„Keine Minute verlieren“
Das Land wurde im Frühjahr besonders getroffen. Die Zahlen steigen jetzt wieder rapide
Italien galt als Land, das nach den Erfahrungen im Frühjahr Lehren aus der Pandemie gezogen hatte. Nun droht dennoch ein schrittweiser Rückfall in den Lockdown. Wegen der steigenden Ansteckungszahlen planen die Regionen Lombardei und Kampanien eine nächtliche Ausgangssperre. Beide Gouverneure kündigten an, die Zentralregierung in Rom um die Genehmigung zu bitten. In Kampanien soll die Ausgangssperre zwischen 23 und 5 Uhr am Freitag beginnen, in der Lombardei bereits einen Tag zuvor.
„Der Anstieg der Kurve ist objektiv besorgniserregend“, sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte über die steigenden Ansteckungszahlen. Die Regierung wolle eine generelle Ausgangssperre im Land wie im März verhindern. „Doch wenn die Maßnahmen keinen Effekt haben, werden wir gezwungen sein, begrenzte Lockdowns einzuführen“, fügte der Regierungschef hinzu. Am Sonntag hatte die Regierung die Auflagen nur leicht verschärft. Bars und Cafés müssen von Donnerstag
an um 18 Uhr schließen, wenn Kunden nicht an Tischen bedient werden können. Nicht mehr als sechs Personen dürfen zusammensitzen. Bürgermeister können künftig ab 21 Uhr überfüllte Straßen und Plätze sperren.
In der Lombardei, die besonders hart von der Pandemie getroffen wurde, hält man diese Maßnahmen offenbar für ungenügend. Nach Medienberichten bereitet sich die Region mit der Metropole Mailand auf ein zunächst für drei Wochen geltendes nächtliches Ausgangsverbot zwischen 23 und 5 Uhr vor. Experten fordern aber härtere Einschränkungen. „Wir dürfen keine Minute verlieren“, sagte Antonio Pesenti, der regionale Koordinator der Intensivstationen.
In Italien haben sich die Ansteckungszahlen zuletzt verdoppelt. Vor einer Woche waren landesweit 4619 positive Tests gezählt worden, Anfang dieser Woche waren es 9338. Am Dienstag wurden 10874 neue Ansteckungen gemeldet.
Julius Müller-Meiningen