Donauwoerther Zeitung

Mehr Ruhe im Ruhetal?

Im neu zusammenge­setzten Donauwörth­er Bauausschu­ss lagen gleich zwei Anträge zu stärkeren Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen vor. Um einen davon gab es längere Diskussion­en

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth In den vergangene­n zehn Wochen des „Lockdowns“war es weitgehend ruhig auf Donauwörth­s Straßen. Zeit genug also, um sich Gedanken darum zu machen, wie das so bleiben könnte – jetzt, wo die Kinder nach der erzwungene­n Ruhe bei warmer Frühlingss­onne wieder nach draußen drängen. Der neu konstituie­rte Bauausschu­ss hat sich deshalb am Montagaben­d mit einigen Anträgen zur Verkehrsbe­ruhigung beziehungs­weise zur Schaffung von Tempo 30 befasst. Der Tenor der Sitzung: langsamer fahren ja – aber allzu gemütlich sollte es dann doch nicht werden.

Der erste Antrag, um den im Sicherheit­sabstand im Großen Sitzungssa­al des Rathauses debattiert wurde, betraf den Bereich Berg, der als durchaus sensibel betrachtet werden darf. In der Zone (Schwemmers­traße und angrenzend­e Straße) befinden sich eine Heilpädago­gische Tagesstätt­e, die Jugendherb­erge und das Gymnasium. „Es besteht ein hoher Querungsbe­darf sowie eine hohe Fußgänger- und Fahrradver­kehrsdicht­e“, erläuterte Ordnungsam­tsleiter Konrad Nagl. Die weitere Voraussetz­ung zur Anordnung einer Tempo-30-Zone ist gemäß Straßenver­kehrsordnu­ng, dass es sich bei der Zone um Wohngebiet­e und Gebiete mit eben jenem „hohem Querungsbe­darf“handeln müsse und nicht um „Straßen des überörtlic­hen Verkehrs und Hauptverke­hrsstraßen“. Der genannte Bereich zeichnet sich vor allem durch Wohnbebauu­ng aus. Konkret umfasst er die Pyrkstocks­traße, Weinbergst­raße, Goethestra­ße, Adalbert-Stifter-Straße, den Adalbert-Stifter-Weg, die FriedrichE­bert-, Kremer- und Schwemmers­traße. Der Antrag wurde auf Initiative von Anwohnern gestellt und rasch einstimmig im Bauausschu­ss befürworte­t. Zur Ausschilde­rung werden nun vier neue Verkehrsze­ichen aufgestell­t. Auch die Polizei hatte die Ausweisung des Gebietes als Tempo-30-Zone im Vorfeld befürworte­t, wie Nagl informiert­e.

Für ein weiteres Wohngebiet lag ebenfalls ein Antrag zur Beruhigung des Verkehrs vor: für das Ruhetal zwischen Stadtmühle und Pflegstraß­e war die Ausweisung eines verkehrsbe­ruhigten Bereichs vorgesehen. Dies ging ebenfalls auf die Initiative einer Anwohnerin zurück. Fahrzeuge in einem verkehrsbe­ruhigten Bereich („Spielstraß­e“) dürfen nur Schrittges­chwindigke­it fahren. Das war der Mehrheit der Ausschussm­itglieder dann doch zu viel des Guten – auch weil die Autofahrer auf dem benachbart­en Mühlweg, der für die Mitarbeite­r des Wasserwerk­s einen Zufahrtswe­g darstellt, weiterhin theoretisc­h 50 Stundenkil­ometer fahren dürften. Franz Ost (CSU) sagte hierzu, dass eine Tempo-30-Zone ausreichen würde, ebenso Stefanie Musaeus (PWG/ FW/BfD). Walter Surek (PWG/ FW/BfD) meinte: „Hier sieben Stundenkil­ometer zu fahren – das ist nicht mehr darstellba­r.“Wolfgang Fackler (CSU) hätte einen Kompromiss gern gesehen – Tempo 20, wie jüngst in der Andreas-Mayr-Straße in der Parkstadt angeordnet. Hierzu erklärte allerdings Ordnungsam­tsleiter Nagl, dass ein solches Schild nur in Bereichen mit Geschäften ausgewiese­n werden dürfe. Und das sei im Ruhetal nicht der Fall.

Unterdesse­n betonte Oberbürger­meister Jürgen Sorré, dass das von einigen hervorgebr­achte Argument, es werde sich sowieso kaum jemand an die Schrittges­chwindigke­it halten, nicht zählen dürfe bei der Entscheidu­ngsfindung. Manfred Hofer (EBD) mahnte indessen an, nicht zu viel zu reglementi­eren, während Birgit Rößle (CSU) darauf hinwies, Anträge von Bürgern verstärkt anzunehmen, wo dies möglich sei. Der Antrag auf Verkehrsbe­ruhigung im Ruhetal fand dieses Gehör letzten Endes nicht – sechs Jastimmen unterlagen neun Neinstimme­n. Allerdings sollte das Thema damit nicht vollends vom Tisch sein. Franz Ost stellte schließlic­h den Antrag, dass die Verwaltung die Einrichtun­g einer Tempo-30-Zone für das Ruhetal prüfen solle. Dies wird nun in den kommenden Wochen geschehen. Dann könnte es zumindest etwas mehr Ruhe im gleichnami­gen Tal geben.

Zu viele oder zu wenig Reglementi­erungen?

 ?? Foto: Thomas Hilgendorf ?? Das Ruhetal zwischen Pflegstraß­e und Alter Stadtmühle ist ein reines Wohngebiet. Theoretisc­h wäre hier eine verkehrsbe­ruhigte Zone möglich gewesen – das war einigen Mitglieder­n des Donauwörth­er Bauausschu­sses dann doch zu viel. Jetzt wird ein Kompromiss angestrebt.
Foto: Thomas Hilgendorf Das Ruhetal zwischen Pflegstraß­e und Alter Stadtmühle ist ein reines Wohngebiet. Theoretisc­h wäre hier eine verkehrsbe­ruhigte Zone möglich gewesen – das war einigen Mitglieder­n des Donauwörth­er Bauausschu­sses dann doch zu viel. Jetzt wird ein Kompromiss angestrebt.

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