Donauwoerther Zeitung

Die Wiesn an mehreren Orten?

Mit Buden und Fahrgeschä­ften über München verteilt will die Stadt Schaustell­ern helfen. Die sind skeptisch

- VON MAX KRAMER

München Großverans­taltungen tabu, die wichtige Einnahmequ­elle Oktoberfes­t versiegt: Viele Schaustell­er in Bayern und darüber hinaus stehen vor einem finanziell­en Scherbenha­ufen. Ein neues Konzept der Stadt München macht ihnen jetzt Hoffnung. Es sieht vor, dass ab Juli Buden und möglicherw­eise auch kleinere Fahrgeschä­fte an verschiede­nen Orten in der Stadt aufgestell­t werden.

Der Münchner Wirtschaft­sreferent und Wiesn-Chef Clemens Baumgärtne­r (CSU) erklärte, das Vorhaben sei kein Oktoberfes­t-Ersatz. Vielmehr gehe es darum, den Sommer in der Stadt zu gestalten und gleichzeit­ig den Schaustell­ern zu helfen, die unter den Folgen der Corona-Krise massiv leiden würden. Vergleichb­are Pläne aus anderen Städten seien ihm nicht bekannt, sagte Baumgärtne­r.

Am Mittwoch will der Stadtrat über die Vorschläge beraten. In einem fraktionsü­bergreifen­den Antrag haben SPD, Grüne und CSU die Stadtverwa­ltung aufgeforde­rt, „schnellste­ns zu ermögliche­n“, dass Münchner Schaustell­er an bestimmten Plätzen volksfestt­ypische Speisen zum Mitnehmen anbieten können. Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürger­meister Dieter Reiter (SPD) hatten das Oktoberfes­t für dieses Jahr wegen der Ansteckung­sgefahr mit dem Coronaviru­s abgesagt.

Der Präsident des Deutschen Schaustell­erbundes (DSB), Albert Ritter, bezeichnet­e das Konzept der Stadt München im Gespräch mit unserer Redaktion als „Trostpflas­ter“. „Um die akute Not mancher Schaustell­er zu lindern, können solche Maßnahmen hilfreich sein. Deshalb begrüßen wir das Konzept grundsätzl­ich“, sagte Ritter. „An den grundlegen­den Problemen, vor denen unsere Branche steht, ändert sich aber nichts, wenn wir ein paar einzelne Mandeln verkaufen können.“Größere Investitio­nen, die für viele Schaustell­er existenzsi­chernd seien, könnten mit den Einnahmen ohnehin nicht getätigt werden.

Ritter wies darauf hin, dass hauptsächl­ich kleinere Verkaufsst­ände von dem Konzept profitiere­n könnten. Die Möglichkei­ten für Fahrgeschä­fte seien dagegen begrenzt. „Mitten in der Stadt eine Achterbahn aufzustell­en, wird schwierig. Da geht es eher um ein kleines Karussell oder dergleiche­n.“

Der DSB-Präsident forderte zu prüfen, ob Volksfeste in diesem Jahr nicht doch noch möglich sein könnten. „Wenn ich sehe, was momentan alles wieder öffnet – Gastronomi­e, Freibäder, Kinos –, da kratze ich mich am Kopf. Warum sollten wir es nicht schaffen, den Publikumsv­erkehr zu organisier­en?“Mit Absagen von Veranstalt­ungen im Herbst sollten Organisato­ren noch warten. „Das wäre Hellsehere­i.“

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