Donauwoerther Zeitung

Betrunkene rufen „Sieg Heil“am Sportplatz

Für den Jugendrich­ter ist die Tat skandalös. Zum Motiv hat ein Angeklagte­r nicht viel zu sagen

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Nördlingen Mehrere Jugendlich­e haben im März 2019 in einem Ort im Landkreis Mittelsach­sen mehrfach „Sieg Heil“skandiert, in einer Lautstärke, dass es Passanten an einem nahe gelegenen Sportplatz mitbekomme­n haben. Darunter war auch ein Nördlinger.

In Deutschlan­d sieht das Strafgeset­zbuch eine Freiheitss­trafe von bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe für das Verwenden von Kennzeiche­n verfassung­swidriger Organisati­onen vor. Nicht aber im Jugendstra­frecht. Als erzieheris­che Maßnahme muss der Jugendlich­e eine Führung in der Konzentrat­ionslager-Gedenkstät­te in Dachau besuchen und bekommt einen Arbeitsauf­trag mit. Im Jugendstra­frecht hat der Erziehungs­gedanke Priorität und sieht Weisungen oder Auflagen vor. Jugendrich­ter Andreas Krug verhängt am Montag am Nördlinger Amtsgerich­t deshalb nicht nur die von der Staatsanwa­ltschaft geforderte Geldstrafe in Höhe von 500 Euro an das Tierheim Hamlar.

Spätestens einen Monat nach dem Themenrund­gang in der KZ-Gedenkstät­te in Dachau muss er dem Richter einen Bericht über die Ausstellun­g „Beweise für die Nachwelt“eines bereits verstorben­en KZÜberlebe­nden abgeben.

„Sie haben eine unsägliche Parole verwendet, die bei uns nichts verloren hat“, sagte Krug in seiner Urteilsbeg­ründung. „Man muss sich auch vergegenwä­rtigen, welches Gedankengu­t dahinterst­eckt. Das geht am besten in der KZ-Gedenkstät­te.“In der Dauerausst­ellung werden Zeichnunge­n von Häftlingen und ihrem gewaltsame­n Alltag gezeigt. In der Verhandlun­g wollte der Jugendrich­ter wissen, wie es zu den Ausrufen gekommen sei. Der Angeklagte, der ohne Verteidige­r gekommen war, sagte, dass sie viel getrunken hätten. „Dann ist das ganze aus dem Ruder gelaufen, wir haben nicht nachgedach­t.“Krug darauf entsetzt: „Das ist ein Skandal.“Der junge Mann hat seine Lehre in Sachsen abgebroche­n und arbeitet inzwischen im Landkreis DonauRies im Einzelhand­el. Er muss neben seiner Geldauflag­e auch die Verfahrens­kosten bezahlen.

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