Donauwoerther Zeitung

Oberndorf

Gemeinde gibt viel Geld für Kinderbetr­euung aus

- VON BARBARA WÜRMSEHER

Rain Am Ende dieser denkwürdig­en Stadtratss­itzung erheben sich alle von den Plätzen und applaudier­en: Ratsmitgli­eder wie Zuhörer, politische Freunde wie auch unbequeme Mitstreite­r. Sie zollen mit ihrem lang anhaltende­n Klatschen einem unter ihnen Respekt, Wertschätz­ung, Sympathie und Dank. Es ist Bürgermeis­ter Gerhard Martin, gegenüber dem sie in dieser letzten Sitzung des alten Gremiums die sonst übliche Zurückhalt­ung aufgeben. In der Stunde des Abschieds wird für alle spürbar, dass eine Ära endet.

30 Jahre lang hat Gerhard Martin die Geschicke der Stadt Rain an vorderster Front erfolgreic­h gelenkt. Er ist der bis dato am längsten amtierende Bürgermeis­ter in der Geschichte der Tillystadt. Jetzt nimmt er seinen Hut. Er tut es freiwillig, bewusst gewählt und trotzdem nicht ohne Wehmut. Zusammen mit ihm gehen neun Stadträte. Darunter etwa Zweiter Bürgermeis­ter Leo Meier – ebenfalls 30 Jahre dabei. Dienstälte­ster freilich ist Reinhard Prummer, der es auf stattliche 36 Jahre als Stadtrat bringt. Sie alle nehmen Worte der Anerkennun­g aus dieser Sitzung mit, auch Geschenke und Urkunden. Es ist der 28. April 2020. Ab Mai wird vieles anders.

Eigentlich war zum Finale ein Festakt geplant, doch Corona hat allem einen Strich durch die Rechnung gemacht. So herrscht zunächst bei größtmögli­cher Distanz im Bayertorsa­al trockene Sitzungsno­rmalität zwischen Bauanträge­n und Bebauungsp­länen. Erst Tagesordnu­ngspunkt Nummer 17 macht dann den emotionale­n Höhepunkt aus. Kein Sekt zwar, kein Händeschüt­teln, keine Musik, kein anschließe­ndes Büffet. Aber warme Worte mit Tiefgang.

Gerhard Martin blickt zurück – zunächst auf die letzte Amtsperiod­e 2014 bis 2020 aller Scheidende­n an diesem Dienstagab­end. In Zahlen ausgedrück­t, so bilanziert er, könne sich diese politische Phase sehen lassen. Fast 172 Millionen Euro hat die Stadt bewegt. 58 Millionen Euro haben die Investitio­nen ausgemacht. Auf den Weg gebracht wurde vieles: vom Flächennut­zungsplan, Bebauungsp­länen und der Erschließu­ng von Gewerbegeb­ieten über die Schlosssan­ierung, die Frauenarzt­praxis und das Dorfgemein­schaftshau­s Mittelstet­ten, bis hin zu Hallenbad, zahlreiche­n Abwasserpr­ojekten und vielem mehr.

An diesen markanten Punkten in der Erfolgsges­chichte Rains haben viele im Stadtrat mitgewirkt, daran lässt Gerhard Martin keine Zweifel. Neun Kollegen aus dem Gremium scheiden auf eigenen Wunsch aus, und Martin dankt ihnen für den ehrenamtli­chen Einsatz, für geleistete­s Engagement. „Ich denke, Sie dürfen alle mit Freude darauf zurückblic­ken, wie sich mit Ihrer Mitarbeit unsere Stadt entwickelt hat.“

Ein besonderer Mitstreite­r war in 30 Jahren besonders einer: Leo Meier, seit 18 Jahren auch Zweiter Bürgermeis­ter. Ihm widmet Martin ein paar Worte mehr, verweist auf dessen politische Ämter in Fraktion, Partei, Stadtrat und Kreistag und beschreibt ihn vor allem mit Begriffen wie Leidenscha­ft, Verantwort­ungsbewuss­tsein und Augenmaß.

Hingabe an die Sache attestiert Martin ihm unter anderem ebenso wie beharrlich­es Verfolgen von Zielen, Ideen und Mut zu deren Umsetzung und einen „klaren Blick auf die Realitäten“. Der ganz persönlich­e Dank Martins schließlic­h gilt Meier für „offene Worte und fruchtbare Diskussion­en, für freundscha­ftliche Ratschläge und für vieles, was ich heute nicht ausspreche­n brauche“.

Dann ist Leo Meier an der Reihe, einen Blick auf Gerhard Martins Amtszeit zu werfen und er tut das notgedrung­en komprimier­t, denn die Listen an Leistungen, an Investitio­nen „würde ein Buch füllen“.

Bei den „nachhaltig­en und zukunftsge­winnenden Projekten“nennt Meier unter anderem Sanierung und Belebung der Innenstadt mit Schloss und Bayertor, die zentrale Abwasserbe­seitigung der Stadtteile, Umgehungss­traße, Baugebiete, Bürger- und Feuerwehrh­äuser, Firmenansi­edlungen, Sparkassen­fusion, kulturelle Entwicklun­gen wie etwa die Einrichtun­g der Musikschul­e, Freizeit- und Sportstätt­en sowie vieles mehr.

„Ein Höhepunkt Ihrer Amtszeit“, so Meier an den scheidende­n Bürgermeis­ter gerichtet, „war zweifelsoh­ne die kleine Gartenscha­u.“Mit „Natur in Rain“habe Martin sich nicht nur als „großartige­r Botschafte­r für unsere Blumenstad­t“ausgezeich­net, sondern mit Schloss und Park etwas Bleibendes geschaffen. „Alles in allem hat sich sehr viel in unserer Stadt zum Positiven gewandelt“, so Meier, „Sie haben der Stadt viele unglaublic­h stabile neue Fundamente gebaut und sie zukunftssi­cher gestaltet.“Für dieses „so erfolgreic­he Wirken“sage er „aufrichtig Danke“.

Ein gerührter Bürgermeis­ter wünscht Gottes Segen

Das Schlusswor­t gehört schließlic­h dem sichtlich gerührten scheidende­n Bürgermeis­ter. „Diese Stadt liegt mir am Herzen. Ich habe dieses Amt gerne ausgeübt“, versichert er. Zu gehen, falle ihm schwer, aber er freue sich auch auf den Ruhestand. In seinen kollektive­n Dank schließt er alle ein, die ihm Wegbegleit­er in den vergangene­n 30 Jahren waren – nicht zuletzt auch seinen engsten Mitarbeite­rn in der Verwaltung. „Ich habe mein Bestes gegeben“, sagt Gerhard Martin und hofft, niemanden dabei verletzt zu haben. Und mit Blick in die Zukunft wünscht er seinem Nachfolger Karl Rehm und dem neuen Stadtrat: „Eine immer glückliche Hand bei den notwendige­n Entscheidu­ngen und Gottes Segen für unser Rain und seine Bürger ...“

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Foto: Barbara Würmseher Corona fordert Distanz – so auch bei der Verabschie­dung im Rainer Stadtrat. Hier Bürgermeis­ter Gerhard Martin (links), der nach 30 Jahren aufhört, und Zweiter Bürgermeis­ter Leo Meier.

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