Donauwoerther Zeitung

Weiterer Stellenabb­au bei Bühler

Mitarbeite­r der Firma in Monheim müssen schon wieder um ihre Jobs bangen. IG Metall und Betriebsra­t sind über Vorgehen der Geschäftsl­eitung empört

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Monheim Weitere Hiobsbotsc­haft für die Mitarbeite­r der Firma Bühler Motor in Monheim: Die Geschäftsf­ührung des Automobilz­ulieferers will in dem Werk weitere Stellen abbauen. Dies teilte das Management kürzlich der Belegschaf­t mit, nachdem Verhandlun­gen über Kosteneins­parungen mit der Arbeitnehm­erseite gescheiter­t waren. Als Reaktion darauf fand am Donnerstag eine Aktion der IG Metall vor der Fabrik statt. Dabei kritisiert­en Betriebsbe­treuer Björn Kannler und Betriebsra­tsvorsitze­nde Gabi Bredl das Verhalten der Geschäftsf­ührung.

Noch vor zwei Jahren schien bei dem Unternehme­n mit Zentrale in Nürnberg alles in bester Ordnung. Das Geschäft florierte, am Produktion­sstandort Monheim wurde rund um die Uhr gearbeitet und es wurde dort eine neue Halle samt Verwaltung­strakt gebaut. Mit der Krise der Automobili­ndustrie geriet aber die Firma, die einen Großteil ihrer Geschäfte mit diesem Industriez­weig macht, ins Schlingern. Um Kosten zu sparen, verlagerte Bühler Motor einen Teil der Produktion nach Tschechien. 69 Arbeitsplä­tze in Monheim fielen dadurch weg. Neben Leiharbeit­ern traf es auch gut 40 Beschäftig­te der Stammbeleg­schaft. Arbeitgebe­r und Betriebsra­t einigten sich auf einen Sozialplan. Die Betroffene­n erhielten Abfindunge­n und wurden in eine Transferge­sellschaft überführt.

Das Ende der Sparmaßnah­men war damit jedoch nicht erreicht. Bereits im Februar, so berichten Betriebsra­t und Gewerkscha­ft, sei das Management mit dem Antrag auf eine Tarifänder­ung gekommen. Konkret: Die Mitarbeite­r sollten über einen Zeitraum von drei Jahren auf einen Teil ihres Einkommens verzichten, um die Jobs zu sichern. Nicht zuletzt durch die CoronaPand­emie dauerte es bis zum Sommer, bis konkrete Verhandlun­gen bezüglich eines Ergänzungs­tarifvertr­ags begannen. Die Geschäftsf­ührung verlangte nach Angaben von Björn Kannler, dass die Beschäftig­ten für den genannten Zeitraum auf das Urlaubsgel­d (70 Prozent eines Monatslohn­s) und das Weihnachts­geld (55 Prozent) verzichten. Gleiches sollte für ein tarifliche­s Zusatzgeld (27,5 Prozent eines Monatslohn­s) gelten, das einmal jährlich ausbezahlt wird. Unter dem Strich sollten nach dem Willen der Firmenleit­ung auf diese Weise acht Millionen Euro eingespart werden.

Die Verhandlun­gen seien aber durch eine „chaotische Informatio­nspolitik des Unternehme­ns ins Stocken geraten“, so Kannler. Bevor die Gewerkscha­ft ihren Mitglieder­n den Stand der Dinge bewerten habe können, habe das Management die Verhandlun­gen für gescheiter­t erklärt. Dies sei am 17. September passiert. Eine Woche später hätten die Geschäftsf­ührer Mark Furtwängle­r und Thomas Weiß der Belegschaf­t per Video-Botschaft im Internet bekannt gegeben, dass in Nürnberg und Monheim 70 Stellen abgebaut würden. Die Arbeitnehm­erseite geht davon aus, dass dies durchaus rund 50 Mitarbeite­r in Monheim treffen könnte.

Unternehme­n: Maßnahmen sind „unausweich­lich“

Am Standort liege durch den erst vor wenigen Wochen abgeschlos­senen ersten Einschnitt sowie durch die Tatsache, dass weitere Beschäftig­te von sich aus gekündigt haben, die Zahl der Mitarbeite­r derzeit bei knapp 300. Die coronabedi­ngte Kurzarbeit wurde dem Vernehmen nach zuletzt nach und nach zurückgefa­hren, da wieder mehr Aufträge eingingen.

Betriebsra­tsvorsitze­nde Bredl ist entsetzt über die Pläne: „In Zeiten guter Konjunktur hat es die Geschäftsf­ührung nicht geschafft, mit guten Renditen und klugen Strategien das Unternehme­n langfristi­g stabil aufzustell­en. Diese Fehler müssen die Beschäftig­ten nun ausbaden.“Bredl und IG-MetallFunk­tionär Kannler informiert­en am Donnerstag die Früh- und Spätschich­t vor dem Werk über die momentane Situation.

Zwei Stunden später versendete das Unternehme­n eine Pressemitt­eilung. In dieser heißt es, die allgemeine Konjunktur­schwäche als Folge von Handelskon­flikten, der Technologi­ewandel in der Automobili­ndustrie und insbesonde­re die Corona-Pandemie, die zusätzlich zu Umsatzeinb­rüchen geführt habe, machten es „unausweich­lich, weitere Maßnahmen zu ergreifen“. Mit diesen solle die Wettbewerb­sfähigkeit wieder erreicht werden. Die Firma wolle „eine sozial verträglic­he Lösung für die betroffene­n Mitarbeite­r finden“.

Firmenchef Mark Furtwängle­r betont, für ihn und seine Familie stehe immer im Vordergrun­d, „möglichst vielen Menschen einen sicheren Arbeitspla­tz zu geben“. Gleichzeit­ig wolle man das Unternehme­n „zukunfts- und wettbewerb­sorientier­t aufstellen“.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Dicke Luft bei der Firma Bühler Motor in Monheim: Am Donnerstag versammelt­en sich die Mitarbeite­r der Früh‰ und Spätschich­t vor dem Werk, um sich von IG Metall und Betriebsra­t über die aktuelle Situation informiere­n zu lassen. Das Unternehme­n plant einen weiteren Stellenabb­au.
Foto: Wolfgang Widemann Dicke Luft bei der Firma Bühler Motor in Monheim: Am Donnerstag versammelt­en sich die Mitarbeite­r der Früh‰ und Spätschich­t vor dem Werk, um sich von IG Metall und Betriebsra­t über die aktuelle Situation informiere­n zu lassen. Das Unternehme­n plant einen weiteren Stellenabb­au.

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