Fällt die Badesaison wegen Corona ins Wasser?
Normalerweise öffnen im Mai die Freibäder, doch durch Corona ist in diesem Jahr alles anders. Auf was sich die Kommunen nun einstellen und warum manche auch gegen Badebetrieb an Seen sind
Ob Freibäder diesen Sommer überhaupt öffnen, ist fraglich. Auch der Badespaß an Seen birgt einige Risiken.
Landkreis Die 20-Grad-Marke wurde in der Region bereits vor ein paar Wochen geknackt und spätestens jetzt, wo der Mai in Sichtweite kommt, denkt so mancher leidenschaftliche Schwimmer bereits an seine ersten Runden in Freibad oder Baggersee. Doch wie so vieles wird wohl in diesem Jahr auch der Badebetrieb von der Corona-Pandemie beeinflusst werden. Zumindest schleichen sich bei genauerer Betrachtung Zweifel ein, ob der Badespaß bei anhaltenden Abstandsregelungen überhaupt möglich ist – insbesondere in räumlich stärker begrenzten Freibädern. Derzeit sind öffentliche Bäder ohnehin aufgrund der Pandemie noch geschlossen. Wann sich das ändern wird, ist noch nicht abzusehen.
Monheims Bürgermeister Günther Pfefferer sieht eine Öffnung jedenfalls kritisch. „Wir gehen momentan davon aus, dass im Freibad Monheim diesen Sommer kein Badebetrieb stattfinden wird. Es ist das Wichtigste, die Abstände zueinander zu sichern“, stellt er klar. Dies sei schwierig zu kontrollieren. „Das müsste dann ja der Bademeister übernehmen. Außerhalb des Wassers ist es das eine, aber innerhalb wird es dann noch schwieriger“, so der Bürgermeister. Er ist deshalb dafür, die Bäder lieber geschlossen zu lassen: „Es ist nicht gewährleistbar, die Gesundheit der Badegäste und auch die des Personals zu schützen, und das geht schließlich vor.“
Skeptisch ist auch Hubert Lederer, Leiter der Freibadinitiative Tagmersheim. „Wir richten uns natürlich nach den gesetzlichen Vorgaben. Aber wenn die Freibäder überhaupt öffnen dürfen, dann werden wir in Tagmersheim vermutlich erst ab 1. Juli starten können. Wir brauchen immer rund vier Wochen Vorlaufzeit für Reinigung, Ausbesserungsarbeiten, Anschaffung der Chemikalien usw.“, erklärt er. Falls die gesetzliche Freigabe beispielsweise erst im Juni erfolgen würde, könne man im Tagmersheimer Bad erst zum 1. August die Pforten öffnen. „Das würde sich für uns dann nicht mehr rentieren“, gibt Lederer zu bedenken. Schwierigkeiten sieht er ebenfalls bei der Einhaltung der Abstandsregelung. „Den Einlass kann man koordinieren, aber Abstände auf Liegen permanent zu prüfen, wird schwierig. Und eine Security haben wir nicht“, sagt Lederer und fügt hinzu: „Wenn der Aufwand für uns zu groß ist, müssen wir’s vergessen. Wir haben auch nur einen Bademeister, dem kann man nicht aufbürden, alles zu kontrollieren!“
Eine ähnliche Meinung vertritt der scheidende Nördlinger Oberbürgermeister Hermann Faul. Nur 200 Leute in das städtische Freibad zu lassen sei zwar möglich, aber auch hier bestehe weiterhin die Problematik der Abstandsregelung, vor allem im Wasser. „Auch, falls einmal eine Rettung notwendig wird“, gibt er zu bedenken. Unter Berücksichtigung der Umstände werde es wohl in diesem Jahr nichts mit der Öffnung des Nördlinger Freibades. Dennoch bereite man sich vor, lasse das Wasser ein und ergreife bestandserhaltende Maßnahmen. Noch wichtiger seien klare Vorgaben vonseiten der Regierung für den
Badebetrieb an Seen. „Da wird man sich in den Ministerien Gedanken machen müssen, damit wir eine Rechtsgrundlage haben, um das Baden an den Weihern einzuschränken im Fall der Fälle“, erklärt Faul und verweist auf den beliebten Weiher bei Schmähingen.
Dieses Thema steht in nächster Zeit auch bei Bäumenheims Bürgermeister Martin Paninka auf der Agenda. Schließlich lockt der Badesee in Hamlar jedes Jahr viele Gäste an. Wenngleich sich die Gemeindeverwaltung zunächst vorrangig mit den Schulöffnungen beschäftige, ist sich Paninka bereits bewusst, „eine mögliche Schließung des Seegeländes ist ein Thema, über das man sehr umsichtig nachdenken sollte“. Vorkehrungen zu treffen sei schwierig, generell werde man die Vorgaben der Regierung einhalten. Auch Paninka sieht die Kontrolle der Abstandsregelung als große Schwierigkeit, möglicherweise müsse hier auch die Polizei einschreiten.
„Heißes Thema sind auf jeden Fall Rettungen“, betont er und erläutert weiter: „Sollen sich Retter in Gefahr begeben, denn im Wasser ist ja keine Schutzausrüstung vor dem Virus möglich?“So eine Situation dürfe seiner Ansicht nach eigentlich gar nicht erst entstehen.
Schade wäre für die Gemeinde Bäumenheim eine Schließung des Sees in Hamlar auf alle Fälle. Schließlich wurden dort erst neue sanitäre Anlagen gebaut. Zudem gibt es eine Wachstation für die Bäumenheimer Wasserwacht. „Für Mai war die Eröffnung geplant. Schade, dass das entfällt, denn jetzt wurde nach Jahren endlich dieser Missstand behoben“, ärgert sich Paninka.
Wemdings Bürgermeister Martin Drexler hofft jedenfalls, dass in Bayern Seen für Badegäste geöffnet bleiben, denn derzeit ist sportliche Betätigung an der frischen Luft – auch das Baden in Seen – noch klar erlaubt. Natürlich wolle man sich an die Vorgaben halten. Dennoch sei man bestrebt, auch in diesem Jahr für den Badebetrieb zu öffnen – natürlich unter Einhaltung der Hygienevorschriften. „Ich sehe den Waldsee als wichtiges Angebot, vor allem wegen der wegfallenden Fernreisen für die Menschen“, so Drexler.
Weil es mit Urlaubsreisen ins Ausland in diesem Sommer wahrscheinlich nichts werden wird, ist erst recht mit einem Ansturm auf die Badeseen zu rechnen. Besonders heftig könnte dieser im Riedlinger Naherholungsgebiet ausfallen, denn das Donauwörther Freibad bleibt in diesem Sommer unabhängig von Corona geschlossen. Dort werden Umbau- und Sanierungsarbeiten durchgeführt. Bei der Stadtverwaltung rechnet man deshalb mit viel
Betrieb an den Riedlinger Seen. Christiane Kickum vom Stadtmarketing vermutet, dass die Abstandsregelungen das gesamte Jahr über bleiben werden, was auch für das Naherholungsgebiet gilt. Doch wie kann das kontrolliert werden über so ein großes Gebiet? „Kontrollen werden wir durch den kommunalen Ordnungsdienst sicherstellen, den wir ohnehin für dieses Jahr im Naherholungsgebiet geplant hatten. Unabhängig davon wird es natürlich nach den jeweils aktuell geltenden Regelungen zusätzlich polizeiliche Kontrollen geben, die mit der Stadt abgestimmt werden“, erklärt Kickum. Besonderheit in diesem Jahr sei, dass keine Schulabschlussfeiern im
Naherholungsgebiet genehmigt würden. Mit einem erhöhten Aufkommen an Badegästen rechnet auch die Kreiswasserwacht Nordschwaben, die sich aber gut gerüstet sieht. „Sobald wir aus der Staatsregierung und der Wasserwacht Bayern das grüne Licht für Badebetrieb und den damit verbundenen Wachdienst erhalten, stehen uns rund 160 ausgebildete Wachgänger für die verschiedenen Wachstationen zur Verfügung“, so Pressesprecher Michael Dinkelmeier. Bei den Ortsgruppen der Wasserwachten Bäumenheim, Donauwörth, Monheim, Rain und Wemding, die dem BRKKreisverband Nordschwaben angehören, läuft der administrative Geschäftsbetrieb trotz der derzeitigen Beschränkungen weiter.
„In Krisenzeiten sind unsere Einsatzkräfte mehr gefordert denn je. Mit enormer Leistungsbereitschaft stehen wir auch während der Corona-Krise für die Wassersicherheit rund um die Gewässer und Seen der Bevölkerung zur Verfügung“, so Dinkelmeier. Die Schnelleinsatzgruppen (SEG) aus Bäumenheim, Donauwörth, Rain und Wemding seien fortwährend einsatzbereit besetzt und könnten im Notfall für Wasserrettungseinsätze alarmiert und herangezogen werden. Die Kreiswasserwacht appelliert daran, sich dennoch nicht in eine Gefahr an örtlichen Gewässern und Badeseen zu begeben und das Baden vorerst hinten anzustellen.
Über Schließung von Seen „umsichtig nachdenken“
Ansturm auf Riedlinger Naherholungsgebiet