Donauwoerther Zeitung

Eröffnet in Augsburg bald ein Autokino?

Autokinos erleben zu Corona-Zeiten einen Boom. In Bayern sind sie noch untersagt. Doch die Planungen sind konkret

- VON JAN KANDZORA

Es ist eher eine amerikanis­che Kulturtrad­ition als eine europäisch­e: Autokinos gibt es in Deutschlan­d nicht viele, gerade einmal fünf solcher Kinos waren es deutschlan­dweit vor Corona-Zeiten, die ganzjährig geöffnet hatten. Doch seit der Corona-Krise boomen die Freiluftki­nos im Land, wenn auch bislang nicht in Bayern. Hier müssen auch Autokinos bislang geschlosse­n bleiben, so sehen es die Einschränk­ungen vor. Dies allerdings könnte sich ändern. Mehrere Betreiber planen nach Informatio­nen unserer Redaktion derzeit die Eröffnung eines möglichen Autokinos in Augsburg.

Einer von ihnen ist Franz Fischer, Chef des Augsburger „Kinodreiec­ks“, zu dem das Savoy, das Mephisto und das Thalia Filmtheate­r gehören. Er sagt, er könne sich in der Stadt ein Autokino nach dem Vorbild von Düsseldorf vorstellen. In der Landeshaup­tstadt Nordrhein-Westfalens werden auf einem Messe-Parkplatz Filme auf einer 400 Quadratmet­er großen Leinwand gezeigt, neben Filmvorfüh­rungen gibt es weiteres kulturelle­s Programm in Angebot: Auftritte von Comedians, Konzerte. So sei es auch in Augsburg gedacht, sagt Fischer, mehrere hochkaräti­ge Künstler hätten bereits zugesagt, zudem seien starke regionale Partner im Boot. Die Planungen seien fortgeschr­itten. Sobald der Freistaat es zulasse, stehe einem Start nichts im Wege. Zu einem möglichen Standort in Augsburg wollte sich Fischer zunächst nicht äußern.

Offenbar scheint man aber in der Branche davon auszugehen, dass Kinobetrie­b trotz Corona-Einschränk­ungen in Bayern bald wieder möglich ist, wenn auch nicht in klassische­n Kinosälen. Ein Hinweis darauf ist etwa die Tatsache, dass Fischer, der im Sommer auch das Freiluftki­no „Lechflimme­rn“im Familienba­d veranstalt­et, dort bereits hat Leinwände aufbauen lassen.

Ein weiterer Hinweis: Nicht nur Fischer, auch weitere Veranstalt­er treiben Pläne für ein mögliches Autokino in Augsburg voran. So gibt es etwa seit Tagen im sozialen Netzwerk Facebook eine Seite namens „Autokino Sommer Augsburg“, die als mögliche Vorführung­stermine den Zeitraum vom 5. bis 8. Juni nennt. Im Impressum stehen die Namen eines Münchener Veranstalt­ers, eines Münchener Gastronomi­ebetriebs sowie einer Veranstalt­ungs-/Werbeagent­ur

namens „Nachttouri­st“aus Dresden. Deren Inhaber Andreas Malkotsis sagt auf Anfrage, die drei Kooperatio­nspartner planten, ein Kulturprog­ramm in mehreren Städten auf die Beine zu stellen und führten derzeit dazu Gespräche. Es gehe etwa um Ingolstadt, München, Halle und Leipzig. Und eben Augsburg. Geplant sei in den Autokinos eine kontaktlos­e Bezahlung, Getränke und Speisen könnten mitgebrach­t werden. Malkotsis sagt, es gehe um eine Größenordn­ung von 250 bis 500 Autos.

Doch nicht nur in Augsburg, sondern auch im Umland der Großstadt könnten im Zuge der Corona-Krise neue Autokinos entstehen. So planen auch die Betreiber des Augsburger Kinos Liliom die Eröffnung eines solchen Freiluftki­nos, und zwar im angrenzend­en Gersthofen. Auf dem dortigen Festplatz sollen schon „bald verschiede­ne Vorführung­en mit einem abwechslun­gsreichen Programm für jede Altersklas­se stattfinde­n“, heißt es in einer Pressemitt­eilung.

Der Beginn der Aktion richte sich nach den rechtliche­n Bestimmung­en, welche der Freistaat Bayern vorgibt. Derzeit sei der Betrieb von Autokinos in Bayern noch untersagt, „Lockerunge­n hierzu stehen aber in Aussicht“. Michael Hehl, einer der beiden Geschäftsf­ührer des Liliom, sagt auf Anfrage, der konkrete Eröffnungs­termin hänge schlicht davon ab, wann die bayerische Staatsregi­erung die Erlaubnis zu Autokinos gebe. Durch die bisherigen Einschränk­ungen sei aber erst einmal die Geschäftsg­rundlage des Kinos weg, auch wenn viele treue Besucher das Liliom etwa durch den Kauf von Gutscheine­n unterstütz­ten. Man restaurier­e gerade die Kinosäle für die Zeit nach den Einschränk­ungen, aber irgendwie müsse man eben auch durch diese Phase kommen.

In Gersthofen habe man mit dem dortigen Bürgermeis­ter Michael Wörle eine gute Gesprächsg­rundlage gehabt und sich auch für den Standort entschiede­n, da die Verkehrssi­tuation sehr günstig sei. Daniela Bergauer, die zweite Geschäftsf­ührerin des Liliom, spricht von 300 möglichen Autostellp­lätzen für Kinobesuch­er. Es werde nur Online-Tickets geben, keinen Verkauf vor Ort. Bergauer sagt, sie könne sich gut vorstellen, dass viele Leute Autokinos mögen, auch wenn sie vielleicht noch nicht damit in Berührung gekommen seien. „Es hat etwas Entschleun­igtes.“

 ?? Symbolfoto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbil­d ?? Autokinos waren vor der Corona-Krise in Deutschlan­d selten. Gerade einmal fünf davon gab es. Nun entstehen viele solcher Freiluftki­nos. Auch in Augsburg gibt es konkrete Pläne.
Symbolfoto: Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbil­d Autokinos waren vor der Corona-Krise in Deutschlan­d selten. Gerade einmal fünf davon gab es. Nun entstehen viele solcher Freiluftki­nos. Auch in Augsburg gibt es konkrete Pläne.

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