine Lösung für die Zeit nach der Krise zu finden.

Markus Heindl, Trainer beim FC Marxheim/Gansheim, hofft, die Saison sportlich beenden zu dürfen. Auch wenn es in der Hinrunde alles andere als gut lief. In der A-Klasse Nord ist der FCMG mit nur sieben Punkten aus 17 Spielen Tabellenle­tzter. „Trotzdem haben wir den Anreiz, es sportlich zu schaffen“, erklärt Heindl. Auf eine Annullieru­ng hofft er nicht, denn die Zwangspaus­e habe auch etwas Gutes.

„Drei langzeitve­rletzte Spieler kommen zurück, was enorm wichtig für uns ist“, so der Übungsleit­er. Spezielle Fitnessanw­eisungen für seine Truppe gibt Heindl nicht vor.

Ganz anders sieht die Situation beim Ligakonkur­renten FSG Mündling-Sulzdorf aus. Mit 37 Punkten ist das Team aktuell Tabellenfü­hrer. „Das ist Ansporn genug, auch in dieser schwierige­n Zeit etwas für die Fitness zu tun“, erklärt Trainer Stefan Fischer. In Laufgruppe­n werde ein interner Wettbewerb absolviert. Das am wenigsten gelaufene Team müsse eine Aufgabe für die komplette Mannschaft erfüllen. Die besten Einzelläuf­er bekämen von den Kapitänen etwas geschenkt. Bisher seien die Mündlinger so schon über 1300 Kilometer in knapp vier Wochen gelaufen. „Entscheide­nd ist, dass jeder etwas tut, ob fahrradfah­ren, laufen oder Fitness, ist nicht so wichtig – Hauptsache raus und runter von der Couch. Manche Jungs laufen sogar schon Halbmarath­on“, erklärt Fischer.

Für ihn sei aber das Sportliche in dieser Situation nicht das wichtigste: „Zuerst steht die Gesundheit der Menschen über allem. Da sind wir Fußballer nur Randersche­inungen. Deswegen passen wir uns genau, wie alle anderen Sportler, diesen Vorgaben an“, so Fischer und hofft, dass alle in der Gesellscha­ft nach Covid-19 noch enger zusammenwa­chsen.

Zu den großen Verlierern bei einer Annullieru­ng der Saison würde neben der FSG Mündling-Sulzdorf auch der SC Tapfheim zählen. Die Mannschaft von Lukas Bischof ist souveräner Tabellenfü­hrer in der B-Klasse Nord. Da diese Lösung nun wohl vom Tisch sei, freut Bischof: „Ich finde es generell gut, dass die Saison fortgesetz­t werden soll, weil man so viele Streitigke­iten verhindern kann.“Auch den Vorschlag des BFV, die Liga im September fortzuführ­en, begrüßt der Tapfheimer Trainer. „So würde man nur eine Spielzeit verlieren“, erklärt Bischof und hofft auf eine endgültige Entscheidu­ng. „Die Ungewisshe­it ist bis jetzt das Schwierigs­te. Ich muss die Jungs bei Laune halten, ohne zu wissen, wie lange“, erklärt der Coach. Dabei hilft allerdings die Tabellensi­tuation. „Wir haben ein ambitionie­rtes Team und wollen die Saison durchziehe­n“, so Bischof.

Für die spielfreie Zeit habe er sich deshalb verschiede­ne Aufgaben für seine Mannschaft ausgedacht: Laufen, Fahrradfah­ren, Athletiktr­aining oder technische Herausford­erungen wie Ballhochha­lten oder Passübunge­n mit der Wand stünden für den Tabellenfü­hrer wöchentlic­h auf dem Trainingsp­lan. Der Austausch läuft über WhatsApp. Für die Besten gebe es eine Belohnung wie beispielsw­eise Gutscheine für den Strafenkat­alog, die Schlechtes­ten müssten die Kabine reinigen.

Egal wann und wie es weitergeht: Die Mannschaft­en der Region versuchen, das Beste aus der Krise zu machen – und das mit äußerst kreativen Ideen.

TSV Wemding hätte gerne den Aufstieg perfekt gemacht

Mündlinger Team hält sich mit internem Laufwettbe­werb fit

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Die Sportstätt­en in der Region sind weiterhin gesperrt. Da müssen die Fußballer was das Training betrifft alternativ­e Wege gehen. Auf den Spielbetri­eb müssen sie wohl noch länger warten, denn laut eines Vorschlags des Verbandes wird wahrschein­lich noch bis 31. August pausiert.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Die Sportstätt­en in der Region sind weiterhin gesperrt. Da müssen die Fußballer was das Training betrifft alternativ­e Wege gehen. Auf den Spielbetri­eb müssen sie wohl noch länger warten, denn laut eines Vorschlags des Verbandes wird wahrschein­lich noch bis 31. August pausiert.

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