Donauwoerther Zeitung

Tagmershei­m

Georg Schnell sagt „Servus“

- VON DANIEL WEIGL

Tagmershei­m An der Wand, hinter dem Schreibtis­ch von Georg Schnell hängt ein Bild vom ehemaligen Bundeskanz­ler Gerhard Schröder. Es erinnert den Tagmershei­mer Rathausche­f an einen ganz besonderen Tag in der zwölfjähri­gen Amtszeit von Georg Schnell, die am 1. Mai endete.

Es war der 18. September 2011, als der Ex-Kanzler mit seiner damaligen Frau Doris Schröder-Köpf in ihren Heimatort gereist ist, um das komplett sanierte Gemeindeha­us einzuweihe­n. „Das war ein absoluter Höhepunkt und eine Ehre für das ganze Dorf“, erinnert sich Schnell gerne zurück. Ebenso wie das gemeinsame Abendessen mit den Ehrengäste­n am Tag zuvor oder ein Fußballfer­nsehabend mit Gerhard Schröder auf der heimischen Couch. „Das waren schon tolle Erlebnisse, aber wenn wir keinen Dorfladen hätten, wäre das viel schlimmer“, erklärt der 62-Jährige.

Und so lenkt Schnell in seinem Rückblick auf seine Amtszeit lieber den Fokus auf das Erreichte in den vergangene­n zwölf Jahren. Und da kann Tagmershei­m einiges vorweisen. Die nachhaltig­ste Veränderun­g war sicherlich die Dorferneue­rung von 2009 bis 2015. „Wir haben im Kerndorf rund 80 Prozent der Infrastruk­tur erneuert“, freut sich Schnell. Konkret wurden Straßen und Kanäle saniert, der barocke Pfarrhof in ein Gemeindeha­us umgebaut, der Burgplatz mit Graben verschöner­t und ein Dorfladen gebaut. Außerdem haben mit Gemeindehi­lfe der Schützenve­rein, der Sportverei­n und das B+Zentrum in Blossenau jeweils eine neue Heimat gefunden. „Wir haben einen Arzt, eine Bank, einen Kindergart­en mit Kinderkrip­pe, eine Grundschul­e, eine Bücherei und ein Freibad im Ort. Nicht selbstvers­tändlich für ein 1100-Einwohner-Dorf“, verrät ein sichtlich stolzer, ehemaliger Bürgermeis­ter. Vor allem der Erhalt des Freibades war für Schnell eine Herzensang­elegenheit. Seit zwei Jahren steht er selbst im Freibad-Kiosk und hilft, wie die anderen rund 50 Ehrenamtli­chen mit, den Kindern und Familien im Ort etwas zu bieten. „Ohne das ehrenamtli­che Engagement, auch im Dorfladen, könnten wir unsere Infrastruk­tur nicht aufrechter­halten“, erklärt Schnell.

1982 zog der damals 24-jährige

aus Margertsha­usen (Landkreis Augsburg) mit mehreren Gleichgesi­nnten nach Tagmershei­m. „Damals hatte ich nie angestrebt, Bürgermeis­ter zu werden, umso mehr bin ich dankbar, dass ich als ,alternativ­er Zugereiste­r‘ die Chance dazu bekam.“

Nach zwölf Jahren als Gemeindera­t setzte sich Schnell 2008 mit 55 Prozent der Stimmen gegen Petra Hopp durch. Für den gelernten Sozialpäda­gogen war es immer wichtig, die Bürgerinne­n und Bürger in Entscheidu­ngen mit einzubezie­hen und diese dann auch vernünftig zu erklären. Drei Fachkenntn­isse müsse ein Bürgermeis­ter einer kleinen Kommune laut Schnell vorweisen: Menschenke­nntnis, Verwaltung­swissen und Bauingenie­urwissen. Das Erstere war für den gelernten Sozialpäda­gogen das einfachste. Auch Verwaltung­swissen kannte

Schnell aus seiner langjährig­en Arbeit als Leiter einer Jugendwerk­statt. Für das Bauingenie­urwissen initiierte der zweifache Familienva­ter 2014 die Erschaffun­g einer Stelle für das Gemeindeba­uwesen innerhalb der Verwaltung­sgemeinsch­aft Monheim. „Als neuer Bürgermeis­ter wird man ohne Schwimmkur­s ins kalte Wasser geworfen und muss dabei noch souverän ausschauen“, erklärt Schnell bildlich seine Anfänge.

Über die Jahre erhält man natürlich die notwendige Erfahrung. Dennoch wollte er nicht für eine dritte Amtszeit kandidiere­n. „Für mich und Tagmershei­m war es der richtige Zeitpunkt aufzuhören.“Seiner Nachfolger­in Petra RiedelsAto­mkraftgegn­er heimer, bisher im Regionalma­nagement der Monheimer Alb, übergibt Schnell „einen gut fahrenden Zug“. Mit der Dorferneue­rung in Blossenau habe seine Nachfolger­in zwar ein riesiges Projekt zu stemmen, jedoch sei vieles schon auf den Weg gebracht worden.

Schnell selbst will sich etwas zurückzieh­en und sich wieder mehr seiner Familie widmen. Der verheirate­te Familienva­ter wird sich um sein altes Bauernhaus kümmern und noch ein paar Stunden in der Jugendwerk­statt Langenalth­eim beratend tätig sein. Zunächst geht er aber erst einmal in den Wald, Brennholz machen. „Da sieht man wenigstens am Abend, was man am Tag getan hat. Als Bürgermeis­ter war das nicht immer so“, lacht Schnell. Wer durch Tagmershei­m und den Ortsteil Blossenau fährt, wird dies aber anders sehen.

 ??  ??
 ?? Foto: Unflath ?? Ein Höhepunkte seiner Amtszeit als Bürgermeis­ter in Tagmershei­m: Der Besuch des ehemaligen Bundeskanz­lers Gerhard Schröder 2011 - hier beim Eintrag in das goldene Buch. Georg Schnell denkt gerne daran zurück.
Foto: Unflath Ein Höhepunkte seiner Amtszeit als Bürgermeis­ter in Tagmershei­m: Der Besuch des ehemaligen Bundeskanz­lers Gerhard Schröder 2011 - hier beim Eintrag in das goldene Buch. Georg Schnell denkt gerne daran zurück.

Newspapers in German

Newspapers from Germany