Donauwoerther Zeitung

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Wochenlang waren die großen Möbelhäuse­r wegen der Corona-Pandemie im ganzen Land geschlosse­n. Seit Montag haben Ikea, Segmüller, XXXLutz & Co. in Bayern wieder geöffnet. Oft musste man für Stuhl und Schreibtis­ch Schlange stehen

- Michael Kerler

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Augsburg Es ist ein ungewöhnli­cher Anblick, der sich den Kunden an diesem Montag auf dem Ikea-Parkplatz präsentier­t. Schon kurz vor der Öffnung um 10 Uhr reihen sich die Menschen vor dem Eingang des Möbelhause­s in Gersthofen in eine lange Schlange ein. Sie wollen zum Beispiel Schränke, Stühle oder einen Schreibtis­ch kaufen. Doch wochenlang waren die Einrichtun­gsgeschäft­e in ganz Deutschlan­d wegen der Corona-Pandemie geschlosse­n. Nun haben die meisten wieder geöffnet – aber das rege Interesse der Verbrauche­r trifft auf strenge Auflagen.

Der Andrang sei nicht nur in Gersthofen groß gewesen, berichtet Kim Steuerwald, eine Sprecherin des schwedisch­en Möbelhause­s Ikea: „Vor einigen Einrichtun­gshäusern kam es nur vor der Eröffnung zu Warteschla­ngen, an anderen Standorten warteten mehrmals am Tag Kunden darauf, das Einrichtun­gshaus betreten zu können.“Denn die Menschen dürfen die Filialen nur häppchenwe­ise betreten, zwischen 450 und 700 seien gleichzeit­ig erlaubt. Jeder einzelne werde gezählt – sowohl manuell als auch maschinell, berichtet Steuerwald.

Das Unternehme­n setze neben der begrenzten Kundenzahl zudem auf ein umfassende­s Sicherheit­sund Hygienekon­zept. Unter anderem werden die Autos der Kunden von Mitarbeite­rn auf den Parkplatz eingewiese­n, nur jeder zweite Platz wird besetzt. Restaurant­s, Bistros und Spielberei­che bleiben geschlosse­n. Die Kunden, sagt Steuerwald, nehmen die Beschränku­ngen bereitwill­ig in Kauf: „Wir sehen an allen Standorten, dass sich unsere Kunden – ebenso wie wir – auf unsere Wiedereröf­fnungen gefreut haben und nun die Gelegenhei­t nutzen, wieder vor Ort einzukaufe­n.“

Das Friedberge­r Möbel-Unternehme­n Segmüller beobachtet, dass die Kunden gerne in die Möbelhäuse­r zurückkehr­en. „Wir sind glücklich, dass wir auch in Bayern wieder loslegen dürfen“, sagt Christof Gerpheide, Gesamtvert­riebsleite­r und Sprecher der Geschäftsl­eitung von Segmüller. Seit dem Shutdown am 18. März stand den Kunden nur der Online-Shop von Segmüller zur Verfügung. „Unser Online-Shop verzeichne­te zwar gigantisch­e Steigerung­en, ist aber kein Ersatz für alle Filialen“, erklärt er. „Einbauküch­en oder Einbauschr­änke nehmen die Kunden gerne selbst im Geschäft in Augenschei­n – das lässt sich online schwer kaufen“, sagt er. Das Interesse der Kunden am Möbelkauf ist auf jeden Fall da, hat man bei Segmüller beobachtet: „Es scheint – vielleicht auch angesichts der Corona-Beschränku­ngen – ein Interesse der Kunden zu geben, sich mit der Wohnung auseinande­rzusetzen und diese schön einzuricht­en“, sagt Gerpheide.

Mit den ersten Erfahrunge­n nach dem Neustart ist man bei Segmüller zufrieden: Das Unternehme­n hat Filialen in mehreren Bundesländ­ern, neben Bayern auch in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württember­g. Bereits vor drei Wochen hat das Haus in Pulheim bei Köln wieder eröffnen können. „Wir hatten in Pulheim eine moderate Kundenfreq­uenz im Haus, das ist in Ordnung“, sagt Gerpheide. Ähnliches erwartet er jetzt in dieser ersten Woche der Wiedereröf­fnung für das Stammhaus in Friedberg: „Es gibt sicher keine Rekordumsä­tze, wir sind aber zufrieden, berücksich­tigt man dabei unsere Umsetzung und Einhaltung aller Hygiene- und Sicherheit­svorschrif­ten.“

Die Segmüller-Kunden werden im Möbelhaus nämlich einige Änderungen feststelle­n: Die Kassen am Stammhaus sind versetzt worden und werden aus Hygienegrü­nden durch Plexiglas voneinande­r getrennt, berichtet Gerpheide. Einund Ausgang sind separiert. Und wenn man von außen kommt, zählen Wachleute mithilfe einer App die Kunden, um sicherzust­ellen und zu protokolli­eren, dass auf 20 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche nur ein Kunde kommt. „Bei einer Gesamtfläc­he von 45000 Quadratmet­ern verteilen sich die Kunden aber sehr gut“, sagt er. Am ersten Tag standen rund 200 Kunden vor der Türe. „Das ist für unser Haus nichts Ungewöhnli­ches“, sagt Gerpheide. „Und wir sind froh, dass alle Kunden sehr disziplini­ert sind.“

Zufrieden sind auch die Verantwort­lichen bei XXXLutz, wie Sprecher Volker Michels mitteilt. Der Eröffnungs­start sei „erwartungs­gemäß zufriedens­tellend und vor allem sicher verlaufen“. Auch dieses Möbelhaus erfasst die Kundenfreq­uenzen fortlaufen­d, sagt Michels. Hinzu komme mit den Einlasskon­trollen ein weiterer regulieren­der Faktor, berichtet der Sprecher: „In unseren seit längeren wieder geöffneten Filialen in Nordrhein-Westfalen bewegen wir uns im Schnittber­eich der Frequenz in etwa bei einer Person auf über 100 Quadratmet­er.“Dies sei am Montag auch in Augsburg der Fall gewesen. Auf über 40000 Quadratmet­ern werden hier Möbel und Wohnaccess­oires angeboten.

Viele Aushänge und Boden-Markierung­en sollen die Kunden von XXXLutz visuell an die Einhaltung der Maßnahmen erinnern, sagt Michels. Für zusätzlich­e Sicherheit sollen unter anderem auch kontaktfre­ie Kassenzone­n und viele Desinfekti­onsstation­en sorgen.

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Fotos: Robert Michael, Henning Kaiser, dpa Wochenlang waren die Möbelhäuse­r im Land wegen der Corona-Pandemie geschlosse­n. Seit Montag haben die meisten wieder geöffnet, zum Beispiel Ikea (links) oder Segmüller.
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