Saatkrähen werden genau studiert
Der Ärger der Anlieger in Bäumenheim hört nicht auf. Jetzt sind die Tiere sogar ein Thema in der Landeshauptstadt. Was das Pilotprojekt bewirken soll
Bäumenheim Der Ärger in der Wohnsiedlung am Schmutterwald in Bäumenheim ebbt nicht ab. Kein Wunder, wächst die dortige Kolonie der Saatkrähen doch weiter. Mittlerweile ist sie dem Vernehmen nach eine der größten in Bayern. Die Tiere sind zu einer Plage für die Menschen geworden, die davon berichten, dass sie sich manchmal wie in einem Hitchcock-Film fühlten. Die Terrassen sind zur Brutzeit der Vögel kaum nutzbar, denn sie sind von den Hinterlassenschaften der Tiere vollkommen verschmutzt.
Die Saatkrähen-Kolonie in Bäumenheim hat es mittlerweile bis in die bayerische Landespolitik geschafft. Nun scheint Bewegung in die Angelegenheit zu kommen, denn das bayerische Umweltministerium hat aufgrund eines Beschlusses des Landtags ein Pilotprojekt aufgelegt.
Die Ausgangssituation ist die: Ende des 19. Jahrhunderts gab es in Bayern mehr als 10 000 SaatkrähenBrutpaare. In nur etwa 50 Jahren wurde der Bestand durch die Verfolgung der Tiere massiv dezimiert. 1955 gab es nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Umwelt im nur noch 6000 Brutpaare. Aber der Bestand erhöhte sich: 2011 wurden wieder etwas mehr als 7000 Brutpaare gezählt. Mittlerweile gibt es knapp 14000 Brutpaare in Bayern. Die Kolonie in Bäumenheim ist mit rund 800 Brutpaaren die zweitgrößte in Schwaben und viertgrößte in Bayern.
Was steckt hinter der Ankündigung des Pilotprojekts? „Als Modellgebiet sind Bäumenheim und Mertingen angedacht, um den dortigen Präzedenzfall modellhaft bearbeiten zu können“, erklärt Stimmchen kreisabgeordneter Wolfgang Fackler (CSU), der mit den Kommunen seit Längerem in Kontakt ist und Unterstützung zugesagt hat. Das Projekt soll über drei Jahre laufen und sich im Wesentlichen auf die Problematik „landwirtschaftliche Schäden durch Staatskrähen“konzentrieren.
Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen laut Umweltministerium auf der Dokumentation und Bewertung der Schäden sowie verschiedener Maßnahmen zur Vergrämung und zur angepassten landwirtschaftliFreistaat
Nutzung inklusive verschiedener Kombinationen von Maßnahmen. Konkret soll es um Verhaltensbeobachtungen und Habitatanalysen gehen, um das Schadenspotenzial und die Umstände besser zu verstehen sowie „Vermeidungsstrategien“zu entwickeln. Auch die Verknüpfung der Idee zur Vergrämung an Nahrungsplätzen und im Bereich von Kolonien soll untersucht werden, um dann in einer Analyse auch Empfehlungen für die Praxis zu erhalten.
Die Fachleute im Ministerium haben dem Abgeordneten deutlich gemacht, „dass sich Eingriffe in die Brutkolonien immer eng an der lokalen Problemlage orientieren müssen“. Eine Beseitigung der Population der Saatkrähen „ohne konkreten Problembezug“werde laut Umweltministerium aber rechtlich weiterhin kaum möglich sein. Fackler: „Das Pilotprojekt ist dennoch eine Chance, die Situation für die Anlieger zu verbessern. Das muss das vorrangige Ziel sein.“
Bäumenheims Bürgermeister Martin Paninka freut sich, wie er sagt, dass Bewegung in die Angelegenheit kommt. „Es ist schön, mit dem Problem nicht allein gelassen zu werden“, urteilt Paninka.