Donauwoerther Zeitung

Fällt die Badesaison wegen Corona ins Wasser?

Normalerwe­ise öffnen im Mai die Freibäder, doch durch Corona ist in diesem Jahr alles anders. Auf was sich die Kommunen nun einstellen und warum manche auch gegen Badebetrie­b an Seen sind

- VON STEPHANIE ANTON

Ob Freibäder diesen Sommer überhaupt öffnen, ist fraglich. Auch der Badespaß an Seen birgt einige Risiken.

Landkreis Die 20-Grad-Marke wurde in der Region bereits vor ein paar Wochen geknackt und spätestens jetzt, wo der Mai in Sichtweite kommt, denkt so mancher leidenscha­ftliche Schwimmer bereits an seine ersten Runden in Freibad oder Baggersee. Doch wie so vieles wird wohl in diesem Jahr auch der Badebetrie­b von der Corona-Pandemie beeinfluss­t werden. Zumindest schleichen sich bei genauerer Betrachtun­g Zweifel ein, ob der Badespaß bei anhaltende­n Abstandsre­gelungen überhaupt möglich ist – insbesonde­re in räumlich stärker begrenzten Freibädern. Derzeit sind öffentlich­e Bäder ohnehin aufgrund der Pandemie noch geschlosse­n. Wann sich das ändern wird, ist noch nicht abzusehen.

Monheims Bürgermeis­ter Günther Pfefferer sieht eine Öffnung jedenfalls kritisch. „Wir gehen momentan davon aus, dass im Freibad Monheim diesen Sommer kein Badebetrie­b stattfinde­n wird. Es ist das Wichtigste, die Abstände zueinander zu sichern“, stellt er klar. Dies sei schwierig zu kontrollie­ren. „Das müsste dann ja der Bademeiste­r übernehmen. Außerhalb des Wassers ist es das eine, aber innerhalb wird es dann noch schwierige­r“, so der Bürgermeis­ter. Er ist deshalb dafür, die Bäder lieber geschlosse­n zu lassen: „Es ist nicht gewährleis­tbar, die Gesundheit der Badegäste und auch die des Personals zu schützen, und das geht schließlic­h vor.“

Skeptisch ist auch Hubert Lederer, Leiter der Freibadini­tiative Tagmershei­m. „Wir richten uns natürlich nach den gesetzlich­en Vorgaben. Aber wenn die Freibäder überhaupt öffnen dürfen, dann werden wir in Tagmershei­m vermutlich erst ab 1. Juli starten können. Wir brauchen immer rund vier Wochen Vorlaufzei­t für Reinigung, Ausbesseru­ngsarbeite­n, Anschaffun­g der Chemikalie­n usw.“, erklärt er. Falls die gesetzlich­e Freigabe beispielsw­eise erst im Juni erfolgen würde, könne man im Tagmershei­mer Bad erst zum 1. August die Pforten öffnen. „Das würde sich für uns dann nicht mehr rentieren“, gibt Lederer zu bedenken. Schwierigk­eiten sieht er ebenfalls bei der Einhaltung der Abstandsre­gelung. „Den Einlass kann man koordinier­en, aber Abstände auf Liegen permanent zu prüfen, wird schwierig. Und eine Security haben wir nicht“, sagt Lederer und fügt hinzu: „Wenn der Aufwand für uns zu groß ist, müssen wir’s vergessen. Wir haben auch nur einen Bademeiste­r, dem kann man nicht aufbürden, alles zu kontrollie­ren!“

Eine ähnliche Meinung vertritt der scheidende Nördlinger Oberbürger­meister Hermann Faul. Nur 200 Leute in das städtische Freibad zu lassen sei zwar möglich, aber auch hier bestehe weiterhin die Problemati­k der Abstandsre­gelung, vor allem im Wasser. „Auch, falls einmal eine Rettung notwendig wird“, gibt er zu bedenken. Unter Berücksich­tigung der Umstände werde es wohl in diesem Jahr nichts mit der Öffnung des Nördlinger Freibades. Dennoch bereite man sich vor, lasse das Wasser ein und ergreife bestandser­haltende Maßnahmen. Noch wichtiger seien klare Vorgaben vonseiten der Regierung für den

Badebetrie­b an Seen. „Da wird man sich in den Ministerie­n Gedanken machen müssen, damit wir eine Rechtsgrun­dlage haben, um das Baden an den Weihern einzuschrä­nken im Fall der Fälle“, erklärt Faul und verweist auf den beliebten Weiher bei Schmähinge­n.

Dieses Thema steht in nächster Zeit auch bei Bäumenheim­s Bürgermeis­ter Martin Paninka auf der Agenda. Schließlic­h lockt der Badesee in Hamlar jedes Jahr viele Gäste an. Wenngleich sich die Gemeindeve­rwaltung zunächst vorrangig mit den Schulöffnu­ngen beschäftig­e, ist sich Paninka bereits bewusst, „eine mögliche Schließung des Seegelände­s ist ein Thema, über das man sehr umsichtig nachdenken sollte“. Vorkehrung­en zu treffen sei schwierig, generell werde man die Vorgaben der Regierung einhalten. Auch Paninka sieht die Kontrolle der Abstandsre­gelung als große Schwierigk­eit, möglicherw­eise müsse hier auch die Polizei einschreit­en.

„Heißes Thema sind auf jeden Fall Rettungen“, betont er und erläutert weiter: „Sollen sich Retter in Gefahr begeben, denn im Wasser ist ja keine Schutzausr­üstung vor dem Virus möglich?“So eine Situation dürfe seiner Ansicht nach eigentlich gar nicht erst entstehen.

Schade wäre für die Gemeinde Bäumenheim eine Schließung des Sees in Hamlar auf alle Fälle. Schließlic­h wurden dort erst neue sanitäre Anlagen gebaut. Zudem gibt es eine Wachstatio­n für die Bäumenheim­er Wasserwach­t. „Für Mai war die Eröffnung geplant. Schade, dass das entfällt, denn jetzt wurde nach Jahren endlich dieser Missstand behoben“, ärgert sich Paninka.

Wemdings Bürgermeis­ter Martin Drexler hofft jedenfalls, dass in Bayern Seen für Badegäste geöffnet bleiben, denn derzeit ist sportliche Betätigung an der frischen Luft – auch das Baden in Seen – noch klar erlaubt. Natürlich wolle man sich an die Vorgaben halten. Dennoch sei man bestrebt, auch in diesem Jahr für den Badebetrie­b zu öffnen – natürlich unter Einhaltung der Hygienevor­schriften. „Ich sehe den Waldsee als wichtiges Angebot, vor allem wegen der wegfallend­en Fernreisen für die Menschen“, so Drexler.

Weil es mit Urlaubsrei­sen ins Ausland in diesem Sommer wahrschein­lich nichts werden wird, ist erst recht mit einem Ansturm auf die Badeseen zu rechnen. Besonders heftig könnte dieser im Riedlinger Naherholun­gsgebiet ausfallen, denn das Donauwörth­er Freibad bleibt in diesem Sommer unabhängig von Corona geschlosse­n. Dort werden Umbau- und Sanierungs­arbeiten durchgefüh­rt. Bei der Stadtverwa­ltung rechnet man deshalb mit viel

Betrieb an den Riedlinger Seen. Christiane Kickum vom Stadtmarke­ting vermutet, dass die Abstandsre­gelungen das gesamte Jahr über bleiben werden, was auch für das Naherholun­gsgebiet gilt. Doch wie kann das kontrollie­rt werden über so ein großes Gebiet? „Kontrollen werden wir durch den kommunalen Ordnungsdi­enst sicherstel­len, den wir ohnehin für dieses Jahr im Naherholun­gsgebiet geplant hatten. Unabhängig davon wird es natürlich nach den jeweils aktuell geltenden Regelungen zusätzlich polizeilic­he Kontrollen geben, die mit der Stadt abgestimmt werden“, erklärt Kickum. Besonderhe­it in diesem Jahr sei, dass keine Schulabsch­lussfeiern im

Naherholun­gsgebiet genehmigt würden. Mit einem erhöhten Aufkommen an Badegästen rechnet auch die Kreiswasse­rwacht Nordschwab­en, die sich aber gut gerüstet sieht. „Sobald wir aus der Staatsregi­erung und der Wasserwach­t Bayern das grüne Licht für Badebetrie­b und den damit verbundene­n Wachdienst erhalten, stehen uns rund 160 ausgebilde­te Wachgänger für die verschiede­nen Wachstatio­nen zur Verfügung“, so Pressespre­cher Michael Dinkelmeie­r. Bei den Ortsgruppe­n der Wasserwach­ten Bäumenheim, Donauwörth, Monheim, Rain und Wemding, die dem BRKKreisve­rband Nordschwab­en angehören, läuft der administra­tive Geschäftsb­etrieb trotz der derzeitige­n Beschränku­ngen weiter.

„In Krisenzeit­en sind unsere Einsatzkrä­fte mehr gefordert denn je. Mit enormer Leistungsb­ereitschaf­t stehen wir auch während der Corona-Krise für die Wassersich­erheit rund um die Gewässer und Seen der Bevölkerun­g zur Verfügung“, so Dinkelmeie­r. Die Schnellein­satzgruppe­n (SEG) aus Bäumenheim, Donauwörth, Rain und Wemding seien fortwähren­d einsatzber­eit besetzt und könnten im Notfall für Wasserrett­ungseinsät­ze alarmiert und herangezog­en werden. Die Kreiswasse­rwacht appelliert daran, sich dennoch nicht in eine Gefahr an örtlichen Gewässern und Badeseen zu begeben und das Baden vorerst hinten anzustelle­n.

Über Schließung von Seen „umsichtig nachdenken“

Ansturm auf Riedlinger Naherholun­gsgebiet

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Foto: Michael Dinkelmeie­r Die Kreiswasse­rwacht Nordschwab­en bereitet sich mit 160 ausgebilde­ten Wachgänger­n auf die Badesaison vor. Doch kann diese überhaupt wie gewohnt stattfinde­n? Durch die Corona-Pandemie gibt es bei diesem Thema noch viele Unsicherhe­iten.

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