Gemeinde kauft maroden Bahnhof
Über Jahre ist das Bahnhofsgebäude in Nordendorf verfallen. Nun kauft die Gemeinde das Haus und das Grundstück. Wie es nun mit dem Objekt weitergehen soll
Nordendorf Vor wenigen Tagen hat die Fassade des Bahnhofsgebäudes in Nordendorf einen neuen weißen Anstrich erhalten. Dieser kann allerdings nicht den Verfall des Hauses überdecken, dessen Fenster im Erdgeschoss seit Jahren mit Holzbrettern abgedeckt sind. Während ein großzügiger, überdachter Abstellplatz für Fahrräder und die Bushaltestelle attraktive Angebote für Pendler sind, hat sich das Gebäude zum Schandfleck entwickelt.
Jetzt hat sich die Gemeinde mit dem bisherigen Eigentümer geeinigt kauft Haus und Grundstück. Kürzlich wurden die nötigen Dokumente unterschrieben, ab Mitte Januar gehört das Areal der Gemeinde Nordendorf.
Für den Gemeinderat wie auch für ihn selbst sei es keine leichte Entscheidung gewesen, erklärt Bürgermeister Tobias Kunz. „Der Kauf des Bahnhofs war in erster Linie eine rationale Entscheidung“, sagt Kunz. Ein wichtiger Aspekt dabei: „Wir haben als Gemeinde jetzt die Hand drauf und können in den kommenden Jahren etwas Vernünftiges daraus machen, das im Sinne der Gemeinde und der Allgemeinheit ist.“Es gebe bei der Gestaltung nun keine Abhängigkeiten von fremden Eigentümern mehr.
Der bisherige Eigentümer, ein Immobilienunternehmen aus Sachsen-Anhalt, hatte sich viele Jahre nicht um das Gebäude gekümmert. Nach dessen Angaben sei jahrelang von einem Mieter zuverlässig der vereinbarte Mietpreis gezahlt worden, weshalb man annahm, dass alles in Ordnung sei. Erst in diesem Jahr bemerkte der Eigentümer, dass es um das Gebäude nicht gut bestellt ist. Auch dass auf dem Gelände nach Abschluss des üblichen Planfeststellungsverfahrens vor sechs Jahren Lärmschutzwände gebaut wurden, will er nicht erfahren haben. Er drohte mit rechtlichen Schritten und sogar dem Abriss des Lärmschutzes.
Vor Ort war der Verfall jedenfalls schon von außen offensichtlich. Im Inneren wirkt das Haus wie eine Ruine – mit durchbrochenen Wänden und zum Teil ohne Anschluss aus der Wand ragenden Leitungen. Nur in einem separaten Raum sei noch etwas Technik der Deutschen Bahn in Betrieb, diese werde jedoch schrittweise in Schaltschränke außerhalb des Gebäudes verlegt, erläutert Kunz bei einem Ortstermin.
Nachdem sich einige Gemeinderäte und der Bürgermeister bei mehreren Besuchen im Gebäude umgesehen hatten, war die Einschätzung ernüchternd: „Wir werund den uns damit anfreunden müssen, das Gebäude nicht mehr in einem vernünftigen Rahmen retten zu können“, sagt Tobias Kunz. „Das haben uns hinzugezogene Handwerker auch bestätigt.“Dennoch fiel die Entscheidung für den Kauf: „Wir haben nicht für den Kauf des Bahnhofs gestimmt, weil der Eigentümer in der Zeitung mit Rechtsstreitigkeiten gedroht hat, sondern weil wir die Gestaltungshoheit für diesen Schandfleck haben wollten“, so Kunz.
Für einige Monate oder Jahre werden die Nordendorfer aber trotzdem noch mit dem aktuellen Anblick leben müssen. Es werde kein schnelles Projekt werden, da vorab organisatorische Vorarbeiten mit vielen Akteuren geleistet werden müssen, erklärt Kunz. So erfordert etwa der Abriss des Gebäudes eine Abstimmung mit der Bahn, schließlich will niemand eine Gefahr für den Zugverkehr heraufbeschwören.
Und wie der Bahnhof und sein Umfeld zu einem attraktiven Eingang in den Ort gestaltet werden kann, muss diskutiert werden. „Für die Planung und Ideenentwicklung haben wir nun keinen Zeitdruck“, erklärt Kunz. Erste Gedanken gingen in Richtung der Gestaltung eines schönen Bahnhofsplatzes sowie einer barrierefreien Unterführung zur anderen Gleisseite.