Donauwoerther Zeitung

Erste Schüler in der Region sind zurück im Unterricht

Die ersten Schüler sind zurück im Unterricht. Doch der sieht in diesen Tagen alles andere aus als normal. Wie Schulleite­r und Lehrer versuchen, den ungewöhnli­chen Alltag zu bewältigen

- VON BARBARA WILD, BARBARA WÜRMSEHER UND SUSANNE KLÖPFER

Der Schulunter­richt gestaltet sich noch alles andere als normal. Lehrer versuchen nun, den Alltag zu bewältigen.

Landkreis Glücklich sind die Jugendlich­en, die endlich wieder zur Schule gehen dürfen. Sie genießen es, nach wochenlang­em Fernunterr­icht Freunde und Lehrer wiederzuse­hen und auch sonst ein Stück weit Alltag zurückzuge­winnen. Doch die Schulhäuse­r füllen sich nur nach und nach mit Leben. Zuerst durften am 27. April die Abschlussj­ahrgänge aller Schulen zum Unterricht zurückkehr­en. Seit diesem Montag nun auch weitere Klassen. Hier ein kleiner Einblick, wie es gerade läuft.

● Realschule Rain: Realschuld­irektor Gerhard Härpfer strahlt vor allem eines aus: die Entschloss­enheit, den Corona bedingten Widrigkeit­en die Stirn zu bieten. Und dafür ziehen Lehrer wie Schüler an einem Strang, wie er sagt. Er lobt die Disziplin aller, sich an die notwendige­n Regeln zu halten. Plakate und ein digitales Infoboard weisen im Schulhaus darauf hin, wie Rücksichtn­ahme und Sicherheit klappen.

Die gestaffelt­e Rückkehr in den Schulallta­g bedeutet für Härpfer und sein Kollegium vor allem einen enormen logistisch­en Aufwand. „Wir müssen jede Woche neue Unterricht­sund Aufsichtsp­läne ausarbeite­n“, sagt der Schulleite­r. Jede Klasse wird derzeit halbiert, sodass nie mehr als elf bis 14 Kinder zusammensi­tzen. Das bringt nicht nur Abstand mit sich, sondern auch ein wirklich intensives Arbeiten, wie Härpfer positiv betont. „Ich bekomme sehr gute Resonanzen.“Seit zweieinhal­b Wochen arbeiten die Schüler der fünf zehnten Klassen so auf ihre Prüfungen hin. Seit Montag nun werden auch die Neuntkläss­ler nach diesem Prinzip unterricht­et.

Einziger Wermutstro­pfen: Wenn nun die fünften und sechsten Klassen dazukommen, nach Pfingsten dann schließlic­h die siebten und achten, dann reichen die Klassenräu­me nicht mehr aus. Dann wären 42 statt der vorhandene­n 30 notwendig. Deshalb ist es jedes Mal wieder eine zeitintens­ive Herausford­erung, den zeitlich reduzierte­n und gestaffelt­en Unterricht so zu planen, dass alle zu ihrem Recht kommen. Vom 1. bis 9. Juli dauern die Prüfungen zur Mittleren Reife, danach entzerrt sich die Situation ein wenig.

Auch beim Einsatz der Lehrkräfte ist ein Umdenken nötig: Da vor allem die Kernfächer im Blickpunkt stehen, haben die einen Pädagogen über Gebühr viel zu leisten – sowohl im Präsenzunt­erricht als auch nach wie vor beim digitalen Homeschool­ing – die anderen wiederum weniger. „Wir werden auch da umschichte­n müssen“, sagt Härpfer.

Die Pausen funktionie­ren gut: Vier Bereiche stehen zur Verfügung, die gestaffelt benutzt werden.

So trifft keine der halbierten Klassen mit anderen Schülern zusammen.

● Gymnasium Donauwörth: Aktuell besuchen 265 von eigentlich 1050 Schülern den Unterricht. Seit drei Wochen bereiten sich 139 Abiturient­en auf die Prüfungen ab dem 20. Mai vor, am Montag kamen 126 Elftklässl­er dazu. „Anfangs waren die Schüler unsicher, was auf sie zukommt. Jetzt müssen wir immer wieder ermahnen, dass Abstand gehalten wird“, berichtet Direktor Karl Auinger. Der Organisati­onsaufwand ist enorm: Genutzt werden die größten Räume für maximalen Abstand, statt langer Pausen gibt es zweimal zehn Minuten und nach jeder Stunde fünf Minuten Kurzpause mit Durchlüfte­n. Auf dem Weg zum nächsten Klassenzim­mer herrscht Maskenpfli­cht und wo es geht, wird der Ablauf so geregelt, dass sich möglichst wenig Schüler auf einmal begegnen oder Gruppen bilden können.

Ab 18. Mai kommen dann die Fünft- und Sechskläss­ler wieder zurück, und gleichzeit­ig beginnt das „rollierend­e System“– jeweils die Hälfte der Klasse wird für eine Woche im Gymnasium unterricht­et, die andere Hälfte zu Hause. Dann wird gewechselt. Sportunter­richt und freiwillig­e Fächer sind gestrichen: „Ich habe bereits einen ganzen Ordner voll mit amtlichen Verordnung­en, was alles zu beachten ist“, erzählt Auinger von dem stetigen Neuorganis­ieren angesichts immer neuer Gegebenhei­ten. Doch so schnell, wie Medien berichten und daraufhin Eltern anrufen, kann das Kulturmini­sterium gar nicht arbeiten. „Ich muss oft vertrösten, bis ich selbst die offizielle­n Richtlinie­n kenne.“

Bei den Lehrer muss Karl Auinger auf niemanden verzichten. „Es gibt nur eine Handvoll der 90 Stammlehre­r, die über 60 Jahre alt sind, aber die wollen unterricht­en – auch, wenn sie zur Risikogrup­pe gehören“, so der Schulleite­r. Er selbst gehört übrigens auch dazu. „Aber ich bin hier immer anzutreffe­n“, macht er klar. Die Abiturprüf­ungen werden übrigens erstmals in der Dreifachtu­rnhalle stattfinde­n. Dort wurden bereits 139 Tische aufgestell­t.

● Hans-Leipelt-Schule: Auf der staatliche­n Fach- und Berufsober­schule in Donauwörth nehmen aktuell 339 Schüler der zwölften und 13. Klasse am Unterricht im Schulgebäu­de teil. Unterricht­et werden nur die Prüfungsfä­cher. Die elften Klassen sowie die Vorklassen können erst ab dem 25. Juni wieder an die Schule. „Unsere räumliche Situation lässt es nicht zu, alle Klassenzim­mer sind belegt“, sagt die Schulleite­rin Doris Barth-Rieder. Zusätzlich mangelt es an Lehren, da nahezu alle im Unterricht der Abschlussk­lassen eingesetzt sind. Momentan arbeiten die Lehrkräfte in einem Vier-Schichten-Modell mit Beginn um 8.10, 8.55 Uhr, 11.30 und 12.15 Uhr. Aufgeteilt wurden die Klassen in eine Größe von etwa acht bis zehn Schülern. Die Pausen finden in den Klassenräu­men statt, um den Kontakt und mögliche Gruppenbil­dungen zu vermeiden. Der Toiletteng­ang und der Aufenthalt im Schulgebäu­de sind nur mit Maske gestattet. Im Unterricht selbst darf die Maske aber abgenommen werden. Drei Lehrkräfte fallen aus.

Eine Person kann wegen Vorerkrank­ungen nicht in die Schule. Eine Kollegin geht bald in den Mutterschu­tz, für die andere schwangere Lehrerin übernimmt ein Kollege den Präsenzunt­erricht. Sie kontrollie­rt aber weiterhin die Schulaufga­ben und steht im engen Kontakt zu allen. „Die meisten sind glücklich, wieder in die Schule kommen zu dürfen“, so die Schulleite­rin.

● Grund- und Mittelschu­len: Schulamtsd­irektor Michael Stocker beschreibt die aktuelle Situation so: Es werden 1160 Grundschül­er im Landkreis in den vierten Klassen unterricht­et. Bei den Hygienevor­schriften hält man sich an die Maßgaben des Kultusmini­steriums.

Lehrkräfte aus der Risikogrup­pe mit Attest sind es gegenwärti­g fünf. Dazu kommen sieben schwangere Lehrerinne­n, von denen drei durch eine mobile Reserve vertreten werden. Die übrigen Vertretung­en regeln die Schulleitu­ngen autonom mit Lehrkräfte­n, deren Schüler keine Präsenzpfl­icht haben (zweite und dritte Klassen), beziehungs­weise mit Fachlehrkr­äften und Teilzeitle­hrkräften ohne Klassenfüh­rung.

Seit Montag sind die vierten Klassen zeitlich eingeschrä­nkt zurück in den Grundschul­en. Ab Montag, 18. Mai, kommen schrittwei­se die Erstklässl­er zurück, an den Mittelschu­len die Fünftkläss­ler. Nach den Pfingstfer­ien schließlic­h soll der Präsenzunt­erricht auch für alle übrigen Klassen wieder stattfinde­n.

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Foto: Barbara Würmseher In der Staatliche­n Realschule Rain weisen Infotafeln auf die gebotenen Sicherheit­smaßnahmen hin.

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