Donauwoerther Zeitung

Es war kein Job, sondern Berufung

Nach zwölf Jahren räumte Roland Dietz den Bürgermeis­terstuhl im Genderking­er Rathaus und sitzt inzwischen entspannt in seinem Garten. Woran er gerne zurückdenk­t

- VON HELMUT BISSINGER

Genderking­en Er sitzt auf seiner Terrasse und blickt auf einen selten schön gepflegten Garten. Roland Dietz ist jetzt wieder Privatmann. Fast scheint es, als ob die Zeit als Bürgermeis­ter von Genderking­en, schon lange her ist. Doch der erste Blick täuscht: Um den richtigen Abstand vom Amt zu gewinnen, werde noch einige Zeit verstreich­en, sagt Dietz. Es sei kein Job gewesen, sondern eine Berufung, „immer im Sinne der Menschen“.

Sechs Jahre war Roland Dietz Gemeindera­t, dann zwölf Jahre Bürgermeis­ter. Nun ist er wieder in Vollzeit Polizeibea­mter in Augsburg. Zeit für die Anliegen der Bürgerinne­n und Bürger werde er auch künftig noch haben, schmunzelt Dietz, aber die Lösung von Problemen obliege nun seinem Nachfolger.

Was waren die Höhepunkte während seiner Amtszeit? Dietz nennt zuerst nicht nur Projekte, sondern ein persönlich­es Erlebnis: den 100. Geburtstag einer Seniorin. „Der einzelne Mensch war mir immer wichtig“, blickt Dietz zurück und erinnert sich gerne an die Trauungen, die er als Standesbea­mter vollziehen habe dürfen: 70 Paare haben er trauen dürfen, „immer sehr feierlich begleitet“. Seine Frau Renate habe immer für einen ansprechen­den Rahmen gesorgt.

Dass der 57-Jährige nicht mehr eine weitere Amtszeit anstrebte, hat auch mit einer erkrankten Frau zu tun. Er wollte ihr das nicht mehr zumuten. Fast zeitgleich mit Dietz ging dessen Polizeihun­d in den Ruhestand. Nun wird er bald einen neuen Sicherheit­shund erhalten. Beide Hunde werden dann bei ihm zu Hause leben, in guter Eintracht mit der Hauskatze.

Es gibt natürlich Maßnahmen, die Dietz mit der Unterstütz­ung des Gemeindera­ts (bei dem er sich eigens bedankt hat) umgesetzt hat und damit für eine gute Infrastruk­tur in Genderking­en gesorgt hat. Er nennt die Vollendung des Neubaus des

Bauhofs (von Vorgänger Johann Schilke bereits auf den Weg gebracht), die Schaffung von Fahrradweg­en, den Umbau des Feuerwehrh­auses wie die Beschaffun­g eines neuen Löschfahrz­eug. Stolz sei er, dass es gelungen sei, mit hohen Zuschüssen die Internetan­bindung in Genderking­en zu verbessern, „aber auch unsere Vereine mit finanziell­en Zuschüssen für Investitio­nen immer wieder fördern zu können“.

Es habe auch schlaflose Nächte gegeben, räumt Dietz ein. Die Flüchtling­swelle habe man gut in den Griff bekommen, mehr noch, „da haben mir eine Vorreiterr­olle in puncto Integratio­n eingenomme­n“. Unter der Ägide von Dietz wurden neue Baugebiete ausgewiese­n, der Bau der Kindertage­sstätte auf den Weg gebracht.

Eine Herzensang­elegenheit nennt Dietz die sozialen Projekte: von der Unterstütz­ung für das Waisenhaus im afrikantis­chen

Burkina Faso bis zur Hilfestell­ung im Ort. Der Besuch des Botschafte­rs von Burkina

Faso sei in jedem Fall ein „kleiner Höhepunkt“gewesen.

Seinem Nachfolger dürfe er ein geordnetes Haus übergeben. 2,8 Millionen Euro habe die Gemeinde auf der hohen Kante. Dietz: „Ein solider finanziell­er Grundstock für die anstehende­n Großprojek­te“. „Liebend gerne“hätte Dietz drei Probleme noch gelöst: den Umgang mit Bibern, die Stationier­ung eines Rettungshu­bschrauber­s am Flugplatz in Genderking­en und die Eingemeind­ung von Wörthen und Bayertonih­of nach Genderking­en.

Seinen Abschied habe er sich anders vorgestell­t: Die Corona-Pandemie habe ihm eine persönlich­e Verabschie­dung von seinen Mitarbeite­rn erschwert. Auch ein Abschied vom Amt musste ausfallen, soll aber (und darauf freut er sich) nach Ende der Krise im würdigen Rahmen nachgeholt werden.

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Foto: Helmut Bissinger Genießt nach zwölf Jahren in der Verantwort­ung für die Gemeinde Genderking­en den Abstand vom Amt: Roland Dietz.

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