Seenotrettung: Pfarrer erntet heftige Kritik
Umstrittene Äußerung zur Rolle von Christen
Nürnberg Der Beitrag eines Nürnberger Pfarrers zur Seenotrettung in einem Kirchenblatt schlägt hohe Wellen. Christen könnten Migranten ertrinken lassen, schreibt Pfarrer Matthias Dreher von der evangelischen Melanchthonkirche Nürnberg darin. Dafür erntet er heftigen Widerspruch auch von Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. Die Kirchenleitung wolle Dreher nun zu einem Gespräch treffen, sagte ein Sprecher der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern am Dienstag.
Dreher argumentiert im Korrespondenzblatt des Pfarrer- und Pfarrinnenvereins, dass die Flüchtlinge bewusst ihr Leben riskierten, um sich den Wunsch nach einem besseren Leben zu erfüllen. Das verpflichte Christen aber nicht „ethisch zu entsprechender Erfüllungshilfe“. Und weiter: „Im Zuge der ZweiReiche-Lehre, die operative Struktur-Politik dem Staat überlässt, kann ein Christenmensch, soweit er nicht wie der Samariter einen Sterbenden vor sich sieht, Verantwortung vernachlässigende Migranten ertrinken lassen.“
Landesbischof Bedford-Strohm widerspricht dem vehement. „Sein Argument fußt auf der Behauptung, die Seenotretter seien der Grund dafür, dass Menschen die Überfahrt über das Mittelmeer riskierten. Diese Behauptung ist widerlegt“, betonte er. Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen, sei unverantwortlich. Dreher wollte sich am Dienstag auf Anfrage nicht weiter äußern. Er habe nicht damit gerechnet, dass er eine solche Welle ausgelöst habe, sagte er.