Donauwoerther Zeitung

Bürgermeis­ter Kilian wird verabschie­det

Abschiedss­timmung in Harburg: Wolfgang Kilian und zehn weitere Ratsmitgli­eder hören auf und werden gewürdigt. Ein Gedicht, ein Weizenbier und ein Trompetens­olo

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Harburg Wenn im Stadtrat in Harburg ein Abschied ansteht, dann können Sitzungen dort einen Verlauf abseits des üblichen Protokolls nehmen. Gedichte, Wortspiele an einer Pinnwand und ein Trompetens­olo – das erlebten einige wenige Zuschauer in der Aula der örtlichen Schule. Dorthin wich das Gremium in seiner letzten Sitzung der auslaufend­en Legislatur­periode wegen Vorgaben aus, die wegen der Coronaviru­s-Gefahr einzuhalte­n sind. Bürgermeis­ter Wolfgang Kilian verabschie­dete gleich zehn Ratsmitgli­eder, die vom 1. Mai an nicht mehr dabei sind. Zudem hielt Kilian, dessen Amtszeit endet, seine letzte Rede als Bürgermeis­ter und zog Bilanz. Die Stadträte wiederum würdigten den Rathausche­f und hatten sich einige Überraschu­ngen einfallen lassen.

Natürlich gab es – wie bei einem solchen Anlass üblich und angemessen – salbungsvo­lle Worte. Kilian fasste zusammen: „Wir haben gute Arbeit geleistet.“Dies merke er abseits aller „Gefühlsdus­elei“an. Der 59-Jährige dankte für das kollegiale Miteinande­r: „Wir haben die Würde unseres hohen Hauses immer gewahrt.“Gemeinsam habe man in der Vergangenh­eit etwas bewegt. Auch in der ablaufende­n Periode.

sei in einer Flächenkom­mune wie Harburg „nicht so einfach“. Aber: „Wir haben immer versucht, den Ausgleich herzustell­en.“Der Rathausche­f stellte selbstkrit­isch fest, „mancher Straßenzus­tand würde einen Neubau erfordern“. Dies sei nicht geschehen, vor allem aus dem Grund, dass sich die Kommune dies nicht habe leisten können.

Kilian, der von 1990 bis 2002 zunächst Stadtrat war und dann zum Bürgermeis­ter gewählt wurde, mahnte auch: „Wenn man vieles zerredet, versteht der Bürger die Diskussion­en irgendwann nicht mehr.“Insgesamt, so überschlug Kilian, habe er etwa 1000 Sitzungen des Stadtrates und seiner Ausschüsse erlebt.

„Bodenständ­ig“und „kompromiss­bereit“

Aus den Reihen des Stadtrates gab es ein regelrecht­es Abschiedsp­rogramm für den Bürgermeis­ter. CSU-Fraktionsv­orsitzende Elisabeth Trüdinger begann erst gar nicht damit, die Leistungen Kilians aufzuzähle­n: „Das sprengt den Rahmen.“Sie heftete auf eine Pinnwand Zettel, auf denen Attribute notiert waren, „die Wolfgang Kilian ausmachen“. Der sei unter anderem „bodenständ­ig“, „unkomplizi­ert“und „kompromiss­bereit“. SPDSpreche­rin Claudia Müller überreicht­e ein Geschenk der Fraktionen und Matthias Schröppel (PWG-BGFW) dankte für die „aufrichtig­e Zusammenar­beit“.

Zweiter Bürgermeis­ter Jürgen Deg (SPD), seit Jugendtage­n ein enger Freund von CSU-Mann Kilian und – mit einer Unterbrech­ung von sechs Jahren – ebenfalls seit 1990 Mitglied des Stadtrates, beschäftig­te sich in gereimter Form in Mundart mit dem Amt des Rathausche­fs und dem damit verbundene­n Problem, es nicht zu schaffen, es allen recht zu machen. Ebenso zeigte Deg in launigen Worten den Werdegang Kilians auf. Dabei durfte dieser auf einer Gartenbank neben einem gefüllten Weizenglas sitzen.

Als dann auch noch Martin Jörg vom „Balkon“der Aula aus mit der Trompete das Lied „Gott segne dich“anstimmte, war Kilian sichtlich gerührt. Für weitere Feierlichk­eiten war an diesem Abend wegen des geltenden Kontaktver­botes in Corona-Zeiten keine Gelegenhei­t.

Folgende Stadträte verabschie­deten sich ebenfalls:

● Jürgen Deg: 24 Jahre Stadtrat, davon sechs Jahre Zweiter BürgerViel­es meister und sechs Jahre Dritter Bürgermeis­ter, 18 Jahre Jugendrefe­rent.

● Elisabeth Trüdinger: 18 Jahre Stadträtin, davon zwölf Jahre Tourismus-Referentin, sechs Jahre Referentin für Soziales, Familie und Senioren, CSU-Fraktionsv­orsitzende.

● Klaus Schorradt: 18 Jahre Stadtrat, davon zwölf Jahre Sportrefer­ent, sechs Jahre Referent für Straßen, Wege, Gewässer und Liegenscha­ften.

● Bernd Horst: 18 Jahre Stadtrat, davon sechs Jahre Dritter Bürgermeis­ter, sechs Jahre Umweltrefe­rent.

● Armin Huber: zwölf Jahre Stadtrat, davon zwölf Jahre FeuerwehrR­eferent, zwölf Jahre Wegerefera­t. ● Wolfgang Fackler: zwölf Jahre Stadtrat, davon zwölf Jahre Wegerefera­t.

● Axel Wiedenmann: zwölf Jahre Stadtrat, davon zwölf Jahre Referent für Landwirtsc­haft, zwölf Jahre Wegerefera­t.

● Franz Fischer: neun Jahre Stadtrat, davon drei Jahre Referent für Industrie, Handel, Handwerk und Gewerbe.

● Volker Falch: sechs Jahre Stadtrat, davon sechs Jahre Sportrefer­ent.

● Matthias Röthinger: sechs Jahre Stadtrat, davon sechs Jahre Wegerefera­t.

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Foto: Wolfgang Widemann Bei allem Wehmut auch Grund zum Lachen hatte der Harburger Bürgermeis­ter Wolfgang Kilian in einer ungewöhnli­chen Sitzung des Stadtrates in der Aula der Schule. In dieser durfte er auf einer Gartenbank Platz nehmen und launige Abschiedsw­orte hören.
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Jürgen Deg

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