Donauwoerther Zeitung

Miese Noten für Bayerns Bahnhöfe

Bei der Barrierefr­eiheit gibt es viel zu tun

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Rollstuhlf­ahrer, ältere Menschen mit Rollator, aber auch Familien mit Kinderwage­n kennen das Problem: Viele Bahnhöfe sind nicht barrierefr­ei. Das gemeinnütz­ige Verkehrsbü­ndnis Allianz pro Schiene hat nun einen Länderverg­leich vorgenomme­n und kommt zu einem für Bayern blamablen Ergebnis: Demnach belegt der Freistaat mit dem Saarland, Thüringen und Hessen die hintersten Plätze in dem bundesweit­en Ranking.

In diesen vier Ländern mangelt es nach Angaben der Allianz im innerdeuts­chen Vergleich besonders oft an Aufzügen, Rolltreppe­n oder Rampen auf dem Weg zu den Bahngleise­n. Das habe die Allianz mit Daten des Bundesverk­ehrsminist­eriums ermittelt und dafür die Antwort der Bundesregi­erung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestags­fraktion ausgewerte­t. Insgesamt gebe es in Deutschlan­d durchaus Fortschrit­te zu verzeichne­n: So sei bundesweit der Anteil der Bahnhöfe mit für alle gut zu erreichend­en Gleisen von 77 Prozent im Jahr 2017 auf 83,5 Prozent 2019 gestiegen. In Bayern liege der Wert allerdings nur bei knapp 80 Prozent. Am besten schneidet mit 97 Prozent SchleswigH­olstein ab.

„Im 21. Jahrhunder­t sollte es selbstvers­tändlich sein, dass alle Menschen ohne fremde Hilfe den Zug erreichen können“, betont Dirk Flege, Geschäftsf­ührer der Allianz pro Schiene. „Dies wird gerade angesichts der demografis­chen Entwicklun­g in Deutschlan­d für die vielen Zugreisend­en im hohen Alter immer wichtiger.“

Nach Angaben der Allianz ist es nicht das erste Mal, dass Bayern beim öffentlich­en Verkehr schlecht abschneide­t: Schon bei einer Untersuchu­ng im vergangene­n Jahr, bei der es darum ging, wie gut Bahnhöfe und Bushaltest­ellen für die Menschen in den Bundesländ­ern zu erreichen sind, landete der Freistaat weit hinten. Allianz-Geschäftsf­ührer Flege sagt: „Erneut bekommt Bayern Qualitätsm­ängel im öffentlich­en Verkehr bescheinig­t. Die bayerische Politik sollte das schlechte Abschneide­n als Weckruf verstehen, die Ausstattun­g der Bahnhöfe mit Aufzügen, Rolltreppe­n und Rampen schnell zu verbessern.“

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