Gemischte Stimmungslage bei den Fußballfans
Warum nicht alle Fanklubs aus der Region über den Bundesliga-Neustart erfreut sind
Landkreis Lange haben leidenschaftliche Fußballfans auf diesen Moment gewartet. Ab dem kommenden Samstag, 16. Mai, rollt in der 1. und 2. Bundesliga wieder der Ball – das hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nach der entsprechenden Zustimmung der Bundesregierung beschlossen. Zwar wird vorerst ohne Zuschauer gespielt, dennoch wurde die Entscheidung in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Wir haben bei Fanklubs in der Region nachgefragt, wie sie die Situation einschätzen.
Viele Mitglieder des FC Bayern München Fanclubs Red Wood Cats aus Otting hatten das Privileg, bei einem der letzten Bundesligaspiele mit Zuschauern live dabei zu sein. Zusammen mit 75 000 Fans in der ausverkauften Allianz-Arena sahen sie am 8. März den 2:0-Heimerfolg gegen den FC Augsburg. Damals hätten sie wahrscheinlich nicht gedacht, dass es ihr letzter Stadionbesuch für diese Saison sein werde. Dass es nun wieder losgeht, findet Ulrich Scharr, stellvertretender Vorsitzender der Red Wood Cats, grundsätzlich gut: „Als Fußballfan freut es mich natürlich, dass es weitergeht, allerdings ist es schwierig, wenn gleichzeitig Gastronomen und andere Unternehmen um ihre Existenz
kämpfen müssen.“Wichtig sei es laut Scharr, nicht zu viele Corona-Tests, die woanders gebraucht werden, für die Bundesliga zu verbrauchen und darauf zu achten, dass alle Maßnahmen eingehalten werden. Sein Vorstandskollege Erhard Witt hält von dem Wiederbeginn gar nichts: „Ich bin leidenschaftlicher Fußballfan, aber dass es jetzt weitergeht, ist eine 1000-prozentige Ungerechtigkeit der Gesellschaft gegenüber.“Auch wenn viele Vereine so jetzt die Insolvenz vermeiden können, findet der FanklubVorsitzende: „Dann hätten sie vorher vernünftig wirtschaften müssen.“Dennoch wird Witt die Spiele am Fernseher verfolgen, dafür sei dann doch „zu viel Herz“dabei.
Äußerst schwierig findet auch Kurt Jenning von den FCA-Fans Nordschwaben die Situation. „Es ist ein bisschen kurios, dass nicht alle Kinder in die Schule gehen dürfen, aber die Bundesliga spielen wird“, findet Jenning. Andererseits habe der Fußball eine große gesellschaftliche Bedeutung und die Politik habe „es bestimmt gut abgewogen“.
Er selbst hätte auch noch ein bisschen auf die Bundesliga verzichten können, verfolgt die Spiele seines FCA aber natürlich im Radio bei „Heute im Stadion“. Selbst wenn es irgendwann wieder erlaubt werde, wird Kurt Jenning erst mal aber nicht mehr die WWK-Arena persönlich besuchen. „Da gehe ich lieber in das Rosenaustadion und unterstütze das Regionalliga-Team. Da kann man besser den Abstand halten“, erklärt der Dauerkartenbesitzer.
Seit die Bundesliga ruht, haben sich die rund 80 Mitglieder des FCA-Fanklubs in Donauwörth und Umgebung zurückgezogen, obwohl viele sonst bei fast jedem Heim- und Auswärtsspiel dabei waren. Vom Klassenerhalt der Fuggerstädter ist
Jenning auch ohne Fanunterstützung live im Stadion überzeugt. „Mit Heiko Herrlich als neuen Trainer kommen wir schon wieder in die Spur“, ist Jenning überzeugt und glaubt, dass auch die Mannschaft die Corona-Schutzmaßnahmen einhalten könne: „Das sind alles kluge, junge Männer und auch die Klubführung wird darauf achten, dass jeder sich an die Vorgaben hält.“
Hans Rettenmeier aus Nordheim ist langjähriges Vorstandsmitglied und früherer Vorsitzender der Donau-Löwen ’79 Donauwörth. Ihr geliebter TSV 1860 München ist als Drittligist vom Neustart nicht betroffen, weil diese Spielklasse nicht von der DFL, sondern vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) organisiert wird. Ob und wann es in der Dritten Liga weitergeht, ist offen. Somit hängen auch die Löwen-Fans noch in der Luft. „Auf jeden Fall wollen wir, dass weiter gespielt wird“, spricht Rettenmeier vielen Mitgliedern der Donau-Löwen ´79 aus dem Herzen. Er hat im Fanklub noch keine andere Stimme gehört. Ein Grund für diese Hoffnung: Bei nur zwei Zählern Rückstand auf Platz drei haben die Giesinger noch gute Chancen im Aufstiegsrennen, zudem waren sie vor der CoronaPause in bestechender Form.
Allerdings sieht Rettenmeier bei möglichen Geisterspielen einen Nachteil für die Löwen: „1860 braucht Zuschauer. Mit Fans und der entsprechenden Stimmung sind wir zu Hause fast unschlagbar. Ohne Unterstützung ist die Mannschaft jedoch nicht so stark, befürchte ich.“
Wie viele andere Freunde des Traditionsvereins haben auch die Donau-Löwen ´79 „Geisterkarten“für die noch ausstehenden Heimspiele erworben, um dem Verein finanziell zu helfen. „Wir haben insgesamt 60 dieser Tickets gekauft“, berichtet Rettenmeier. Gemeinsam mit den Löwen-Fans aus Dietfurt bei Treuchtlingen besuchen die Donau-Löwen im Normalfall per Bus jedes Heimspiel im Grünwalder Stadion. „Dieses Live-Erlebnis fehlt derzeit schon etwas“, bedauert Rettenmeier. Er glaubt aber auch nicht daran, dass es in diesem Kalenderjahr noch normale Verhältnisse mit Zuschauern in den Stadien geben wird.