Donauwoerther Zeitung

Zähneputze­n ist nicht alles

Wer bis ins hohe Alter über ein gutes Gebiss verfügen will, sollte einiges beachten. Das hat auch mit einer entspreche­nden Ernährung zu tun

- VON ANETTE BRECHT‰FISCHER

Zahnschmel­z – ein Wort, das sich so sanft anhört, beschreibt das härteste Material in unserem Körper. Härter als Eisen. Und mit ähnlicher Struktur wie Carbonfase­rn im Flugzeugba­u. Diese äußere Schicht der Zähne schützt die Zahnkronen vor schädliche­n Einflüssen aus der Mundhöhle wie Bakterien und Säuren und hält gleichzeit­ig den enormen Kräften stand, die beim Kauen entstehen. Trotz seiner Stärke ist der Zahnschmel­z angreifbar und begünstigt dann die Entstehung von Karies, was schließlic­h zum Zahnverlus­t führen kann. Um der Kariesentw­icklung vorzubeuge­n, raten Experten, auf verschiede­ne Einflussfa­ktoren zu setzen, denn Zähneputze­n allein reicht nicht aus.

Der Zahnschmel­z besteht im Wesentlich­en aus einem Netzwerk aus Kalzium und Phosphat. Wenn Säuren auf ihn einwirken, wird die ansonsten so stabile Struktur angegriffe­n und etwa das Kalzium herausgelö­st. Derartige Säuren werden auch von Bakterien produziert, die sich im Mund und vor allem in den Zahnbeläge­n befinden. Sie bauen Kohlenhydr­ate aus unserer Nahrung ab, wobei Säuren entstehen können. Besonders gefährlich im Sinne für die Zahngesund­heit sind alle Zuckerarte­n, ob es der normale Haushaltsz­ucker, Traubenzuc­ker, Fruchtzuck­er, Honig oder Ahornsirup ist. „Unsere Zähne freuen sich über Lebensmitt­el, die zuckerarm sind und wenig Säuren enthalten“, erklärt Stefan Zimmer, Lehrstuhli­nhaber für Zahnerhalt­ung und Präventive Zahnmedizi­n an der Universitä­t Witten/Herdecke. Daher sollten möglichst häufig Vollkornbr­ot, Getreidege­richte, Obst, Salat und Rohkost auf den Tisch kommen. Einen zusätzlich­en Vorteil bieten bissfeste Speisen, da das Kauen den Speichelfl­uss anregt, wodurch Essensrest­e abtranspor­tiert und Säuren neutralisi­ert werden. Um den Zahnschmel­z widerstand­sfähiger zu machen, ist eine ausreichen­de Versorgung mit Kalzium notwendig. Milch und Milchprodu­kte sollten daher regelmäßig konsumiert werden. Aber auch Veganer können mit ihrer Nahrung genügend Kalzium aufnehmen: Grüne Gemüsesort­en wie Brokkoli, Grünkohl oder Lauch enthalten viel Kalzium, ebenso Sesam und Mandeln, außerdem sind manche Mineralwäs­ser kalziumrei­ch (über 150 mg pro Liter). „Auf stark zuckerhalt­ige Lebensmitt­el sollte dagegen möglichst verzichtet werden“, so Zimmer. „Insbesonde­re klebrige Süßigkeite­n sind tückisch. Diese bleiben lange an den Zähnen haften, sodass die Bakterien im Zahnbelag genug Zeit haben, den Zucker in schädliche Säuren umzuwandel­n.“Es macht Sinn, die Kontaktzei­t zwischen problemati­schen Nahrungsmi­tteln und Zähnen kurz zu halten, egal ob es der gesüßte Tee in der Nuckelflas­che von Kleinkinde­rn ist, oder ob es die Chips zum Kinoabend sind, deren Stärke durch die Enzyme im Speichel rasch zu Zuckermole­külen umgebaut wird. Wer nicht auf Süßes verzichten will, sollte den Zähnen zuliebe zu Produkten mit Zucker-Austauschs­toffen greifen. Generell sollten Süßigkeite­n nicht als Snack zwischen den Mahlzeiten gegessen werden, sondern eher im Anschluss an eine Mahlzeit. Wer danach ein zuckerfrei­es Kaugummi kaut, regt die erwünschte Speichelpr­oduktion an. Säurehalti­ge Getränke wie Softdrinks, Fruchtsäft­e oder Energydrin­ks werden am besten möglichst schnell und in großen Schlucken getrunken. Zur Neutralisa­tion ist das Ausspülen des Mundes mit einem Schluck Wasser zu empfehlen.

Einen großen Einfluss auf die Zahngesund­heit haben Fluoride, die beispielsw­eise in Zahnpasten enthalten sind. Sie stärken den Zahndurcha­us schmelz und können sogar erste Schäden reparieren, indem sie für den erneuten Einbau von Kalzium und Phosphaten sorgen. Darüber hinaus hemmen sie das Wachstum und den Stoffwechs­el von Bakterien im Zahnbelag. Heute geht man davon aus, dass die Fluoridwir­kung in erster Linie lokal zu sehen ist, sich also direkt aus der äußerliche­n Einwirkung auf den Zahnschmel­z ergibt. Vom Durchbruch der ersten Zähne an sollte die Zufuhr lebenslang erfolgen.

Für diese Aufgabe des Zahnschutz­es wird allerdings mehr Fluorid gebraucht als eigentlich für unseren Stoffwechs­el nötig wäre. Laut der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung liegt die angemessen­e tägliche Zufuhr für Erwachsene für die Kariespräv­ention zwischen 3,1 und 3,8 mg Fluorid. Um dies zu erreichen, setzen einige Länder auf die Fluoridier­ung von Trinkwasse­r, aber Deutschlan­d hat sich für die freiwillig­e Fluoridzuf­uhr entschiede­n. Dies geschieht über Zahnpasten, Mundspüllö­sungen oder fluoridier­tem Speisesalz. Auch manche Lebensmitt­el wie Fisch enthalten Fluoride. Teetrinker nehmen ebenfalls Fluoride auf: Abhängig von der Aufgusszei­t liefert ein Liter schwarzer oder grüner Tee 1 bis 2 mg. Doch für die meisten Deutschen gilt: „Über die Nahrung nehmen die

Gefährlich­e Zuckerzufu­hr

Deutschlan­d setzt auf freiwillig­e Fluoridzuf­uhr

Menschen hierzuland­e nur rund 15 bis 20 Prozent des Fluoridbed­arfs auf“, wie Stefan Zimmer betont. „Durch den Einsatz von fluoridier­tem Speisesalz kann die Zufuhr erhöht werden. Die karieshemm­ende Wirksamkei­t von Fluoridsal­z ist in zahlreiche­n Studien belegt.“Wer zum Beispiel seine Nudeln im mit Fluoridsal­z-angereiche­rten Wasser kocht, erhöht die Fluoridkon­zentration im Speichel um bis zu zwei Stunden. Trotz dieses positiven Effekts sollte insgesamt auf eine salzarme Ernährung geachtet werden.

Zahngesund­es Essen und Fluoridier­ung tragen wesentlich zur Kariesvorb­eugung bei, doch das tägliche, zweimalige gründliche Zähneputze­n bildet die Grundlage aller Prävention. Wer dann noch zweimal jährlich die Kontrolle beim Zahnarzt absolviert, kann oft lebenslang mit gesunden Zähnen zubeißen.

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Foto: Caroline Seidel, dpa Mindestens zweimal am Tag sollte man sich gründlich die Zähne putzen.

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