Wildes Parken
In Zeiten der Corona-Zwangspause reduziert auch das städtische Ordnungsamt die Kontrollgänge. Das treibt wilde Blüten und sorgt für Hilferufe bei der Polizei
Donauwörth Die Stadt Donauwörth hat sich in den vergangenen Jahren den Ruf erarbeitet, besonders genau zu überwachen, ob Autofahrer ihre Parkgebühren bezahlen. Das Bild der Politesse, die hinter dem Auto wartet, bis der Parkschein abgelaufen ist, wird immer wieder gerne bemüht. Dass es der Realität entspricht, ist sicher mehr als fraglich.
Umso auffälliger war nun, dass in Zeiten der Corona-Zwangspause der Geschäftswelt und der innerstädtischen Gastronomie die Parkraumbewirtschaftung – so der offizielle Begriff – scheinbar ohne Kontrolle ablief.
Wie das Ordnungsamt der Stadt Donauwörth über die Pressestelle auf Nachfrage dieser Zeitung mitteilen lässt, war man dort der Auffassung, dass „es nicht erforderlich war, die Verkehrsüberwachung im gewohnten Umfang aufrecht zu erhalten“. Denn da kaum Bürger zum Einkaufen in die Stadt fuhren, sah man wohl keinen Sinn darin, für die „gerechte Verteilung des begrenzt vorhandenen Parkraums“zu sorgen. Sprich: Es parkte ja eh niemand.
Leser und Geschäftsleute berichten, dass diese Lage, die sich anscheinend schnell herumgesprochen hatte, zu so manchem Schauspiel führte. So stand wohl ein Auto mehr als eineinhalb Wochen in der Sonnenstraße vor dem Schaufenster eines Geschäfts, und niemand verpasste diesem Autofahrer ein Knöllchen. Der Besitzer rief am Ende verzweifelt bei der Polizei an, ob diese nicht handeln könnte.
Zudem sorgte der vermeintliche Ausfall der Ahndung dazu, dass ohne entsprechende Berechtigung auf Behindertenparkplätzen geparkt wurde und in der unteren Reichsstraße die Fahrzeuge zum Teil zu dritt hintereinander auf dem Gehweg
standen. Das berichtet auch die Polizei Donauwörth. „Uns ist im Rahmen von Kontrollfahrten stark aufgefallen, dass recht wild geparkt wurde“, bestätigt Stefan Roßmanith, Pressesprecher der Inspektion und zugleich für das Sachgebiet Verkehr zuständig. Die Beschwerden bei ihm über die frechen Parker seien „massiv“gewesen. Die Beamten hätten zwar dann Strafzettel verteilt, aber die flächendeckende Kontrolle wie über das Ordnungsamt sei nicht möglich gewesen.
Im Übrigen kündigt die Stadt an, dass die knöllchenreduzierte Zeit kein Dauerzustand werden wird. „Soweit der Verkehr im öffentlichen Raum wieder zunimmt, wird die Überwachung im erforderlichen Umfang wieder angepasst“, heißt es von der Pressestelle aus der Stadtverwaltung. Denn dann müsse man auch dafür sorgen, dass jeder eine Chance auf einen Parkplatz habe und somit gerne in die Stadt zum Einkaufen fährt – genau das ist ja der Sinn der „Parkraumbewirtschaftung“.
Wer es auf einen Strafzettel ankommen lässt, muss am Ende übrigens mit einer saftigen Geldbuße rechnen: 55 Euro kostet es, wenn illegal auf dem Behindertenparkplatz geparkt oder der Gehweg blockiert wird. Wer dort über eine Stunde steht, muss sogar 98,50 Euro berappen – das wäre dann ein sehr teurer Einkauf.