Corona fordert den neuen Pfarrer
Markus Lidel hat die Pfarrstelle in Bäumenheim übernommen, auch für die Gemeinde Oberndorf ist er zuständig. Schon als Kind hat er vom Seelsorger-Beruf geschwärmt
Bäumenheim Der Generationswechsel ist vollzogen, aber dies geschah so ganz anders als in der katholischen Kirche normalerweise üblich: Markus Lidel hat als Pfarrer die Nachfolge von Ivan Novosel angetreten, der sich nach 15 Jahren seiner geistlichen Tätigkeit in Maria Immaculata in Asbach-Bäumenheim nach Kroatien verabschiedet hat. Ein neuer Pfarrherr wird in der Regel feierlich in sein Amt eingeführt. Ein Akt, der coronabedingt ausgefallen ist.
„Die Amtseinführung wird aber nachgeholt“, sagt Pfarrer Lidel. Für September 2021 sei eine große Feierlichkeit geplant. Lidel ist nicht nur für die Gläubigen in der Industriegemeinde zuständig, sondern auch Pfarrer für Oberndorf, Eggelstetten und Flein. „Die Herausforderungen sind groß“, berichtet er, beeinflusse das Coronavirus doch alle seelsorgerischen Belange. Gespräche im Beichtstuhl seien nicht mehr möglich, die musikalische Untermalung von Gottesdiensten nur in kleiner Besetzung erlaubt – „ganz
schweigen von der Zukunft“. Allerheiligen in der bislang gekannten Form werde es nicht geben „und auch für Weihnachten arbeiten wir an Lösungen, um möglichst vielen Menschen die Chance zu geben, an diesem Hochfest teilzunehmen“. Die sonst übliche Gräbersegnung am Friedhof sei bereits gestrichen. Dafür werde es in der Kirche einen Stationenweg geben.
Der 32-jährige neue Pfarrer ist gleich ins Wasser geworden worden. Allein in dieser Woche ist er bei sieben Beerdigungen gefordert. Hinzu kämen die seelsorgerischen Anforderungen, die in Corona-Zeiten anders seien. Zunächst wohnt Lidel im Kloster Holzen, weil das Pfarrhaus von Maria Immaculata renoviert und umgebaut werde. Für Dekan Robert Neuer ist Lidel kein Unbekannter. Er kennt ihn bereits aus Augsburger Zeiten.
„Dieser Beruf ist eine Leidenschaft“, bekennt der Neu-Pfarrer, der schon im zarten Alter von fünf Jahren davon geträumt habe, als Seelsorger für die Menschen da zu sein. Lidel, der zuletzt Kaplan in Königsbrunn war, freut sich auf die
Begegnung mit seinen Mitmenschen.
Doch dies sei im Moment gar nicht so einfach, „weil es keine Veranstaltungen gibt“. Besonders freut sich Lidel darauf, „wenn in seinen Kirchen wieder kräftig und laut gesungen wird“. Er selbst stimmt gerne mit ein. Kein Wunder bei seiner Vergangenheit: Lidel ist ein ehemaliger Domsingknabe. Mit dem berühmten Knabenchor sei er auch heute noch freundschaftlich verbunden. Für ihn sind „Musik und Gesang eine innere seelische Entspannung“.
In der Liturgie sieht er eine Erfüllung. Mit ihr könnten Menschen berührt werden, mit ihr könnten auch wieder Meanschen für die Kirche gewonnen werden. Das Gemeindeleben könne sich an der Liturgie orientieren. Apropos Gemeindeleben: Der neue Pfarrer möchte möglichst viele Menschen ansprechen, von der Kraft Gottes überzeugen. Sein Motto lautet: „Offen sein und in den Gesprächen mit den Gläubigen gut hinhören.“
Im Stadtteil Oberhausen in Augsburg ist die Schreinerei Lidel ein Bezu griff. Er hätte sich vielleicht vorstellen können, in den elterlichen Betrieb einzusteigen, zumal dieser seit Jahrzehnten existiere. Letztlich habe er aber die richtige Wahl getroffen. Ein Großonkel aus Babenhausen, ebenfalls Priester, habe ihn von früh an geprägt und den Wunsch verstärkt, Pfarrer zu werden. Dort beim Onkel habe er gerne mit seinen zwei Brüdern die Ferien verbracht.
Er selbst war Ministrant. In Königsbrunn hat er sich besonders engagiert um die Ministrantenarbeit gekümmert. Der neue Bäumenheimer Pfarrer hat Theologie in Augsburg und Rom studiert, ehe er einen Pastoralkurs in der Pfarrei St. Lorenz in Kempten absolvierte. Nach der Priesterweihe im Augsburger Dom 2016 wechselte er in die Pfarreiengemeinschaft Murnau am Staffelsee und schließlich 2018 als Kaplan in die Pfarreiengemeinschaft Königsbrunn.
Verstärkung erhielt Markus Lidel zum 1. September von Anja Konrad-Müller, die als Gemeindereferentin von Nördlingen nach Bäumenheim wechselte.