Warum Streuobstwiesen wertvoll sind
Ralf Hermann Melber informiert bei einer Aktion in Heroldingen
HarburgHeroldingen. Die Aktion Streuobst ist eine Initiative der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft. Sie unterstützt Personen, die sich für den Erhalt und die Nutzung von Streuobstwiesen in Bayern einsetzen und besteht nun seit 20 Jahren. Mit einer einzigen Veranstaltung war sie nun auch im Landkreis Donau-Reis vertreten. Baumpfleger und Pomologenvereinsmitglied Ralf Hermann Melber informierte im Rahmen des Bildungswerks Harburg mit einem Stand am Heroldinger Spielplatz Interessierte über den großen kommunalen Streuobstwiesenbestand im Ort mit seinen verschiedenen Früchten.
Während Melbers Frau Heidi Produkte wie eigens hergestelltes Trockenobst oder Apfel-BirnenSaft aus der Ebermergener Saftpresse vorstellte, führte der Referent Besucher von einem Baum zum anderen.
Schon bald wurde deutlich, dass Bäume in Kürze „abgängig“sein würden, weshalb man sich darum kümmern müsse, die entsprechenden Sorten anderweitig zu erhalten. Die Nähe zu Baden-Württemberg macht sich bemerkbar, denn etliche Apfelsorten stammen aus dem Nachbarbundesland, so auch eine Art des selten gewordenen Luikenapfels, den Melber gerade noch vor erheblichem Biberschaden am Kohlenbach retten konnte.
Etliche Sorten stammen aus anderen europäischen Ländern wie zum Beispiel aus Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden, Polen oder Rumänien. Der Referent hob die Wuchseigenschaften der jeweiligen Bäume hervor und ging auf Vor- und Nachteile der Äpfel, Birnen und anderen Obstsorten ein. Der gemischte, reichhaltige Bestand, der die Streuobstwiesen auszeichnet, habe hierbei eine breite Risikostreuung gegen Krankheiten, wie sie in Monokulturen des Intensivanbaus üblicherweise vorkommen. Klug zusammengestellt, könne man im günstigsten Fall bei entsprechender Lagerung das ganze Jahr über heimisches Obst – besonders Äpfel – essen. Dabei machte Melber auf Bestäuber- und Nichtbestäubersorten aufmerksam.
Pflege des Baumes ist unabdingbar
Der Referent ging auf die besonderen Gesundheitsvorzüge ein, zum Beispiel auf sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide oder Polyphenole. Letztere seien meist aus modernen Apfelsorten herausgezüchtet – zum Leidwesen von etwa drei Millionen Apfelallergikern in Deutschland und mit Einbußen in der Gesundheitsprävention. Zudem wichen die einzelnen Sorten in ihrem VitaminC-Gehalt zum Teil deutlich voneinander ab. Der „Zitronenapfel“(„Transparent von Croncels“) aus Frankreich sei Spitzenreiter und toppe den „Schönen aus Boskoop“noch einmal um die Hälfte – je nach Lage und Kronenzustand.
Nicht nur in diesem Punkt sei eine regelmäßige Pflege der Bäume unabdingbar. Hier gelte es überdies, auch artenschutzrechtliche Aspekte zu berücksichtigen, denn Streuobstwiesen seien Heimat verschiedenster Tier- und Pflanzenarten.
Für die coronabedingt nicht allzu große Gruppe erweiterte sich nun das Wissen um natürliches Antibiotika oder warum ein Baum öfter oder seltener trägt beziehungsweise eher in die Höhe oder in die Breite wächst. Zusätzlich zum reichhaltigen Ertrag nicht nur auf Heroldinger Bäumen werde diese Veranstaltung buchstäblich Früchte tragen, so Melber, indem zum Beispiel der eine oder andere Baum zusätzlich gepflanzt werde oder sogar neue Streuobstwiesen entstünden. So ist man in der Vergangenheit in Norddeutschland darauf aufmerksam geworden, dass in Heroldingen Schafe unter Walnussbäumen die Mäharbeiten übernehmen. Das ermutigte dazu, etwa in Mecklenburg großflächig Walnussbäume zu pflanzen, um den örtlichen Kommunen aufwendiges Mähen zu ersparen.