Haareschneiden mit Abstand
Die Friseursalons sind wieder geöffnet. Und die Terminkalender sind gleich bestens gefüllt. Die weitreichenden Auflagen werden von Betreibern wie Kunden problemlos akzeptiert
Donauwörth Der Friseursalon des Vertrauens war schon immer ein besonderer Ort. Neben der eigentlichen Dienstleistung bleibt oft auch Zeit für persönliche Gespräche. Man kennt sich, man schätzt sich. Am Montag gibt es aber vor allem ein Thema: der Abstand, den es so gut wie möglich einzuhalten gilt. Dass sich Kunde und Friseure etwas näher kommen, ist nicht immer vermeidbar. „Aber wir versuchen es“, sagt einer der Herrenfriseure in Donauwörth. „Und wir haben das Hygienekonzept voll umgesetzt. Sogar mehr gemacht als notwendig“, pflichten Janina und Isabel Zeitlmann bei.
Wie in anderen Geschäften müssen auch in den Salons bestimmte Hygienemaßnahmen zum Schutz vor Covid-19-Infektionen ergriffen werden. Die Vorbereitungen dazu liefen bereits in der vergangenen Woche auf vollen Touren. Darüber hinaus hat beispielsweise Piroska Schneider in ihrem Salon Piris Hairdesign in Monheim während der Zwangspause schon Termine verschoben und dann auch neue angenommen. „Jetzt sind wir bis Juni so ziemlich ausgebucht“, erzählt sie. Ihre Mitarbeiterinnen freuen sich, auch wenn sie jetzt erst einmal in Doppelschichten täglich bis 22 Uhr schneiden und färben.
Vor einem Barbiershop in der Pflegstraße wartet Marcel Simon aus Bäumenheim. Er ist seit mehr als zwei Stunden unterwegs, um einen spontanen Termin zu ergattern. „Aber es muss sein“, sagt Simon, der seit sechs Wochen nicht mehr unter die Schere gekommen ist. „Ich habe dringend gewartet, dass die Friseure wieder arbeiten.“
Auch in anderen Salons hat man die Öffnungszeiten erweitert, weil nur eine bestimmte Anzahl an Kunden gleichzeitig bedient werden darf. „Bei einem Mindestabstand von 1,5 bis zwei Metern können höchstens drei oder vier Kunden drankommen. Das hängt aber auch von der Größe des Salons ab“, erläutert der nordschwäbische Innungsobermeister Willi Uhl (Nördlingen). „Bei uns wird es vorerst keinen Wartebereich mehr geben“, berichten Janina und Isabel Zeitlmann. Das gelte für die drei Salons in Donauwörth, aber auch die Friseurgeschäfte in Rain und Wemding.
Neben den bisherigen Hygienemaßnahmen wie regelmäßige Des
Abstandsregeln und Mundschutz müssen die Friseure nun jedem Kunden zuerst die Haare waschen. Folglich müssen Kunden beim Friseurtermin mehr Zeit einplanen – auch mehr Geld, wie Obermeister Uhl befürchtet. „Wir mussten unsere Salons ja sechs Wochen geschlossen halten. Da gibt es auf jeden Fall Einbußen und Verluste. Außerdem muss man auch sehen, welche Ausgaben mit Desinfektionsmitteln, Mundschutz und den anderen Hygienevorkehrungen dazukommen. Und die bisherigen Nebenkosten laufen ebenfalls weiter.“Pauschal will sich Uhl nicht auf die Höhe der Verluste festlegen, das sei vor allem von der Größe der einzelnen Salons abhängig. Er kann sich vor allem einen Corona-Aufschlag auf bisherige Preise oder eine generelle Preiserhöhung vorstellen.
Anfragen für Tipps, wie man sich zu Hause die Haare schneiden könne, habe es nicht gegeben, erzählen die Friseure. Auch Sabine Brechenmacher, die einen Salon in Donauwörth betreibt, blickt nun nach einigen geschäftlich angespannten Woinfektionen, chen etwas optimistischer in die Zukunft. Die Friseurmeisterin hatte für ihre Mitarbeiterinnen Kurzarbeit beantragen müssen. Nun hat sich der Terminkalender schnell gefüllt. „Alle sind froh und glücklich, dass ein kleines Stück Normalität zurückgekommen ist“, schildert sie.
Es tue gut, so auch der Tenor der anderen Friseure, zu sehen, wie alle auf den Abstand achteten und alle Kunden mit Mund-und-Nasenschutz-Masken ausgerüstet werden. „Es klappt alles hervorragend“, sagt auch Obermeister Uhl.