Jugend und Kinder an den Rand gedrängt
Corona macht aus vielem eine Art unguten Dornröschenschlaf. Vieles, was essenziell und sinnstiftend ist für weite Teile der Gesellschaft, droht wegzubrechen. Die Jugendarbeit gehört zu den grundlegend wichtigen Institutionen. Sie bedeutet keine bloße Freizeitbeschäftigung, sie gehört zum Leben und zur Entwicklung vieler junger Menschen zwingend dazu: Landjugend, Pfadfinderei, Kirchengrupen, Konfirmanden- und Ministrantentreffen und, und, und ... Bräche dies weg, würde sich unsere Gesellschaft – zumal hier auf dem Land – irgendwann bis zur Unkenntlichkeit verändern, von den individuellen Auswirkungen auf die Jugendlichen selbst ganz zu schweigen. Merkwürdig, dass es hinsichtlich dieses Bereiches so still bleibt bei den politischen Verantwortungsträgern. Es dreht sich um Kitas, Schulen, E-Learning und so weiter – aber nur selten in der Diskussion um die Jugendarbeit. Ähnlich war es im Hinblick auf die Kirchen in Zeiten von Corona: Man schiebt diese so essenziellen Bereiche augenscheinlich zu weit an den Rand, man beachtet sie kaum – und achtet sie damit zu wenig. Auch in weiten Teilen der medialen Berichterstattung spielen sie eher eine unscheinbare Rolle, leider.
Das ist in der Tat irgendwie ein trauriges Ergebnis in einer Gesellschaft, die nurmehr auf Leistung zu setzen scheint. Wann ging es in der Debatte um die Öffnung der Schulen eigentlich um die Kinder selbst? Wie sie mit Corona und den Folgen umgehen? Nein, es ging vor allem darum, wie Schüler ihre Leistungen vorweisen und Lehrpläne erfüllt werden, wie Prüfungen stattfinden können; darum, dass Kinder nun bloß keine Lücken in einem dynamisch-frisierten Lebenslauf aufweisen et cetera. Man darf gespannt sein, wie bei den Jüngeren die Pandemie mitsamt ihrer Konsequenzen überhaupt aufgearbeitet werden kann, wo doch die Lehrpläne und deren Erfüllung offensichtlich über allem zu thronen scheinen. Wenn jene überhitzte Leistungsgesellschaft, die heutzutage leider schon in der Kindheit zu beginnen scheint, nicht einmal in einer breiten Krise wieder ihren Kompass richtig einnordet, dann wäre ihr kaum noch zu helfen.
Dass politische Konzepte für dieWiederaufnahme der Jugendarbeit offenbar fehlen oder es nicht wert zu sein scheinen, sie offen und breit zu thematisieren, ist ein Zeichen dafür, wie die Segel gesetzt sind im Lande: Business as usual – zurück zum vermeintlich „normalen“Geschäft. Hauptsache Leistung, die Zahlen müssen eben stimmen.
Kinder und Jugendliche mitsamt ihren Bedürfnissen erscheinen da als Störfaktor in der betriebsamen (Home-) Office-Welt. Die Jugendarbeit darf nicht im Regen stehen. Es gibt anscheinend noch viel zu lernen in jener seltsamen CoronaZeit. Damit sollten wir beginnen.