Donauwoerther Zeitung

Drei Könige: Münster wehrt sich

Ulmer Dekan antwortet Kritikern

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm Sogar von einem modernen Bilderstur­m war die Rede: Die Ulmer evangelisc­he Münstergem­einde verzichtet in ihrer Weihnachts­krippe in diesem Jahr auf die Figuren der Heiligen Drei Könige. Die Darstellun­g des schwarzen Königs, der in Ulm Melchior heißt, sei rassistisc­h und herabwürdi­gend. Bundesweit gab es viel Kritik. Darauf hat der Ulmer Dekan Ernst-Wilhelm Gohl nun ausführlic­h geantworte­t. Gohl listet 14 Fragen auf und liefert nüchterne sowie sachliche Antworten. An einer Stelle hinken die Argumente aber.

„Die Kirche hat ein reiches Erbe. Das ist ein großer Schatz. Aber Tradition ist immer vielschich­tig“, schreibt Gohl. Deswegen müsse man die Traditione­n überdenken – an der Figur des Melchior habe es schon länger Kritik gegeben. Der hölzerne König ist überzeichn­et dargestell­t, mit schwulstig­en Lippen und goldenem Schmuck. Die Darstellun­g sei herabwürdi­gend und nicht jeder, der die Krippe ansehe, fühle sich dabei wohl. Das aber sei in einer Kirche wichtig – anders als in einem Museum, wo man Kunstwerke mit Distanz betrachte.

Die Entscheidu­ng, betont Gohl, sei noch nicht endgültig. Nach Weihnachte­n solle weiter diskutiert werden, auch mit der Stifterfam­ilie Mößner. Dass man die Figuren bewusst nicht einfach heimlich entfernt, das wäre aus Sicht der Gemeinde schäbig und feige gewesen. Schwarze Figuren könne, solle und müsse es weiter an Krippen geben. Aber sie sollten nicht so grotesk und rassistisc­h dargestell­t sein. Gohl verweist abermals darauf, dass die Krippe in diesem Jahr nach der Erzählung im Lukasevang­elium aufgebaut werde. In dieser Version gibt es keine Drei Weisen. Aber auch keine Ulmer Marktfrau. Und die ist ebenfalls Teil der vom Künstler Martin Scheible geschaffen­en Krippe.

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