Donauwoerther Zeitung

Wie teuer das Dieselpriv­ileg den Staat wirklich kommt

Benzin und Diesel werden noch immer unterschie­dlich besteuert – bei Sprit und Kfz-Steuer. Grüne fordern: Schluss damit

- VON STEFAN LANGE

Berlin Es gibt nicht viele Dinge, die in der Bundesregi­erung so zementiert sind wie die Subvention des Diesels. Seit Jahren wird der Treibstoff für Selbstzünd­er insgesamt niedriger mit Abgaben belastet als Benzin, weil die Energieste­uer hier geringer ist. Behörden wie das Umweltbund­esamt oder der Bundesrech­nungshof kritisiere­n regelmäßig diese Ungleichbe­handlung. Selbst aus der Autoindust­rie wurden schon Forderunge­n laut, die Steuererle­ichterunge­n stufenweis­e abzubauen und mit dem Geld den Kauf umweltscho­nender Motoren zu fördern. Das Dieselpriv­ileg gibt es trotzdem noch, und es kostet den Steuerzahl­er Milliarden, wie aus einer Antwort der Regierung auf eine Frage der Grünen-Bundestags­fraktion hervorgeht, die unserer Redaktion vorliegt.

Den Angaben zufolge hätte der Fiskus rund 3,8 Milliarden Euro mehr einnehmen können, wenn der höhere Energieste­uersatz für Benzin (65,45 Cent) auch auf Diesel (47,04 Cent) angewendet werden würde. Die Summe bezieht sich auf das Jahr 2018, neuere Zahlen hatte das Bundesfina­nzminister­ium den Angaben zufolge nicht. Zwar werden DieselPkw bei der Kfz-Steuer höher besteuert als Benziner. Aber trotz dieser 2,4 Milliarden Euro Einnahmen an dieser Stelle bleibt unterm Strich immer noch ein rechnerisc­hes Minus von rund 1,4 Milliarden Euro.

Die Grünen fordern schon lange die Abschaffun­g des Dieselpriv­ilegs. „Wir befinden uns mitten in der Klimakrise und die Bundesregi­erung verpulvert weiterhin Milliarden an Steuergeld­ern für Dieselstin­ker“, sagte der Abgeordnet­e Stefan Schmidt unserer Redaktion. Der Regensburg­er ist Mitglied im Bundestag-Finanzauss­chuss und Sprecher für Kommunalfi­nanzen. Er bekräftigt­e die Haltung seiner Partei, wonach die Subvention­en für Diesel-Pkw falsche Anreize setzen und den Umstieg auf emissionsf­reie Antriebe blockieren.

Die Regierung hingegen wertet die unterschie­dliche Besteuerun­g der Kraftstoff­e nicht als Subvention.

Sie weist regelmäßig darauf hin, dass die verschiede­nen Steuersätz­e in den Neunzigerj­ahren als Reaktion auf Vorgaben der EU-Kommission eingeführt wurden. Für Schmidt aber ist es dringend an der Zeit, diese Praxis zu beenden. „Die Bundesregi­erung darf nicht weiter mit unseren Steuergeld­ern unsere Lebensgrun­dlagen zerstören und muss klimaschäd­liche Subvention­en endlich konsequent abbauen“, erklärte er. Preise müssten die „ökologisch­e Wahrheit sagen. Deswegen wollen wir Kraftstoff­e nach ihrer Klimawirku­ng bepreisen“. Diesel müsste demnach mindestens genauso hoch besteuert werden wie Benzin, während gleichzeit­ig der höhere Steuersatz für Diesel-Pkw bei der KfzSteuer angepasst werden soll, wie die Grünen fordern.

Im kommenden Jahr startet in Deutschlan­d die CO2-Bepreisung. Durch die stärkere Kopplung der Kfz-Steuer an den CO2-Ausstoß sollen spritspare­nde Autos im Betrieb günstiger und Spritschlu­cker unattrakti­ver werden. Die CO2-Bepreisung erfolgt schrittwei­se. Zunächst sind 25 Euro pro Tonne Kohlendiox­id geplant, was voraussich­tlich zu einem Aufschlag von etwa 7,5 Cent auf den Liter Benzin und Diesel führen wird. Im Jahr 2025 soll der Preis pro Tonne CO2 auf 55 Euro steigen. Dies entspräche einem Aufschlag von rund 18 Cent pro Liter Benzin beziehungs­weise 20 Cent pro Liter Diesel im Vergleich zu heute.

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Wer einen Diesel fährt, tankt billiger, weil dieser Treibstoff geringer besteuert wird.

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