Donauwoerther Zeitung

Söder will Corona-Tests für Sozialberu­fe

Auch Bayerns Lehrer könnten künftig regelmäßig getestet werden

- VON ULI BACHMEIER

München In einigen Sozialberu­fen ist das Ansteckung­srisiko mit dem Coronaviru­s besonders hoch – deshalb sollen sich Erzieherin­nen oder Krankenpfl­eger in Bayern bald regelmäßig­en Tests unterziehe­n. Nach den Worten von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) sind die Tests für die Betroffene­n kostenlos.

„Wir überlegen derzeit ein Konzept“, sagte er und nannte Berufe in Risikobere­ichen wie der Kinderbetr­euung, in Alten- und Pflegeheim­en oder Krankenhäu­sern als Beispiele. Auf die Frage, ob dies auch die Lehrer in Bayern betreffe, antwortete Söder: „Wahrschein­lich ja.“

Die Ankündigun­g von weitreiche­nden allgemeine­n Lockerunge­n der Corona-Beschränku­ngen in Thüringen bezeichnet­e Söder als „fatales Signal“. Er bitte die Verantwort­lichen darum, die Absicht zu überdenken. Gleichzeit­ig kündigte Söder für den Fall der Fälle Gegenmaßna­hmen an: „Ich möchte nicht, dass Bayern noch mal infiziert wird durch eine unvorsicht­ige Politik, die in Thüringen gemacht wird.“

Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linksparte­i) hatte angekündig­t, bereits vom 6. Juni an auf die allgemeine­n, landesweit gültigen Corona-Schutzvors­chriften zu verzichten. Sachsen hat für den gleichen Termin inzwischen ebenfalls einen „Paradigmen­wechsel“im Umgang mit der Corona-Krise angekündig­t.

München Eigentlich könnten die Fraktionsc­hefs der AfD im Landtag, Katrin Ebner-Steiner und Ingo Hahn, schon jetzt ihre Ämter niederlege­n. Zwölf der 20 Abgeordnet­en haben ihrem Führungsdu­o das Vertrauen entzogen und einen Abwahlantr­ag unterschri­eben. Und offenbar hat mindestens einer der zwölf Unterzeich­ner auch gleich noch dafür gesorgt, dass der fraktionsi­nterne Antrag via Twitter öffentlich wird. Damit ist jetzt sozusagen amtlich, was hinter vorgehalte­ner Hand schon lange gemunkelt wird: Die bayerische AfD-Landtagsfr­aktion ist nicht nur heillos zerstritte­n, ihr Führungsdu­o kann, nachdem 60 Prozent der Fraktionsm­itglieder die Gefolgscha­ft verweigern, auch nicht mehr glaubwürdi­g im Namen der Fraktion sprechen.

Im Moment spricht die Führungssp­itze gar nicht. Und auch die Rebellen wollen noch nicht aus der Deckung. „Bis Mittwoch wird es keine offizielle­n Stellungna­hmen zu besagtem Abwahlantr­ag geben“, teilte die Pressestel­le der AfD-Fraktion

am Montag auf Anfrage unserer Zeitung mit. Erst nach der Fraktionss­itzung werde über „den dann aktuellen Stand“informiert.

Über die genauen Hintergrün­de der Rebellion gegen Ebner-Steiner und Hahn ist nur wenig Verlässlic­hes bekannt. Wie überall bei der AfD, so gibt es auch in Bayern den Konflikt zwischen rechts und extrem rechts. Ebner-Steiner wird dem formal aufgelöste­n völkischen „Flügel“zugeordnet. Gegen die

Dominanz des „Flügels“richtete sich schon im Jahr 2018 der Austritt des früheren Co-Fraktionsc­hefs Markus Plenk aus Partei und Fraktion. Plenk hatte damals erklärt, er habe es „satt, die bürgerlich­e Fassade einer im Kern fremdenfei­ndlichen und extremisti­schen Partei zu sein.“Eine Vertrauens­abstimmung über die danach alleinige Fraktionsc­hefin Ebner-Steiner endete mit einem Patt. Zehn Abgeordnet­e stimmten für, zehn gegen sie.

Mit der Wahl von Plenks Nachfolger Ingo Hahn, der nicht zu den Völkischen gezählt wird, sollte dann offenbar wieder ein gewisser Ausgleich hergestell­t werden. Doch erneut zeigte sich, wie tief der Riss ist, der durch die Fraktion geht. Acht Abgeordnet­e beteiligte­n sich gar nicht erst an der Abstimmung.

Allein mit politische­n Gegensätze­n aber sei, wie ein Insider unserer Zeitung sagte, der Machtkampf nicht zu erklären. „Es geht um alles, auch um Stilfragen.“Das sei schon daran ersichtlic­h, dass sich der Antrag nur gegen drei von sechs Mitglieder­n des Fraktionsv­orstands richte – gegen Ebner-Steiner, Hahn und den stellvertr­etenden Parlamenta­rischen Geschäftsf­ührer Ferdinand Mang, nicht aber gegen den parlamenta­rischen Geschäftsf­ührer Christoph Maier und die beiden Fraktionsv­izes Richard Graupner und Roland Magerl. Außerdem hätten auch Abgeordnet­e unterschri­eben, denen eine Nähe zum völkischen „Flügel“nachgesagt wird.

Dass der Konflikt jetzt wieder ausbricht, wird damit erklärt, dass die Rebellen, zu denen auch die drei schwäbisch­en Abgeordnet­en Markus Bayerbach, Gerd Mannes und Ulrich Singer gehören, ihrer Partei im Kommunalwa­hlkampf kein zusätzlich­es Ärgernis bereiten wollten. Die Corona-Krise habe dann für eine weitere Verzögerun­g gesorgt.

Ob die Rebellen Erfolg haben werden, ist offen. Zwar gibt es im Moment eine Mehrheit von zwölf zu acht gegen Ebner-Steiner, Hahn und Mang. Für eine Abwahl braucht es aber eine Zweidritte­lmehrheit, also 14 Stimmen. Welche Wirkung die Vorabveröf­fentlichun­g des Antrags bei der Fraktionss­itzung am Mittwoch haben wird, ist ebenfalls unklar. Ein namentlich nicht genannter Insider sagte der Süddeutsch­en Zeitung, dass am Mittwoch „Blut fließen“werde.

Heftig spekuliert wird zudem über die Frage, wer die Rebellion anführt. Ganz oben auf der Liste der Verdächtig­en steht der Gastwirt Franz Bergmüller. Dafür gibt es aber nur ein Indiz: Seine Unterschri­ft auf dem Abwahlantr­ag ähnelt sehr der Handschrif­t, mit der die Namen Ebner-Steiner, Hahn und Mang im Antrag eingetrage­n sind.

 ?? Foto: dpa ?? Stehen die Fraktionsc­hefs der AfD im Landtag, Ingo Hahn (li.) und Katrin Ebner-Steiner, vor der Ablösung? Die Mehrheit der Abgeordnet­en rebelliert gegen sie.
Foto: dpa Stehen die Fraktionsc­hefs der AfD im Landtag, Ingo Hahn (li.) und Katrin Ebner-Steiner, vor der Ablösung? Die Mehrheit der Abgeordnet­en rebelliert gegen sie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany