Donauwoerther Zeitung

Auf immer und ewig

Wie flämische Fischer den britischen Premier narren

- VON DETLEF DREWES

Wir schreiben das Jahr 2021. Ein wackerer britischer Premiermin­ister namens Boris Johnson hat die gesamte EU-Fangflotte aus den eigenen Hoheitsgew­ässern vertrieben. Die ganze? Nein, mutige flämische Fischer fahren weiter in die Irische See und werfen dort ihre Netze aus. In London kann man nichts tun.

So fangen Märchen an. In der flämischen Regierung aber ist man überzeugt: Das ist die neue Realität, mit der offenbar auch die Briten selbst nicht gerechnet haben. Die unglaublic­he Geschichte beginnt um das Jahr 1656. König Charles II. ließ sich in Brügge nieder, wo er herzlich willkommen war. Als er 1666 das Städtchen, das damals noch am Meer lag, wieder verließ, war er so angetan von der Freundlich­keit der Menschen, dass er 50 Fischern ein „Privileg“ausstellte. Sie sollten „für ewig“in den britischen Hoheitsgew­ässern fischen dürfen.

Vor wenigen Wochen zog die flämische Fischereim­inisterin Hilde Crevits das Dokument wieder hervor. An der Echtheit besteht nach etlichen Historiker-Gutachten kein Zweifel. Heute gibt es in Brügge 67 gemeldete Fischer. Der Hafen ist längst versandet, aber die Boote fahren trotzdem weiter raus. Damit der Fisch nicht fault, dürfen sie derzeit (noch) ihren Fang in Häfen des Vereinigte­n Königreich­es verkaufen. Die Reise nach Belgien würde zu lange dauern.

Nun sagt man den Flamen nach, als Politiker realistisc­h zu sein. Dass ihr „ewiges Privileg“auch im nächsten Jahr noch gilt, glauben wohl nur wenige. Aber sticheln will man schon. Schließlic­h heißt „ewig“doch ewig, oder?

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Foto: Adobe Stock

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