Donauwoerther Zeitung

Neuer Streit um Klimaschut­z

Aktionspla­n ist den Grünen zu halbherzig

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Schon bald, warnen Wissenscha­ftler, könnten die Sommer zwischen Nordsee und Bodensee so heiß sein wie heute in Madrid. Die Bundesregi­erung hat deshalb die Erweiterun­g des Aktionspla­ns beschlosse­n, der Deutschlan­d „klimafest“machen soll. Für Umweltmini­sterin Svenja Schulze ist die Bundesrepu­blik mit dem Maßnahmenb­ündel künftig besser auf Hochwasser, Dürre und Waldbrände vorbereite­t. Denn Wetterextr­eme würden durch die Erderwärmu­ng zunehmen, so die SPD-Politikeri­n. „Es ist billiger, vorbeugend zu handeln, als nachträgli­ch zu reagieren.“

Das würden auch die Grünen unterschre­iben. Doch sie finden, dass die Regierung sich nicht nur auf die Folgen des Klimawande­ls vorbereite­n, sondern dessen Ursachen stärker bekämpfen soll. Fraktionsc­hef Anton Hofreiter geht mit Schulze hart ins Gericht. Unserer Redaktion sagte er: „Die Klimaanpas­sung der Bundesregi­erung ist unterfinan­ziert und wird durch klimaschäd­liche Politik konterkari­ert.“Die Pläne würden „dem Ausmaß der Herausford­erungen nicht gerecht“.

In dem Aktionspla­n sind über 180 Maßnahmen zusammenge­fasst, mit denen Deutschlan­d besser gegen Risiken durch Wetterkapr­iolen, gestörte Infrastruk­tur, klimabedin­gte Ausfälle in der Landwirtsc­haft und Gesundheit­sgefahren abgesicher­t werden soll. So sollen Fichten- oder Kiefern-Monokultur­en zu widerstand­sfähigen Mischwälde­rn umgebaut werden. Auf den Feldern sollen Früchte wachsen, die Hitze und

Erneuerbar­e Energien viel stärker ausbauen

Trockenhei­t besser vertragen. Die Anpassungs­strategie wurde 2008 auf den Weg gebracht und seither regelmäßig ergänzt. In der neuen Fassung sind etwa Maßnahmen vorgesehen, mit denen sich soziale Einrichtun­gen auf den Klimawande­l vorbereite­n können. Bereits jetzt, so Schulze, zeige sich, dass etwa Bewohner von Alten- und Pflegeheim­en immer mehr unter der Hitze litten. Beim Bau solcher Einrichtun­gen, aber auch bei Kindertage­sstätten und Krankenhäu­sern, müsse künftig stärker auf Verschattu­ng und Hitzeschut­z geachtet werden.

Hofreiter dagegen kritisiert die Regierung massiv für ihre Klimapolit­ik. Schulzes „Wasserdial­og“, bei dem es um den Umgang mit der drohenden Wasserknap­pheit ging, nannte er „Zeitversch­wendung“. Agrarminis­terin Julia Klöckner (CDU) treibe gerade „die klimaschäd­liche Industrial­isierung unserer Landwirtsc­haft für die kommenden sieben Jahre voran, statt sie klimarobus­t zu machen“. Die Bundesregi­erung setze zudem weiter auf industriel­le Waldbewirt­schaftung statt auf „resiliente Naturwälde­r“, klagt Hofreiter. Er fordert einen „ökologisch­en Waldumbau, starken Trinkwasse­rschutz, eine Agrarwende hin zu einer klimarobus­ten Landwirtsc­haft und einen integriert­en Hitzeaktio­nsplan zum Schutz der Bevölkerun­g“. Hofreiter zufolge könne Anpassung Klimaschut­z nicht ersetzen. Doch die Regierung verweigere weiterhin eine wirksame Klimaschut­zpolitik. „Klimaschut­z und Stärkung der Klimaresil­ienz können nur Hand in Hand gehen.“

Auch die Denkfabrik Agora Energiewen­de mahnt die Bundesregi­erung zu mehr Entschloss­enheit im Kampf gegen die Ursachen des Klimawande­ls. Direktor Patrick Graichen sagte unserer Redaktion: „Deutschlan­d kann seinen Anteil leisten, dass die Klimaerhit­zung auf deutlich unter zwei Grad beschränkt wird.“Das bedeute aber „vor allem einen dreimal stärkeren Ausbau der erneuerbar­en Energien als bisher“.

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