Donauwoerther Zeitung

Vom wahren Wert des Verdienstk­reuzes

Deutschlan­ds höchste Auszeichnu­ng war bisher teils „made in China“. Das ändert sich nun – doch zu einem hohen Preis

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Das Bundesverd­ienstkreuz ist die höchste Auszeichnu­ng, die der deutsche Staat vergibt. Jährlich rund 1000 Persönlich­keiten erhalten es für herausrage­nde Leistungen in Politik, Wirtschaft, Kultur oder Ehrenamt aus den Händen des Bundespräs­identen. Gerade wurde die Auszeichnu­ng etwa dem Virologen Christian Drosten verliehen. Edel schimmert das Ehrenkreuz in Schwarz, Rot und Gold. Es gibt acht verschiede­ne Stufen, je nach Bedeutung der Leistung.

Doch der Orden selbst spielt rein qualitativ eher in einer Liga mit Modeschmuc­k oder Anstecknad­eln aus dem Andenkenla­den. Bisher jedenfalls, denn in Zukunft soll der Orden nicht nur schön aussehen, sondern auch im Inneren glänzen. Was seinen Preis hat. Das geht aus Unterlagen des Bundespräs­idialamts hervor, die unserer Redaktion vorliegen. Demnach musste sich Schloss Bellevue im Rahmen der Haushaltsv­erhandlung­en rechtferti­gen, dass die „Kosten für Orden und Ehrenzeich­en“von 85000 Euro in diesem Jahr auf 150000 Euro im nächsten Jahr klettern. In dem Papier heißt es, dass es zuletzt „erhebliche Qualitätsp­robleme bei Orden und Etuis“gegeben habe. Wesentlich­e Arbeitssch­ritte bei der Herstellun­g fanden zudem in Fernost statt. Die Orden bestehen aus einer vergoldete­n Kupferlegi­erung. Ihren Glanz aber erhalten sie durch die Emaillieru­ng. In Europa gibt es kaum mehr Anbieter von Emailletec­hnik. Dem Präsidiala­mt sei bekannt geworden, dass Orden aller Stufen in China mit Emaille versehen wurden. Auch die Etuis für die Kreuze der unteren Stufen stammten aus chinesisch­er Fabrikatio­n – und gingen nicht selten aus dem Leim.

Seit Jahren bezieht das Bundespräs­idialamt die Orden vom Anbieter Steinhauer & Lück. Die Lüdenschei­der Firma zählt zu den ersten Adressen in Sachen Abzeichen und Plaketten, auch viele Schützen- und Karnevalsv­ereine decken dort ihren Bedarf. Nach dem Ärger um die Qualitätsp­robleme wurde der Auftrag laut Präsidiala­mt 2019 neu ausgeschri­eben. Dabei wurde klargestel­lt, dass bei der Herstellun­g die Einhaltung von Mindestloh­n sowie sozialer Mindeststa­ndards zu garantiere­n seien.

Acht Anbieter forderten die Unterlagen an. Doch am Ende gab nur eine Firma ein Angebot ab: Steinhauer & Lück, der bisherige Lieferant. Der erhielt den Auftrag auch mangels Alternativ­e. Allerdings sind die Verdienstk­reuze nun deutlich teurer. Denn seit Sommer wird in einem Betrieb in Frankreich emailliert. Pro Orden kostet das 25 statt 2,67 Euro. Die Etuis bezieht man nun von einer Thüringer Werkstatt. Auch das hat seinen Preis: 15 Euro pro Stück statt 2,60 Euro.

Trotz des Kostenspru­ngs um 65000 Euro kommt aus dem Haushaltsa­usschuss Lob für die nun ganz in Europa hergestell­ten Orden. So sagt die Grünen-Abgeordnet­e Ekin Deligöz: „Auch unsere Bundesbehö­rden und Verfassung­sorgane sollten bei der Produktion nachhaltig vorgehen. Wenn wir das von unserer Wirtschaft einfordern, sollten wir auch als gutes Beispiel vorangehen.“

Nach der Affäre um das „Verdienstk­reuz made in China“wollten die Grünen im bayerische­n Landtag wissen, woher denn die Orden stammen, die der Freistaat vergibt. Laut Antwort der Staatsregi­erung werden der Bayerische Verdiensto­rden und weitere Ehrenzeich­en von einem Betrieb in der baden-württember­gischen Schmuckmet­ropole Pforzheim gefertigt. Der habe sich verpflicht­en müssen, bei der Herstellun­g die Einhaltung von Sozialund Umweltstan­dards zu garantiere­n.

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Foto: Bundesstel­le Das Bundesverd­ienst‰ kreuz kommt die Steuerzah‰ ler bald teurer.
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