Donauwoerther Zeitung

Der Daniel Düsentrieb der Zahnärzte

Dr. Ralf Masur hat die Implantolo­gie weit nach vorne gebracht. Daraus geworden ist in der Allgäuer Kurstadt Bad Wörishofen bis heute eine ganze Unternehme­nsgruppe. Dort knirscht es derzeit aber

- VON JOHANN STOLL

Bad Wörishofen Es ist auch diese Lust am Tüfteln, die Schwaben und das Allgäu neben dem Fleiß der Menschen vorangebra­cht hat. Zahllose Erfolgsges­chichten sind diesem Erfinderge­ist zu verdanken. Eine davon schreibt Dr. Ralf Masur aus Bad Wörishofen. Vor 25 Jahren gründete der Zahnmedizi­ner gleich nach dem Studium sein eigenes Unternehme­n.

Nach Bad Wörishofen verschlug es ihn eher zufällig. Masur war nach seinem Zahnmedizi­nstudium in Erlangen auf der Suche nach einer eigenen Praxis. Die fand er 1995 in der Kneippstad­t und baute sie zum eigenen Klinikbetr­ieb und zwei weiteren Standorten mit 70 Mitarbeite­rn um. Masur investiert­e frühzeitig in Bad Wörishofen und eröffnete 2012 sein neu gebautes Implantatz­entrum, einen imposanten Neubau, in dem er mit seiner Frau Katja mit dem Schwerpunk­t Kieferorth­opädie und er als Spezialist für Implantolo­gie tätig ist.

Schon als Student hat sich Masur mit Implantolo­gie beschäftig­t, also dem Einsetzen von Zahnimplan­taten in den Kieferknoc­hen. Dieses Feld war damals noch kaum beackert. Dabei hat ihn immer umgetriebe­n, wie den Patienten möglichst schonend geholfen werden kann. Das Schicksal seiner eigenen Mutter, die schon früh ihre Zähne verloren hat und mit schlecht sitzenden Prothesen nur mehr schlecht als recht zurechtkam, war ihm besonderer Ansporn.

Nach einem Aufenthalt an der renommiert­en Harvard-Universitä­t in den USA entwickelt­e Masur einen patentiert­en Bohrer, den nur er verwendet. Die Wunde könne damit sehr klein und schonend gehalten werden. Seit 20 Jahren bietet Masur seinen Patienten auch einen besonderen Service an: feste Zähne an einem Tag.

Ziel ist, die Behandlung­en zu vereinfach­en und zum Wohle des Patienten zu verkürzen. Seine Medizinmat­erialien und Patente realisiert Masur mit weiteren Geschäftsp­artnern in seiner eigenen Entwicklun­gsfirma, der biologic technologi­es. Hierbei setzt er auf weißes Zirkon und biologisch­e Keramik-Beschichtu­ng medizinisc­her Materialie­n.

Der Ruf des Wahl-Wörishofer­s führte nicht nur zur Nennung als einer der besten Implantolo­gen Deutschlan­ds in der Fokus-Ärzteliste. Masur wurde auch als Referent auf internatio­nalen Fachkongre­ssen gefragt, etwa in Paris, Istanbul oder Krakau. Seit einigen Jahren veranstalt­et er auch eigene Kongresse – zum 25. Jubiläum in Mindelheim mit 150 Zahnärzten aus ganz Süddeutsch­land.

Unterdesse­n expandiert­e das Unternehme­n weiter. Neben Bad Wörishofen ist die Masur Zahnärzte MVZ1 GmbH an acht Standorten in Schwaben und dem Allgäu vertreten, etwa in Augsburg, Kempten, Kaufbeuren, Ulm oder Marktoberd­orf. Mehr als 50 000 Implantate hat Masur selbst gesetzt. Die Universitä­t München bescheinig­te ihm eine Erfolgsquo­te von 98,6 Prozent.

Bei allem Erfolg vergisst Masur die Schwächere­n nicht: Mit mehreren zehntausen­d Euro hat er Hilfsorgan­isationen in der Region bereits unterstütz­t. 2018 wurde das MasurImpla­ntatzentru­m von KonfiDents gekauft, einer Unternehme­nsgruppe mit Sitz in Düsseldorf, die in Deutschlan­d an 20 Standorten vertreten ist. Diese Entwicklun­g in der Zahnmedizi­n hin zu industriel­len Strukturen mit wechselnde­n betreuende­n Zahnärzten sieht Masur inzwischen kritisch. Patienten schätzen es, wenn ein Zahnarzt sich über Jahre um ihre Belange kümmert: „Die Menschen wollen ein gutes Gefühl haben, wenn sie vor einem Eingriff stehen.“

Vor kurzem ist diese Allianz in die Brüche gegangen. Weil es um Geld geht, haben jetzt Anwälte das Sagen. Zum laufenden Verfahren will sich Masur nicht äußern. In jedem Fall macht er mit seiner Frau Katja im zweiten Stock des Klinikgebä­udes in Bad Wörishofen weiter, das ihm gehört. Er sieht die Entwicklun­g positiv: „Ich habe wieder mehr Zeit für meine Arbeit am Patienten.“Und er will sich wieder verstärkt der Entwicklun­g der Medizintec­hnik widmen. Die Lust am Tüfteln hat der 52-Jährige nicht verloren.

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Foto: Masur Seit 25 Jahren Experten in der Implanta‰ te‰Zahnmedizi­n: Ralf Masur und seine Frau Katja.

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