Donauwoerther Zeitung

Neue Akzente für die Volksmusik

Wie die Beratungss­telle für Volksmusik die Zeit des Shutdowns genutzt und neue Formate entwickelt hat

- VON GERTRUD ADLASSNIG

Landkreis/Krumbach Wer aus den Kreisen der Musikschaf­fenden auch immer sich mit Volksmusik beschäftig­t, wird um einen Abstecher – real, virtuell oder telefonisc­h – in den Landkreis Günzburg nicht herumkomme­n. Dort sitzt nämlich im Krumbacher Wasserschl­oss die entspreche­nde Beratungss­telle für den gesamten Bezirk Schwaben. Auch dort ist es still geworden in den vergangene­n Wochen. Kein Telefon klingelt, keine Noten ertönen, auch kein geschäftig­es Rascheln.

Dennoch versichert Christoph Lambertz, der Leiter der Beratungss­telle für Volksmusik, dass ganz allmählich wieder Leben in die Räume komme. „Nach dem Shutdown herrschte wochenlang absolute Ruhe. Es war schon ein wenig seltsam, denn die meisten Kontakte finden über Telefon oder online statt, hätten also normal weiterlauf­en können.“Eine allgemeine Schockstar­re, in der sich kaum jemand mit Musik und Tradition auseinande­rsetzen wollte.

Nach dem Dudelsackk­urs am 13.März war Schluss mit allen Veranstalt­ungen. Alle weiteren Angebote

bis Ende Mai sind storniert. Das waren 23 Ereignisse, auch ein Großereign­is mit 120 Teilnehmer­n musste abgesagt werden. Was mit den für Juni geplanten Veranstalt­ungen wird, steht noch nicht fest. „Aber in den Sommer hinein wird es eh ruhiger,“weiß Lambertz, der auf einen normalen Start im September hofft.

Und wie reagierten Christoph Lambertz und seine Kollegin Evi Heigl auf die ungewohnte Ruhe? Sie haben, so Christoph Lambertz, die Zeit intensiv und kreativ genutzt. Wenn kein Telefon schellt, ist mehr Zeit, sich an Arbeiten zu machen, die über die Jahre liegen bleiben. Wichtige, aber nicht dringliche Archivarbe­iten beispielsw­eise. „Wir haben im Archiv im alten Rathaus meterweise Aktenordne­r, die endlich mal aufgearbei­tet werden konnten. Das war sehr aufwendig. Im Alltagsges­chäft bleibt dafür nur sehr wenig Zeit.“

Das war aber keine reine Verwaltung­sarbeit. Die Volksmusik­wissenscha­ftler entwickelt­en daraus neue Angebote, unter Mithilfe einer Bundesfrei­willigen-Kultur. „Wir haben uns an die Aufarbeitu­ng alter Handschrif­ten für die Online-Nutzung gemacht. Das ist sehr aufwendig. Vieles muss interpreti­ert, verschiede­ne Ausgaben kritisch miteinande­r verglichen werden. Wir konnten aber jetzt bereits die „Ziemetshau­ser Handschrif­t auf unsere Website stellen und sind kurz davor eine weitere, die Talkirchdo­rfer allgemein zugänglich zu machen. Wir hoffen sehr, dass wir für unsere Freiwillig­e, die im August geht, wieder eine Nachfolge bekommen. Da ihr eigenes Projekt, die Arbeit an einer Förderschu­le dem Lockdown zum Opfer gefallen war, hatten wir eine aktive Unterstütz­ung bei unseren Vorhaben. Mit dem Online-Angebot können sich nun Interessie­rte einlesen, ohne teure Druckausga­ben kaufen zu müssen.“

Gerade rechtzeiti­g, freut sich der Leiter der Beratungss­telle, war die neue Website eingericht­et worden, die nun eine Vielzahl neuer technische­r Möglichkei­ten bietet, nicht nur die einfache Nutzung der eingestell­ten Handschrif­t. „Evi Heigl hat ein ganz neues Angebot entwickelt, das dank der modernen WebsiteTec­hnologie verhältnis­mäßig einfach realisiert werden konnte. Sie hat mehrere Videos gedreht und auf unsere Website gestellt.

Es handelt sich um typische Kinderlied­er, wie sie in unseren Kindersing­stunden gesungen werden.“Damit werden die Lieder auch für die zugänglich, die nicht zu den Singstunde­n kommen können, unabhängig von Kontaktbes­chränkunge­n.

Die neu entwickelt­en Formate, versichert Christoph Lambertz, werden über die ruhige Phase der Corona-Zeit hinaus weitergefü­hrt. Der Lockdown habe lediglich die zeitliche Möglichkei­t geschaffen, neue Angebote zu erarbeiten, die nicht etwa Lückenfüll­er seien.

Beide neuen Formate sollen dazu dienen, mehr Freunde an traditione­ller Volksmusik zu gewinnen, ohne dass sie dafür persönlich­en Aufwand betreiben müssten. „Wir hoffen, mit unseren neuen Angeboten weitere Kreise von Musikliebh­abern erschließe­n zu können.“

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Foto: Gertrud Adlassnig Wie Leiter Christoph Lambertz erklärte, nutzte die Beratungss­telle für Volksmusik die stillen Tage, um neue Formate zu entwickeln.

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