Windigs Bürscherl
Die Sache mit denen da droben und uns da drunten ist ja die: Man spricht zwar im Grunde dieselbe Sprache, trotzdem versteht man sich nicht allzu gut. Droben, das ist gemeinhin alles nördlich der Donau. Und drunten, mei, das ist halt jener Teil Bayerns, den sich selbst unser Ludwig nicht schöner hätte zusammenfantasieren können: Wald und Wiesen und Wasserfälle, Berge und Burgen und blaue Bächlein – und ein ganz besonderer Wind. Vielleicht ist das auch der Grund dafür, warum der Südbayer – wie formuliert man das am unverfänglichsten? – ein bisserl anders ist. Lassen Sie uns also über den Föhn sprechen. Über den Wind, der Wetter macht – und noch ein paar andere Dinge.
Wenn der Föhn von den Alpen herunterweht, dann hat man eine grandiose Sicht auf die Berge, dann meint man, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um die Zugspitze streicheln zu können. Und es ist ja nicht nur dieser hinreißende Blick, den uns dieses liebevolle Lüfterl schenkt. Sondern auch diese Wärme, die an manchen Tagen Italien ein Stück näher zu uns rücken lässt. Wie etwa an diesem Mittwoch. In Alpennähe sind tatsächlich 24 Grad drin – und das mitten im Herbst. Ein bisserl geht’s ja schon drunter und drüber.
Und das spürt der Bayer, der vielleicht sensibler ist, als man das angesichts einer gewissen Raubeinigkeit gemeinhin glauben mag. Kopfschmerzen soll er machen, der Föhn, dieses windige Bürscherl. Migräne und Kreislaufprobleme. Gereizt sollen wir sein, genervt, gestresst. Vielleicht lässt sich so ja der berühmte Grant erklären, der die Bayern andernorts nicht unbedingt beliebt macht. Andernorts – Sie wissen schon: droben halt.