Donauwoerther Zeitung

Der „Dienst am Nächsten“bereitet ihm Freude

Werner Siebert war zwölf Jahre lang Rathausche­f in Fünfstette­n. Es war eine Zeit, in der es auch Ärger gab

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Fünfstette­n Ein bisschen mulmig sei ihm schon gewesen, als er vor zwölf Jahren seine Vorgängeri­n Christa Lechner, damals die dienstälte­ste Bürgermeis­terin in Bayern, im Amt beerbte. Werner Siebert war 38 Jahre alt: „Mir war bewusst, dass es sehr viel Arbeit ist.“In der Praxis sah das seit 2008 so aus: Siebert ging weiter seinem Hauptberuf als TÜV-Sachverstä­ndiger nach und kümmerte sich in seiner freien Zeit als ehrenamtli­cher Bürgermeis­ter um die Geschicke der Gemeinde Fünfstette­n.

Allein 38 Stunden gingen in einer durchschni­ttlichen Woche dafür drauf, hat Siebert ausgerechn­et. Eine enorme Belastung. Dazu immer wieder Ärger im Gemeindera­t. Höhepunkt: Vor einem Jahr verweigert­en fünf von elf anwesenden Ratsmitgli­edern dem Bürgermeis­ter die Entlastung für das Geschäftsj­ahr 2018 – nach Ansicht von Siebert ohne triftigen Grund. Dies habe ihm schon einige schlaflose Nächte beschert. Der „fehlende Zusammenha­lt im Gemeindera­t“war es denn laut Werner Siebert auch, der ihn dazu bewog, 2020 nicht mehr für das Amt zu kandidiere­n.

Dennoch: Er blicke nicht frustriert oder im Zorn zurück. „Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden“, sagt Siebert. Insgesamt habe ihm die Arbeit für die Kommune und der „Dienst am Nächsten“viel Freude bereitet. Er habe durchaus Wertschätz­ung dafür erfahren. Dies habe ihn „geprägt, ein wenig stolz gemacht – und so manchen Ärger vergessen lassen“. Dazu gehörten auch mal Beschimpfu­ngen, ja sogar Beleidigun­gen von aufgebrach­ten Anwohnern, wenn aus deren Sicht der Winterdien­st nicht richtig klappte.

Als wichtigste Projekte seiner Amtszeit bezeichnet der 50-Jährige die Übernahme des Kindergart­ens durch die Gemeinde von der katholisch­en Kirche, den Anbau für eine Kinderkrip­pe (beides 2013) und den Neubau des Feuerwehrh­auses sowie des Bauhofs der Gemeinde in Fünfstette­n. Dieses Zwei-Millionen-Euro-Vorhaben steht kurz vor dem Abschluss.

Erfüllend sei der Job als Rathausche­f vor allem, wenn man in dieser Funktion Bürgern helfen könne – sei es bei einem Bauantrag oder bei

„irgendwelc­hen Sorgen und Nöten“. In den letzten Wochen und Monaten als Bürgermeis­ter habe er mit dem Gemeindera­t auch noch die Weichen für weitere große Maßnahmen gestellt, berichtet Werner Siebert. Er nennt den geplanten Anschluss Fünfstette­ns an das Klärwerk des Abwasserzw­eckverband­s Mittlere Wörnitz und die Dorferneue­rung im Ortsteil Nußbühl als Beispiele.

Zeit zum Nachdenken habe er zuletzt kaum gehabt, schildert Siebert. Er habe mehrere Übergabege­spräche mit seinem Nachfolger Josef Bickelbach­er geführt und diesen auf den „aktuellen Stand“gebracht. Der Übergang sei für die Kommune reibungslo­s: „Der Zweite Bürgermeis­ter wird der Erste. Er ist schon immer informiert über alles.“Aber auch Werner Siebert sitzt weiter mit am Ratstisch. Er kandidiert­e auf der Liste der CSU/UWG erfolgreic­h für den Gemeindera­t. Grund: „Ich möchte mit 50 Jahren noch nicht aufhören, mich für das Dorf einzusetze­n.“Als einfaches Ratsmitgli­ed stehe er nicht mehr so in der Schusslini­e: „Ich hoffe, dass es dann besser wird.“

Nun bleibe auch Zeit, um sich wieder verstärkt der Blasmusik zu widmen. Siebert spielt Flügelhorn in der Kapelle des Musikverei­ns. Zudem sei in den vergangene­n Jahren in Haus und Garten einiges unerledigt geblieben: „Da ist vieles abzuarbeit­en.“

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Foto: Widemann Werner Siebert hat während seiner Amtszeit in neun Ordnern Fotos und Artikel aus den vergangene­n Jahrzehnte­n gesammelt, welche die Gemeinde Fünfstette­n betreffen.

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