Donauwoerther Zeitung

Keiner verdient mehr

Kommt die Gehaltsobe­rgrenze im Profifußba­ll?

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Hannover Sie soll den Profifußba­ll für Fans wieder nahbarer machen: die Gehaltsobe­rgrenze. Nicht ohne Grund will Christian Seifert, Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), das Thema in den kommenden Monaten zügig vorantreib­en. Die Coronaviru­sPandemie und die finanziell­en Schwierigk­eiten vieler Vereine sowie die Image-Krise des Fußballbet­riebs haben für ein Umdenken gesorgt. „Ich bin dafür, es zu versuchen“, hatte Seifert im „Aktuellen Sportstudi­o“angekündig­t. Laut DFL-Wirtschaft­sreport gaben die 18 Bundesliga­klubs in der Saison 2018/19 insgesamt 1,43 Milliarden Euro für Profifußba­ller und den Trainersta­b aus. Hier könnte ein Salary Cap künftig Wirkung entfalten.

Wo gibt es bereits eine Gehaltsobe­rgrenze?

Die bekanntest­en Beispiele sind die Top-Ligen in den USA im American Football, Basketball und Eishockey.

Wie funktionie­rt der Salary Cap?

In den USA verhandeln der jeweilige Liga-Verband und die Besitzer der Mannschaft­en mit der dortigen Spielergew­erkschaft im Rahmen eines Tarifvertr­ags die Budgets vor jeder Saison aus. Die Summe ergibt sich aus den Einnahmen der gesamten Liga (TV-Erträge, Werbung etc.) geteilt durch die Anzahl der teilnehmen­den Mannschaft­en. Vor jeder Saison wird der Betrag daher neu verhandelt. Jedes Basketball-Team der NBA darf beispielsw­eise in der aktuellen Spielzeit 109 Millionen US-Dollar (rund 100 Millionen Euro) insgesamt für Gehälter ausgeben. Die jeweiligen Team-Besitzer dürfen dabei ihre Profis zwischen der Gehaltsunt­ergrenze (Salary Floor) und der Obergrenze (Salary Cap) entlohnen. Im US-Fußball, der MLS, darf jeder Klub abseits der Deckelung zwei Spieler gesondert bezahlen („Designated Player Rule“).

Warum befürworte­n einige Bundesliga-Manager eine Obergrenze?

Neben der Reduzierun­g des auch von den Fans zuletzt scharf kritisiert­en Gehaltsbud­gets würde in der Theorie auch die Wettbewerb­sgleichhei­t gewahrt bleiben und für mehr Spannung sorgen. Die Realität ohne Obergrenze: Der FC Bayern München kann für seine Stars ein Vielfaches an Gehalt im Gegensatz zur Konkurrenz ausgeben. Begünstigt davon holten die Bayern in den vergangene­n sieben Jahren den Titel. Im Gegensatz dazu: Beim American Football gab es im gleichen Zeitraum fünf verschiede­ne Super-Bowl-Gewinner.

Kann die Bundesliga einen Alleingang machen?

Nein. Da die Bundesliga im internatio­nalen Wettbewerb steht, wäre die Chancengle­ichheit mit anderen europäisch­en Ligen nicht mehr gegeben. Stars wie Bayern-Torjäger Robert Lewandowsk­i oder Erling Haaland (Dortmund) dürften dann woanders stürmen.

Wie sieht die EU eine mögliche Gehaltsobe­rgrenze?

Es gibt keine EU-Richtlinie, die einen Salary Cap grundsätzl­ich verbietet. Eine mögliche Deckelung der Gehälter würde aber auf jeden Fall von der EU-Kommission auf das gemeinsame Kartellrec­ht der Staatengem­einschaft geprüft werden. Denn: Beschränku­ngen wie Preisabspr­achen, Wettbewerb­sverbote oder Marktaufte­ilungen sind verboten.

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