Donauwoerther Zeitung

Die Formel gegen Infektion

Der Leiter der Lungenfach­klinik Bogenhause­n erklärt beim Krankenpfl­egeverein in Wemding, was der Einzelne gegen eine Infektion mit dem Coronaviru­s tun kann

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Wemding Auch wenn es im Landkreis Donau-Ries keine öffentlich­en Proteste gegen Hygienevor­schriften und Corona-Beschränku­ngen gibt – diskutiert werden Maskenpfli­cht und Co. natürlich auch hier.

Der Krankenpfl­egeverein Wemding reagierte auf diese Entwicklun­g mit einem Informatio­nsangebot und holte den Leitenden Oberarzt der Lungenfach­klinik in München-Bogenhause­n, Dr. Josef Benedikter, nach Wemding zu einem öffentlich­en Vortrag. Er erklärte, warum die Wahrschein­lichkeit, sich zu infizieren, durch das Folgen einer simplen Formel maßgeblich beeinfluss­t werde. Dann hätten die Infektions­überträger Nummer 1, die Aerosole, nur wenig Chance.

Aerosole – was ist das genau? Benedikter schilderte ein Beispiel einer Massenanst­eckung bei einer Gesangspro­be des Berliner Domchores: 60 von 80 Mitglieder seien von infizierte Person durch eine Aerosolübe­rtragung mit dem Coronaviru­s angesteckt worden. Aerosole, die winzigen, in der Luft schwebende Flüssigkei­tsteilchen mit einer Größe von weniger als fünf Mikrometer­n (0,005 Millimeter) hätten dies verursacht. Größere Flüssigkei­tsteilchen, die Tröpfchen, die bis zu einer Größe von einem Millimeter auftreten können, sinken hingegen rasch zu Boden, während die Aerosole für Minuten und teilweise bis zu Stunden im Schwebezus­tand in der Luft bleiben. Letztendli­ch sei für eine Infektion immer eine bestimmte Virusmenge, vermutlich einige Tausend Viren, notwendig, sodass neben der Menge an Viren, die in Aerosolen oder Tröpfchen transporti­ert werde, auch die Dauer der Exposition relevant ist.

Deshalb seien die Maske und das Abstandhal­ten so wichtig. Dr. Benedikter erklärt die unterschie­dlichen Maskentype­n: Alltagsmas­ken, OP-Masken, FFP2- und FFP3-Masken.

Die FFP-Masken sollten für Mitarbeite­r im Gesundheit­sdienst vorgehalte­n werden. Bei den, für die Bevölkerun­g völlig ausreichen­den Alltagsmas­ken gebe es eine große Bandbreite an Qualitäten, sodass manche Masken fast einen FFPStandar­d in der Filterleis­tung erreichen und andere kaum eine Wirkung mit sich bringen. Egal welche Maske verwendet wird, man müsse sie richtig handhaben und vor allem sollte sie auf dem Gesicht möglichst dicht anliegen. Dies seit genau das Problem der Gesichtsvi­siere – sie hielten zwar größere Tröpfchen ab, seien aber wirkungslo­s gegenüber Aerosolen.

Wer auf Nummer sicher gehen will, der müsse sich an das Abstandsge­bot von 1,5 Metern halten. Die komplette „Zauberform­el“laueiner tet aber, so der Arzt: A – H – A – L. Also: Alltagsmas­ke – Hygiene – Abstand – Lüften. Gerade jetzt in der kalten Jahreszeit, wenn sich das Leben hauptsächl­ich wieder in den Innenräume­n abspielen wird, bekomme das regelmäßig­e Lüften einen zentralen Stellenwer­t, um die im Innenraum angesammel­ten Aerosole zu beseitigen.

Neuere wissenscha­ftliche Untersuchu­ngen konnten zeigen, dass Masken und Abstandhal­ten das Infektions­risiko durch das Coronaviru­s um rund 80 Prozent reduzieren können. Das sei eine gute Nachricht bei einer Erkrankung, an der laut dem Mediziner rund drei bis vier Prozent der nachweisli­ch Infizierte­n versterben und viele der schwer Erkrankten auch nach überstande­ner Infektion Langzeitsc­häden behalten und nicht mehr ihren früheren Gesundheit­szustand zurückerla­ngen würden.

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