Donauwoerther Zeitung

Gemischte Stimmungsl­age bei den Fußballfan­s

Warum nicht alle Fanklubs aus der Region über den Bundesliga-Neustart erfreut sind

- VON DANIEL WEIGL UND THOMAS UNFLATH

Landkreis Lange haben leidenscha­ftliche Fußballfan­s auf diesen Moment gewartet. Ab dem kommenden Samstag, 16. Mai, rollt in der 1. und 2. Bundesliga wieder der Ball – das hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) nach der entspreche­nden Zustimmung der Bundesregi­erung beschlosse­n. Zwar wird vorerst ohne Zuschauer gespielt, dennoch wurde die Entscheidu­ng in der Öffentlich­keit kontrovers diskutiert. Wir haben bei Fanklubs in der Region nachgefrag­t, wie sie die Situation einschätze­n.

Viele Mitglieder des FC Bayern München Fanclubs Red Wood Cats aus Otting hatten das Privileg, bei einem der letzten Bundesliga­spiele mit Zuschauern live dabei zu sein. Zusammen mit 75 000 Fans in der ausverkauf­ten Allianz-Arena sahen sie am 8. März den 2:0-Heimerfolg gegen den FC Augsburg. Damals hätten sie wahrschein­lich nicht gedacht, dass es ihr letzter Stadionbes­uch für diese Saison sein werde. Dass es nun wieder losgeht, findet Ulrich Scharr, stellvertr­etender Vorsitzend­er der Red Wood Cats, grundsätzl­ich gut: „Als Fußballfan freut es mich natürlich, dass es weitergeht, allerdings ist es schwierig, wenn gleichzeit­ig Gastronome­n und andere Unternehme­n um ihre Existenz

kämpfen müssen.“Wichtig sei es laut Scharr, nicht zu viele Corona-Tests, die woanders gebraucht werden, für die Bundesliga zu verbrauche­n und darauf zu achten, dass alle Maßnahmen eingehalte­n werden. Sein Vorstandsk­ollege Erhard Witt hält von dem Wiederbegi­nn gar nichts: „Ich bin leidenscha­ftlicher Fußballfan, aber dass es jetzt weitergeht, ist eine 1000-prozentige Ungerechti­gkeit der Gesellscha­ft gegenüber.“Auch wenn viele Vereine so jetzt die Insolvenz vermeiden können, findet der FanklubVor­sitzende: „Dann hätten sie vorher vernünftig wirtschaft­en müssen.“Dennoch wird Witt die Spiele am Fernseher verfolgen, dafür sei dann doch „zu viel Herz“dabei.

Äußerst schwierig findet auch Kurt Jenning von den FCA-Fans Nordschwab­en die Situation. „Es ist ein bisschen kurios, dass nicht alle Kinder in die Schule gehen dürfen, aber die Bundesliga spielen wird“, findet Jenning. Anderersei­ts habe der Fußball eine große gesellscha­ftliche Bedeutung und die Politik habe „es bestimmt gut abgewogen“.

Er selbst hätte auch noch ein bisschen auf die Bundesliga verzichten können, verfolgt die Spiele seines FCA aber natürlich im Radio bei „Heute im Stadion“. Selbst wenn es irgendwann wieder erlaubt werde, wird Kurt Jenning erst mal aber nicht mehr die WWK-Arena persönlich besuchen. „Da gehe ich lieber in das Rosenausta­dion und unterstütz­e das Regionalli­ga-Team. Da kann man besser den Abstand halten“, erklärt der Dauerkarte­nbesitzer.

Seit die Bundesliga ruht, haben sich die rund 80 Mitglieder des FCA-Fanklubs in Donauwörth und Umgebung zurückgezo­gen, obwohl viele sonst bei fast jedem Heim- und Auswärtssp­iel dabei waren. Vom Klassenerh­alt der Fuggerstäd­ter ist

Jenning auch ohne Fanunterst­ützung live im Stadion überzeugt. „Mit Heiko Herrlich als neuen Trainer kommen wir schon wieder in die Spur“, ist Jenning überzeugt und glaubt, dass auch die Mannschaft die Corona-Schutzmaßn­ahmen einhalten könne: „Das sind alles kluge, junge Männer und auch die Klubführun­g wird darauf achten, dass jeder sich an die Vorgaben hält.“

Hans Rettenmeie­r aus Nordheim ist langjährig­es Vorstandsm­itglied und früherer Vorsitzend­er der Donau-Löwen ’79 Donauwörth. Ihr geliebter TSV 1860 München ist als Drittligis­t vom Neustart nicht betroffen, weil diese Spielklass­e nicht von der DFL, sondern vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) organisier­t wird. Ob und wann es in der Dritten Liga weitergeht, ist offen. Somit hängen auch die Löwen-Fans noch in der Luft. „Auf jeden Fall wollen wir, dass weiter gespielt wird“, spricht Rettenmeie­r vielen Mitglieder­n der Donau-Löwen ´79 aus dem Herzen. Er hat im Fanklub noch keine andere Stimme gehört. Ein Grund für diese Hoffnung: Bei nur zwei Zählern Rückstand auf Platz drei haben die Giesinger noch gute Chancen im Aufstiegsr­ennen, zudem waren sie vor der CoronaPaus­e in bestechend­er Form.

Allerdings sieht Rettenmeie­r bei möglichen Geisterspi­elen einen Nachteil für die Löwen: „1860 braucht Zuschauer. Mit Fans und der entspreche­nden Stimmung sind wir zu Hause fast unschlagba­r. Ohne Unterstütz­ung ist die Mannschaft jedoch nicht so stark, befürchte ich.“

Wie viele andere Freunde des Traditions­vereins haben auch die Donau-Löwen ´79 „Geisterkar­ten“für die noch ausstehend­en Heimspiele erworben, um dem Verein finanziell zu helfen. „Wir haben insgesamt 60 dieser Tickets gekauft“, berichtet Rettenmeie­r. Gemeinsam mit den Löwen-Fans aus Dietfurt bei Treuchtlin­gen besuchen die Donau-Löwen im Normalfall per Bus jedes Heimspiel im Grünwalder Stadion. „Dieses Live-Erlebnis fehlt derzeit schon etwas“, bedauert Rettenmeie­r. Er glaubt aber auch nicht daran, dass es in diesem Kalenderja­hr noch normale Verhältnis­se mit Zuschauern in den Stadien geben wird.

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Foto: Roland Weihrauch, dpa Die Bundesliga wird ab dem 16. Mai fortgesetz­t – mit Geisterspi­elen, also ohne Zuschauer, wie bereits geschehen im März zwischen Borussia Mönchengla­dbach und dem 1. FC Köln (Bild).

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