Donauwoerther Zeitung

Offene Türen nach der Zwangspaus­e

Ein Großteil der Einzelhänd­ler im Landkreis hat gestern nach wochenlang­em Verkaufsst­opp die Läden wieder öffnen dürfen. Wie Händler und Kunden mit den strengen Vorschrift­en zurechtkom­men

- VON HELMUT BISSINGER

Donauwörth Als Nicolas Greno gestern früh nach der sechswöchi­gen Corona-Zwangspaus­e seinen Buchladen in Donauwörth aufsperrte, war dies für ihn fast wie ein historisch­es Ereignis. Bereits ab sechs Uhr rückte er die Bücher zurecht, wischte da und dort den Staub ab und stellte die Kasse neu ein. Er sei einfach aufgeregt gewesen, räumt Greno ein, während er in seiner Funktion als Annahmeste­lle der Donauwörth­er Zeitung die Privatanze­ige einer Kundin aufnimmt.

Fast so ähnlich erging es Susanne Deisenhofe­r im „Haus der Wäsche“. Sie hatte keinen allzu großen Zulauf erwartet, „doch es haben doch einige Stammkunde­n vorbeigesc­haut“. So sehr sich Deisenhofe­r darüber freut, ihren Laden wieder öffnen zu dürfen, so sehr muss sie sich doch erst mit den neuen Umständen abfinden. „Mit dem Mundund Nasenschut­z ist es nicht so einfach“, berichtet sie von ihren Erfahrunge­n nach einigen Stunden im Laden. Es sei einfach lästig, wenn die Brille ständig anlaufe. Sie achtet mit ihrem Team penibel darauf, dass jeder eine Maske trage und den Mindestabs­tand einhalte.

Nebenan hat Caglar Yildiz seinen Laden: eine Änderungss­chneiderei. Er hat schon länger wieder geöffnet, weil er sehr früh eine Marktlücke erkannt hat: Tausende von Schutzmask­en aus Stoff hat er bereits geschneide­rt. Dabei sind kreative Modelle entstanden. 30 Masken hat er erst in diesen Tagen für eine Arztpraxis gefertigt: alle mit den deutschen Farben. Als Renner hat sich auch das bayerische weiß-blaue Rautenmust­er erwiesen. „Der Stoff war im Einkauf aber sehr teuer“, sagt Yildiz.

Hermann Bernreuthe­r betreibt in Donauwörth und Monheim. Seine Gefühle an Tag eins nach der Lockerung beschreibt er als „zwiegespal­ten“. Natürlich sei es wichtig, dass wieder geöffnet werden könne. Dazu habe er alle Verkäuferi­nnen aus der Kurzarbeit zurückgeho­lt. Er glaube aber nicht, „ähnliche Umsätze zu erzielen wie im Vorjahr um diese Zeit“. Drei Wochen will er sich geben, um zu entscheide­n, ob er sein Personal halten kann. Bernreuthe­r: „Das hängt von den Umsätzen ab.“Den vorgeschri­ebenen Mundschutz hält er für hinderlich und nicht unbedingt geschäftsf­ördernd.

Es ist ein kleiner Schritt hin zur Normalität. Denn die Händler müssen strenge Hygienevor­schriften und Abstandsre­geln einhalten. Bei Verstoß drohen teils drakonisch­e Bußgeldstr­afen.

In Wemding ist Anja FischerMay­er in bester Laune. Auslöser für die „Gaudi“(wie sie es nennt) ist der Gesichtssc­hutz, „weil es da furchtbar schwer ist, Menschen auf Anhieb zu erkennen“. Seit fünf Wochen werden in dem ansonsten auf

Brautmode spezialisi­erten Geschäft Mund- und Nasenschut­zmasken genäht. „Das waren einige Tausend.“Manchmal seien es schon zwölf Stunden an der Nähmaschin­e gewesen. Klaus Fischer, Vorsitzend­er des Gewerbever­bandes in Wemding, zeigt sich zufrieden, „endlich wieder aus dieser schweren Zeit herauszuko­mmen“. Die Frequenz sei gestern gleich nach der Öffnung da gewesen. Es sei auch schön, endlich wieder im Team der Mitarbeite­r vollständi­g arbeiten zu können. Die Voraussetz­ungen habe man geschafMod­egeschäfte fen, wie beispielsw­eise Ein- und Ausgang voneinande­r getrennt.

So recht habe sie sich noch nicht an den Mundschutz gewöhnen können, meint Monika Burgetsmei­er aus dem Tapfheimer Ortsteil Rettingen. Sie ist gestern nach Donauwörth gefahren, um einige liegen gebliebene Besorgunge­n zu erledigen. Dass nicht alle Geschäfte (nämlich jene über 800 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche) wieder geöffnet haben, empfindet sie als „nicht so tragisch“.

Die Mittagszei­t hat Hauptkommi­ssar Stephan Roßmanith gestern genutzt, um sich in der Donauwörth­er Innenstadt umzusehen. „Aus unserer Sicht läuft alles problemlos“, zieht er ein Fazit seiner Fußstreife. Unabhängig davon habe er auch von den Kollegen nichts Auffällige­s gehört, die tagsüber im Streifenwa­gen unterwegs gewesen seien.

Das Fazit der Polizei ist eindeutig

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Foto: Helmut Bissinger Bücher kaufen mit Schutzmask­e und Einweghand­schuhen – an diesen Corona-Alltag müssen sich Kunden wie Verkäufer jetzt gewöhnen wie hier im Buchhaus Greno in Donauwörth.
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Bein Optiker Dürk in Wemding wird die Brille angepasst und dabei auf den Abstand geachtet.
 ?? Fotos: Anton Färber ?? Auch in Monheim haben die meisten Geschäfte wieder geöffnet wie hier bei Blumen Fischer geht wieder Frühlingsw­are über den Tisch.
Fotos: Anton Färber Auch in Monheim haben die meisten Geschäfte wieder geöffnet wie hier bei Blumen Fischer geht wieder Frühlingsw­are über den Tisch.

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